Falk Richter – Der mit Wildkräutern und Aromen tanzt

Kaum habe ich die Autobahn bei Eltville verlassen, erfasst mich die außergewöhnliche Stille einer prächtig anmutenden Natur. Hier oben, auf der Bergkuppe des Hahnwalds in unmittelbarer Nähe zum Kloster Eberbach, tickt die Welt anders. Ruhiger und gleichzeitig auch erhaben. Hier herrscht eine außergewöhnliche Stille einer prächtig anmutenden Natur. Es ist, als habe die Natur unser natürliches Gespür für Zeit und Raum geraubt. Es ist ein Ort ohne Hast. Prächtige Wald-, Wiesen- und Weinbergslandschaften, welche den Horizont in ein kräftiges Grün tauchen, und sattgrüne Wälder, die dem Himmelsblau einen farblichen Widerspruch in die Karten spielen lassen, sind merklich zu erkennen: Hier ist es anders.

Bereits meine erste Begegnung mit Falk Richter lässt erspüren, dass hier ein leidenschaftlich wie auch kreativ agierender Gastgeber am Werk ist, der sich nur mit dem Besten zufrieden gibt.

Seine Welt ist mal fein – manchmal gar pedantisch – sortiert und dennoch spürt man die monotonen musikalischen Riffs eines Virtuosen an der Gitarre oder das Doublebass am Schlagzeug. Er ist eben ein Künstler am Herd wie auch im kreativen Spiel mit seinen Kindern.

Falk Richter führt sein Wald.Fein im Hotel & Retreat Wald.Weit. mit ganz viel sensiblen Gespür für kultivierte Gastfreundschaft und einer ansteckenden Lebensfreude, welche sowohl auf dem Teller als auch im Restaurant sichtbar wird. Hier vereinen sich Innovationsfreude sowie perfekte Servicequalität mit unternehmerischem Mut und Beharrlichkeit.

Falk ist geprägt von Geduld, Achtsamkeit und seiner engen Verbindung zur Natur. Ein  Naturbursche eben, welcher seine Kräuter im Kräutergarten und im Wald direkt vor seiner Tür sammelt. Gemeinsam mit seinem Team nimmt er nicht einfach mal irgendein Kraut oder Salatblatt, sondern wohl ausgesucht, fein sortiert, in der richtigen Aromamatrix setzen sie Kompositionen zusammen, welche manchem Gast die Sinne bereichern.

Wildpflanzen waren schon immer seine Ressourcen für außergewöhnliche Gerichte. Gerade hier in der Region Rheinhessen waren Wildkräuter ein wesentlicher Teil der Ernährung oder als Heilmittel. Erst mit der Kultivierung einiger Pflanzen, die dann Grundnahrungsmittel wurden, ging die Verwendung von gesammelten Kräutern zurück. Dadurch verschwand aber auch Vielfalt in unserer Ernährung und nicht zuletzt eine Vielfalt an natürlichen sekundären Pflanzenstoffen, die für unsere Gesunderhaltung förderlich sind. Falk zeigt mit Hingabe auf, dass es immer noch viele Wildkräuter gibt, die unseren Gaumen bereichern. Gundermann, Brennnessel, Schafgabe, Knoblauchsrauke oder zahlreiche Arten von Kresse füllen seine Kreativwerkstatt.

Für Falk Richter gehören Wildkräuter ebenso zum Kulturgut wie auch die Musik. Hier gern auch Metal, was sich wie die Waldkräuter in vielen alten Geschichten, Mythen, Märchen, Gedichten und Liedern ausdrückt.

