Und immer mal wieder nimmt sie mich gefangen… die Sehnsucht nach der charmant-großherzlichen Gastfreundschaft. Und eine weise Regel besagt: Das schönste an der Sehnsucht ist eigentlich, dass man nicht enttäuscht werden kann. Nach meinem allwöchentlichen Ritt durch den nie perfekt gestalteten Terminkalender fand ich mich zum Ende der Woche ganz schnell wieder an diesem, mir so liebgewonnenen Sehnsuchtsort im romantischen Beichtstuhl. Das Restaurant ist nicht nur Sehnsucht, sondern auch Kreativwelt meiner Seele.
Hier, zwischen Neckarufer und liebenswerter Innenstadt hat sich der Beichtstuhl in den Gassen versteckt, denn wer mag gern im Gewimmel der Stadt öffentlich Buße tun oder bester Genüsse beraubt werden.
Völlig entspannt und ganz weit weg jeglicher Buße, gepaart mit einem sehr sensiblen Gespür für feinste Köstlichkeiten der Region, zaubert der Inhaber und Chefkoch Fabian Lidak umgeben von einem talentiert-engagierten Team einen bunten Genussfächer in die Sinne. Die Ideen der Restaurantmacher sind von göttlicher Natur: Beim „Sharing“ lässt sich vorzüglich austesten, ob das Teilen auch Freude und Freunde bereitet, denn teilen kann so bereichernd sein. Ob Zeit, Vermögen, Erfahrungen oder Genüsslichkeiten im Beichtstuhl. Sharing á la Beichtstuhl heißt, die Gäste bekommen Gerichte – plus Weinempfehlung – serviert, die jeweils auf 2 Personen ausgelegt sind. So können bis zu 8 Leuten sich diese kunterbunte genüssliche Auswahl als ein entsprechend umfangreiches Essen teilen. Aber auch sämtliche Zwischenvarianten (z.B. 2 Gerichte für 4 Personen, 3 für 6 oder 4 für 8) sind möglich. Gemeinsam genießen ist eben manchmal die schönste Art von Genuss. Im zweiten Teil der Speisekarte wird es dem Gast sinnig-leicht gemacht, das richtige Menü unter den vielen Kreationen der Küche zu wählen. Der Vierklang des Genusses lautet im Beichtstuhl „Locker, Modern, Gehoben, Sharing“.
Ich durfte vorzüglich und ohne in Buße zu gehen erkennen, dass die Küche von Fabian Lidak ein Ort der Gegensätze ist: traditionell und modern, regional und kreativ. Ja, es sind viele Glücksgefühle, die auf dem Teller in Szene gesetzt sind und es sind ganz viele Genussmomente, die der Gast gerne in seinen Erinnerungen parkt. Zweifelsohne gehört hierzu auch die charmante Herzlichkeit der Sommeliere und Restaurantleiterin Lisa Neubauer. Ihr gelingt, was vielen ihrer Kollegen selten… ja fast nie gelingt. Es fällt mir wahrlich nicht schwer, ihrer Weinauswahl zu vertrauen: Große Weine von jungen Weinmachern der Region Heilbronn. Ausgezeichnet! „In vino heilbronnitas – im Wein steckt Heilbronn“ nennt sie ihre ganz besondere, kleine, Weinprobe. Dabei kredenzt sie ein Quartett ausgesuchter Weiß,- Rosé- und Rotweine von renommierten Weingütern aus der Region. Der Gast erhält ein Handout mit allen relevanten Informationen zu Herkunft und Charakter der Weine bereichert mit kleinen, feinen, Anekdoten zur großen Welt der Weine.
Es war ein unbeschwerten Restaurantbesuch, denn für die sorgfältig zubereitete Speisen und der vorzüglichen Weinberatung wurde ein angemessener Preis aufgerufen.
Den Sehnsuchtsort wieder zu verlassen ist geradezu tragisch! Was bleibt: Der Geschmack von Sehnsucht.