Am Abend empfängt und fasziniert eine stilistisch innovative Erlebnissphäre des vorzüglich geführten Wild.Fein! Definitiv ist Falk Richter ein bodenständiger wie auch ehrlicher Aromenzauberer, welcher den teils filigranen Spannungsbogen der Geschmacklichkeit perfekt beherrscht. Er ist weit weg vom Mainstream oder von Abgehobenheit. Höchste Qualität und Güte bei der Auswahl seiner Produkte sind die Pflicht, deren formvollendete Umsetzung die Kür. Beides erfüllt er und sein Team aus Berufung und Leidenschaft. Bei jedem Gang fasziniert er in der Verarbeitung und im Design mit typischen und außergewöhnlichen Zutaten aus der Region. Alle seine Kunstwerke sind so verarbeitet, dass diese ihren kräftig-natürlichen Geschmack unverkennbar behalten und auch unverwechselbar kombiniert sind. Mit jeder neuen Kombination der zahlreich aufeinander abgestimmten Gänge unterstreicht er sein formidables Können und seine Spielkunst, die kulinarischen Genusswelten meisterlich zu inszenieren, ohne die Aromencharaktere zu vernachlässigen. Es ist mehr als nur ein einmaliges Erlebnis für Gaumen und Augen. Es ist eine feine Spielkunst auf allen Positionen der Sinne.

Der dreifache Familienvater war nie schaffensmüde, sondern schaffenswild und sehr kreativ. Dank dem Gottvertrauen und der Zuversicht seiner Frau kann er frei sowie auch innovativ gestalten und entdecken. Es gibt noch immer zahlreiche wie auch kreative Herausforderungen. So darf es demnächst – sofern es die Druidenstube zulässt – auch mal Pasta mit dem Mehl der Birkenrinde sein.

Der formidable Apero des Menüs – eine Brennnesselsuppe mit Wildsamen und Reh-Tatar, bereichert mit einer Nuance schwarzer Johannisbeere – macht natürlich Lust auf mehr Genuss. Der sehr zarte Saibling schmiegt sich ganz gemütlich an Petersilienwurzel, einen Touch Apfel und intensiv wie auch frischen Kohl.

Ein kleiner Sidestep durch die feine Kultur der Gemüseküche: Auberginen mit feinem Miso, etwas Quinoa und Cashew haben sich wahrlich gelohnt.

Hier im Wald.Fein bestimmt der Gast den Takt und wird nicht vom überaus freundlichen Serviceteam taktiert oder gesteuert. Alles ist genüsslich, ist von sensibler Feinheit bereitet, dass wir nie die Fülle des Magens spüren. Die Sinne sind es, welche eine Pause einfordern, da sie fast in ein Meeresrauschen geraten. Und zum Schluss: Ein kunterbuntes Honig-Crème-brûlée mit Walnusseis. Chapeau!

Völlig eingenommen vom Facettenreichtum der Aromen und Konsistenzen lasse ich mich von einer Riesling-Auslese und einem perfekt aufgelegten Service auffangen. Es sind Ausnahmeerfahrungen wie dieser Abend bei Falk Richter, die Gäste aus aller Welt in die romantische Naturlandschaft oberhalb von Kiedrich pilgern lassen. Chapeau, Chapeau dem Meister. Chapeau dem Team!

 

Restaurant Wald.Fein  / Am Hahnwald 1, 65399 Kiedrich 

Mal ganz fein ins Wald.Fein nach Kiedrich

Manchmal liege ich auf einer Liege direkt am Rhein mit Blick auf Mainz. Die Füße im Sand verbuddelt und sinniere über die Schönheit des Lebens. Manchmal sitze ich auf dem Lohrberg mit Blick auf die Skyline von Frankfurt. In der Hand ein schönes Glas Apfelwein und lausche der Ruhe abseits vom Getöse einer Stadt mit Weltformat. Auch sitze ich manchmal oberhalb von Kiedrich im Rheingau mit Blick rüber nach Rheinhessen. Meine Blicke erfassen die Flugkünste einiger Störche, die hier genüsslich ihre Kreise ziehen. Die Aussicht ist zum Niederknien: Sattgrüne Weinberge ziehen, wie mit einem überdimensionalen Kamm gestriegelt, den Hang hinunter bis zum Rhein, in der Senke fällt augenblicklich die Basilika St. Valentin in Kiedrich ins Auge. Sie gilt als einer der schönsten Kirchenbauten der Region. Und kurz dahinter Eltville, die älteste und nach Einwohnern größte Stadt im Rheingau. gestreckten Ort, gegenüber flirren Auwälder und Felder in der Sonne, im Hintergrund erhebt sich Rheinhessen. „Irre, oder?“ „Ich hab den schönsten Arbeitsplatz der Welt“, sagt die sehr servicefreundliche Mitarbeiterin des Wald.Weit Hotels und serviert mir einen feinen Riesling vom Weingut Kaufmann. Klar! Sitze ich doch mittendrin im berühmten Weinbaugebiet Rheingau. 

Ohnehin ist das Hotel und Restaurant Wald.Weit über Kiedrich, weit mehr als nur ein Hotel. Es ist eine opulente Genusswelt und bietet eine einzigartige Verführung aller Sinne. Traumhafte Ruhe abseits jeglichen Lärmdschungels in den überfüllten Gassen der umliegenden Tourismusorte und Städte inbegriffen. Ein wahrlich grandioses Ereignis ist das Restaurant Wald.Fein. Es fasziniert durch weite Terrassenlandschaften, auf welchen eine feine Kulinarik und ein facettenreiches Getränkeprogramm geboten werden. Hier bekommt selbst ein Aperol Spritz eine besondere Anerkennung. Denn der Blick wird nonchalant mitserviert.

Der Blick in die Karte des Wald.Fein wie auch das Gespräch mit dem Küchenchef Falk Richter verrät, dass hier ein sattes Stück Region mit einem Füllhorn feinem Gemüse und Kräutern auf den Teller kommt. Gemeinsam mit seinem kreativen Team schöpft er die einzigartigen Schätze des Rheingaus und der regionalen Erzeuger. Um das Hotel herum wurden zudem Gemüse- und Kräuterlandschaften geschaffen. Nach dem Konzept Farm-to-table kommt hier Frisches aus dem Garten und wird unverfälscht und ohne jeglichen Chichi zubereitet. Ohnehin ist Falk Richter ein Kräuterkünstler. Authentische Aromen wachsen in den umliegenden Wald- und Wiesenlandschaften und natürlich in seinem Garten. Das Produkt bekommt hier die volle Aufmerksamkeit seiner leidenschaftlich-kreativen Kochkunst. Die Produkte aus der Region prägen seine Farben- und Genussspiele. Feinstes Fleisch und Wurst mit Stil und Charakter liefert ein regionaler Metzger. Es bleibt haften … im Gedanken und in der Seele: ein Sinnesrauschen durch den Aromengarten der Natur. Hier lohnt eine kulinarische Reise durch die pure Authentizität und Raffinesse einer wundervollen Region.

Besonders auffällig: das sehr aufmerksame und servicefreundliche Team im Service. Hier ist der Gast nicht König, sondern Mensch, welchem man mit viel Wertschätzung und Respekt begegnet, ohne ihn zu belehren. Chapeau!

Wald.Weit Rheingau Hotel & Retreat
Am Hahnwald 1
65399 Kiedrich
+49 6123 18445-0

Andi Kirchner – Enthusiasmus, Lebensfreude und Leichtigkeit

Ein Altruist oder gar ein Idealist? »Ich dränge mich bitte nicht zu schnell in mein unabwendbares Schicksal«, sagte Andi Kirchner bei unserer ersten Begegnung. Tatsächlich lässt sich auf drei Hektar Weinberg keine gesunde Existenz begründen. Außer es gelingt, die Mechanismen des Marktes entsprechend zu verändern. Die meisten Marktmechanismen kennt der ehemalige Vertriebsmanager eines führenden Pharmakonzerns recht gut. Auch die Lage seiner Weinberge und deren stetige Veränderungen kennt er seit seiner Kindheit recht gut. Letztlich ist er ein Schriesheimer Bub, der bereits als Kind mit Leidenschaft im Obst- und Weinbau seiner Eltern mitwirkte. In seiner kleinen „Druiden-Stube“ im tiefen Keller von 1671, einer romantischen Altstadtgasse von Schriesheim, keltert er Weine, die allesamt Plädoyers für größtmögliche Fruchtreife und Harmonie sind.

Wer den pittoresken Weinort Schriesheim unterhalb der Strahlenburg besucht und sich zu einem Abstecher zu Andi Kirchner aufmacht, tritt in eine auf fast magische Weise entschleunigte, völlig eigene Welt ein. Den Worten des im besten Sinne lebensfrohen Winzers und Trompeters Andi Kirchner zu folgen, gleicht der Erfahrung, mit geschlossenen Augen den Klängen eines Orchesters zu lauschen, das aus tausenden von Tönen ein harmonisches Gesamtbild schafft. Dabei ist dieser besondere Ort gar nicht so leicht zu finden. Kein protziges Schild zeigt einem den Weg. Der Keller liegt versteckt hinter der Kirche in einer Gasse, welche steil hinauf in die Weinberge führt. Mit nur drei Hektar Rebfläche ist es in dieser Region ein typisches Weingut, dessen Bewirtschaftung aufgrund der Weinberge, die steil nach Südwesten geneigt sind, eine Herausforderung ist. Jedoch bewirtschaftet Andi Kirchner nicht als Lieferant für die Genossenschaft, sondern für seinen ganz eigenen, feinen Kundenkreis.

Der historisch geprägte, enge Keller scheint in einer eigenen Zeit stehen geblieben zu sein. Andi war der Prinz, der diesen Ort wachgeküsst hat. Hier findet die gesamte Vinifizierung der Ernte statt. Das spiegeln auch die Weine, die er keltert. Sie leben von Harmonie und Aromen, nicht von Struktur. Sind es doch immer die Aromen und die Harmonie, die aus einem Wein einen besonderen Wein machen.

Mainstream- oder Allerweltsweine sind nicht sein Ding. Darum hat er eine besondere Leidenschaft für Frucht und Aromen entwickelt, die er deutlich höher gewichtet als alle anderen Elemente. Die ganze Vielfalt von Aromen könne nur mit perfekt reifen Trauben erzielt werden.

Es sind überwiegend alte Reben, teilweise über 50 Jahre, die anders sind als alles, was man von der Bergstraße sonst kennt. Auch lässt er sich gerne auf eine späte Lese ein. Denn so gelingt es Andi Kirchner, Weine mit einem breiten aromatischen Spektrum und doch erstaunlichem Reifepotenzial zu erzeugen. Klar, als achtsamer Beobachter kennt er auch Stress, welchen die Reben wie auch die Winzer haben. Aber Stress ist im Kern etwas Exzellentes, da er die Wurzel jeglicher Dynamik ist, die nötig ist, um große Sachen zu schaffen.

Sein Mut, immer wieder eigene Wege zu beschreiten, sein liebenswerter Charme und der ständige Einsatz für allerlei Bürgertum in Schriesheim machen Andi zu einer viel beachteten Persönlichkeit, zu einem geschätzten Mitbürger und charmanten Winzer, von dem man sich gern einfangen und bereichern lässt.

Andi Kirchner ist 67 Jahre jung und versprüht eine Vitalität, die selbst den Schaffensdrang großer Weingüter überstrahlt. Es sind dieser unerschöpflich scheinende Enthusiasmus, die Lebensfreude und die Leichtigkeit, die diesen Mann immer weiter antreiben. Er ist ein Mensch und ein Weinmacher, der selbst in der Traurigkeit das Schöne sieht. Er möge Wolken und Regen mindestens so gerne wie die pralle Sonne. Und gerade auch in seinem Beruf als Weinmacher ist es entscheidend, dass man den Enthusiasmus nie verliert, egal was passiert.

Und am Ende… sind es die Klänge und solche Typen, welche unsere Sinne bereichern.

Weingut Diana Kirchner / Strahlenberger Straße 40, Schriesheim, 0178 3198094

Ist „Foie Gras“ nun Gourmet kultiviert oder nur „verstopfte Handwerkskunst“?

Für viele Genussritter ist die Foie gras eine kulinarische Delikatesse auf der Basis frischer Zuchtgänse- und Zuchtentenleber, für deren Zubereitung es mannigfache, kunterbunte Rezepte gibt und noch immer die Größten wie auch die „Scheinbaren“ der Kochzunft spannende und teils aberwitzige Varianten und Techniken zum Besten geben. Sehr häufig höre und lese ich, mit welcher Hingabe sich die Promi-Kochzunft bei der Produktbehandlung von „Foie Gras“ ins Zeug bzw. ins Gras legt. Es scheint, dass die Zubereitung bis in alle Details ausgereift ist und es wahrlich nichts … nichts mehr Neues gibt.

Bedauerlich ist bei alledem, dass es bei der Vielfalt von Produkten keinen Gleichbehandlungsgrundsatz gibt, denn definitiv: In vielen Restaurants stelle ich immer wieder eine überbordende Vernachlässigung von Gemüse fest: Das kultivierte Auge erkennt sofort, dass die Kreationen noch nicht den gleichen Grad an handwerklicher Meisterschaft haben, wie dies bei vielen klassischen Produkten der Fall ist. Häufig wird an einem perfekten Steak das Gemüse so nebenbei verteilt. Oder bei Foie Gras als „Beilage“ stilsicher auf dem Teller drapiert.

Was man aber alles mit einer Möhre, Roten Beeten oder Sellerieknollen nebst dem geschmacklich spannenden Grün anfangen kann, bleibt meist völlig unbeachtet. Es gibt jedoch Ausnahmen:
Auf meiner Suche nach jenen Kreateuren, die konsequent mit Gemüse und Kräutern arbeiten, wurde ich häufig in Österreich, aber auch im Elsass fündig. Und auch in Deutschland wird aus dem anfänglichen Trend ein kreatives Programm. In Frankfurt hat mich die Küche der Mon Amie Maxi Brasserie überzeugt. Und auch Florian Winter vom Ritterhof zur Rose begeistert mit seiner leidenschaftlichen Liebe zur französischen Küche. Gerade Florian Winter rückt Gemüse, Kräuter und Blüten konsequent in den Vordergrund. Er kauft mit sensiblem Augenmerk bei regionalen Erzeugern ein und überzeugt sich direkt bei diesen Gemüsebauern von der Qualität und Güte dieser Produkte. Der ehemalige Sternekoch Michael Hoffmann ist auch Gärtner. In seinem Berliner Restaurant „Margaux“ kochte er Gemüse-Menüs mit acht Gängen aus dem eigenen Anbau. Nun sorgt der Hoffmann dafür, dass auch die vegetarische Küche des legeren Luxusschiffes diesen Ansprüchen genügt. Als „kulinarischer Berater“ hat Hoffmann für die EUROPA 2 neue vegetarische Menüs kreiert, um die Speisekarten der Restaurants zu erweitern.
Sternekoch Andi Schweiger hört in der Küche am liebsten Hardrock oder Metal. Seine Gerichte hingegen sind alles andere als laut. Feinsinnig und auch ein wenig brachial. Kunterbunt und verdammt fleischlos. Mit ganz viel Leidenschaft kreiert er vegetarische Gerichte, welche ganz weit entfernt sind von der üblichen Kochkultur. Zucchinicarpaccio mit Burrata und Tomatenvinaigrette, Kohlrabispaghetti mit geschmolzenen Johannisbeertomaten und Kohlrabifritt, Kaffeegnocchi auf Orangen-Chicorée und Estragon-Schwarzwurzeln.
Der Starkoch aus Kitzbühel „Simon Taxacher“ fährt eigens und regelmäßig nach Südtirol und entdeckt gemeinsam mit kleinen Biobauern Gemüsekulturen längst vergessener Zeiten mit höchster Güte. In all seinen Texturen zeichnet er mit verdammt viel Fortune feine Gemüseinterpretationen in die Sinnesbahnen seiner Gäste. Geschmorte Lammschulter, geräuchertes Jungkraut, Safran-Macaron, Iberico-Schwein, Taschenkrebs, Leber vom Donauwaller, Paprika, geröstete Linsensuppe, Senfgurke, Schwarzkümmel-Schnittlauchcracker, Spargel, Morcheln und … und …! Der Vier-Hauben-Koch Simon Taxacher zeigt, dass bestes Gemüse und bestes Fleisch wie auch vorzüglicher Fisch gemeinsam in größter Hochachtung füreinander auf der Bühne bestehen.
Zucchinicarpaccio mit Burrata und Tomatenvinaigrette, Kohlrabispaghetti mit geschmolzenen Johannisbeertomaten und Kohlrabifritt, Kaffeegnocchi auf Orangen-Chicorée und Estragon-Schwarzwurzeln. Solche Sachen zaubert der Münchner Sternekoch Andi Schweiger lässig in die Sinne seiner Gäste. Wie all seine vorgenannten Kollegen inszeniert auch er gerne in einer eigenen Kochschule und gibt hochdekoriertes Wissen weiter.

Und was uns Großmutter nicht mehr lehren kann, werden wir nun in den kreativen Kochschulen der Gemüse-Kreateure entdecken, schmecken und genießen. Ich wünsche uns allen… gemüsefreudige Zeiten.

Das große Dings mit dem Rebschnitt

Kaum hat der Januar mit seiner grauen Tristesse losgelassen, schickt der Februar mit all seiner Kraft die Sonne in die herrlichen Weinbergs- und Waldlandschaften der Südpfalz.

Die Reben gieren nach Sonne und strecken sich ihr nun entgegen. Der Winterschlaf ist vorbei und hier und da fallen sie auf … die Winzer mit ihren Scheren. Etwas später, aber unbedingt auch gesünder als üblich. Der Rebschnitt erfolgt dann, wenn die Rebstöcke in der winterlichen Ruhephase zwischen November und März sind. Je später er durchgeführt wird, desto besser ist es für die Pflanzen. Mittlerweile haben viele Winzer begriffen, dass eine Rebe eine besondere Pflanze ist und viel Aufmerksamkeit wie auch Achtsamkeit benötigt. Um die Folgen radikaler Eingriffe zu vermeiden, schneiden die Winzer seit einigen Jahren nach der Methode des sogenannten sanften Rebschnitts.
Früher etwas stiefmütterlich behandelt, kommt dem Rebschnitt heute zunehmende Bedeutung zu. Das erfordert jedoch auch ein Drittel mehr Zeit und viel Konzentration. Beim sanften Rebschnitt darf die Säge pausieren, denn nun ist die Handschere das Maß der Vernunft und das Werkzeug der Achtsamkeit.

Anders als beispielsweise Obstbäume ist die Rebe nicht in der Lage, großflächige Schnittwunden zu verschließen. Daher gilt es, solche rabiaten Verletzungen zu vermeiden. Zudem kommt es, beginnend von der Schnittstelle, zum Vertrocknen der Leitungsbahnen und wichtige Mineralstoffe finden nicht mehr den Weg in die Beeren. Schadsymptome sind oft erst nach mehreren Jahren sichtbar. Da die Reben aufgrund des Klimawandels zunehmend Stresssituationen ausgesetzt sind, ist es den intelligenten Winzern wichtig, die Leitungsbahnen in den Rebstämmen möglichst intakt zu halten. Nur so bleiben die Rebstöcke langfristig gesund.

Bei der neuen Schnitttechnik achtet man darauf, dass möglichst wenige Wunden entstehen. Holzzerstörende Pilze bekommen dadurch weniger Angriffsfläche. Wichtige Gründe für den Schnitt von Weinreben sind gute Belüftung und Belichtung im Stock. Dadurch wird die Krankheitsanfälligkeit des Stocks verringert und die Qualität der Früchte erhöht. Je weniger der Rebstock verletzt wird, desto ungehinderter ist zudem die Versorgung der Triebe und Trauben. Der Rückfluss von Nährstoffen in Richtung Stamm als Energiespeicher für das kommende Jahr wird ebenfalls gefördert.

Manchmal bin ich auch sehr verwundert über jene Wanderer, welche zum Hirsche mutieren, gern durch Rebflächen toben und dabei wertvolle Reben schädigen.

Eine gesunde Weinrebe, die viele schmackhafte Trauben trägt, benötigt Ruhe und auch einen regelmäßigen Schnitt.

Provence – St. Tropez kann auch Idylle – Hotel Villa Marie

Mondäään, mondän … eine Welt, die ganz weit weg von Schlecht liegt, eine Welt, in welcher tagtäglich der kunterbunte, teils skurrile Zirkus mit russischen Neureichen, goldenen High Heels, englischen Bankern, deutschen Industriellen, gestählten Seglern und allerlei französischen Promis das Programm inszeniert wird. Rund um das Mittelmeer und schon gar nicht in Frankreich gibt es einen Ort, der es in puncto Skandale, Sex und „Geld spielt keine Rolle“-Exhibitionismus mit dem fashionablen Saint Tropez aufnehmen könnte.

Und genau diese Mischung gepaart mit extravaganter Eleganz macht St.Tropez seit über 50 Jahren allsommerlich zum Anziehungspunkt des Jetsets.

Auch in diesem Sommer quillt der Straßenverkehr fetter als in London, Frankfurt oder Paris. Die Preise sind weit über dem üblichen Überquellen und suchen sich neue Sphären. Der Andrang wird – Corona ist hier ein Fremdwort – immer ärger, genau wie die Mega-Yachten, die prahlerisch am Kai des alten Fischerhafens liegen. Oh ja! St. Tropez hat mal wieder die Grenzen der Taktlosigkeit formidabel überschritten. Und … es wieder weiter zum Extremsport werden zu lassen, zum Lunch einen Tisch im berühmten Club 55 zu bekommen, und … man muss nun bereits beim Sonnenaufgang am Strand stehen, um die heiß begehrte Liege am Strand zu ergattern. Ja! So ist sie, die überkultivierte Szene, die den Takt vorgibt und dem – eigentlichen – beschaulichen Badeort an der Côte d’Azur das Leben einhaucht und das Leben hier alles andere als langweilig gestaltet.

„Die Szene ist da, wenn man sie sucht, und wenn man das nicht möchte, bleibt man eben einfach ‚am Pool seiner Villa‘“, entgegnet mir ein Fischhändler auf dem Markt Place des Lices im Herzen der Altstadt von St.Tropez.

Der bunte Haken an der Sache ist jedoch, dass nicht jeder eine Villa besitzt. Klar… es gibt reichlich kleine Hotels, welche sich ideal als Fluchtburgen eignen. Sei es im charmanten Stadtteil Byblos, im chicen Maison Blanche oder auch im rustikaleren Moulins an der Routes des Plages.

Oder!! Ja, unbedingt… hinauf in die Berge mit einem mondänen Blick auf die berühmten Strände und das quirlige Leben von St. Tropez. Hoch zur Villa Marie, einem charmanten Boutique-Hotel, welches sich prachtvoll in die Hügel vor Saint-Tropez auf dem Weg zum etwas höher gelegenen Dorf Ramatuelle einfügt. Die Aussicht über die Bucht von Pampelonne und das grüne Hinterland ist einfach phänomenal. Und das Beste: nur 10 Minuten mit dem Auto fahren und schon ist man der mondänen Hektik in Saint-Tropez entflohen – und man ist mitten in der Natur! Selbst in der Hochsaison hört man in der Villa Marie noch die Vögel zwitschern.

Hier schufen die Hoteliers Jean-Louis und Jocelyne Sibuet auf sechs Hektar, mit den höchst erstrebenswerten Vorzügen Aussicht und Abgeschiedenheit und einem legendären Weinberg, eine einzigartige Genussoase mit einem Interieur, das dem italienischen Vermächtnis der Gegend entspricht – einem ästhetischen Mittelding aus Provence und Toskana. Das Ergebnis ist eine unaufdringliche Villa, der man zutraut, eventuell einmal ein bescheidenes Bauernhaus gewesen zu sein. Das Haus ist von üppigen Gärten umgeben, die das steile Gelände kaskadenartig und sehr spektakulär begrünen. Brunnen, Obstbäumchen in Kübeln, eindrucksvolle schmiedeeiserne Tore, Zypressen, Pinien und Olivenbäume sorgen für typisch mediterranes Ambiente. Dieser Stil wird im Innern mit viel Farbe – Rot, Orange, Grün und Dunkelbraun – fortgesetzt. Dazu kommt eine wahrhaft ungewöhnliche Sammlung von Kunst, Möbeln und Deko-Objekten, die eher an die Villa eines alternden italienischen Playboys erinnert: Zeichnungen von Matisse, Picasso und Cocteau, patinierte Gartenmöbel aus den Fünfzigerjahren.

Die Zimmer sind geräumig und unkonventionell, wie toskanische Lofts im Miniformat.

Und wie zu erwarten bietet das Restaurant eine brachial-schöne Aussicht auf die Baie de Pampelonne und einen genüsslichen Einblick in die Kunst des Küchenchefs. Die Küche ist so typisch und erfrischend provenzalisch: Fisch aus dem Mittelmeer, regionales Gemüse und Zitrusfrüchte. Dazu eine Weinkarte, welche Freudentränen in die Augen lockt. Am Abend streicht eine satte Portion Romantik die Seelen,  denn die Aussicht auf die mit Lichtern übersäte Küstenlandschaft ist weit weg von göttlicher Bescheidenheit.

Inmitten der Natur, im weitläufigen Garten der Villa, strahlt der elegante Pool, der an der einen Seite wie in den Fels gehauen scheint, ein paradiesisches Flair aus. Zwischen hohen Pinien und süßlich riechenden Sträuchern und Blumen steht das Spa-Häuschen, in dem Gäste mit herrlichen Massagen und (après soleil‑)Behandlungen verwöhnt werden.

Was die Kreativität angeht, ist das Hotel also ein Riesenerfolg. Noch vielsagender ist aber vielleicht das Kompliment des ehemaligen Besitzers. Bei einem Rundgang kurz vor Eröffnung des Hauses meinte er ziemlich verbittert: „Wenn ich gewusst hätte, dass die Zimmer einen so unglaublichen Blick haben, hätte ich nie verkauft.“

Jean-Louis und Jocelyne Sibuethaben etwas Besonderes, etwas Außergewöhnliches mit einer sanften Spur „mondän“ geschaffen: feine Qualität gepaart mit Charme und Charakter für das ganze Jahr und nicht nur für den Sommer. Hier ist es nicht Hotel, sondern vielmehr ein liebenswertes Gästehaus mit dem gelebten Gefühl, bei Freunden zu sein.

Übrigens und klar … auch unbedingt: Saint-Tropez ist längst nicht nur Klischee und „Wiege des internationalen Jet-Sets“, sondern ein ganz bezauberndes Städtchen mit kleinen, schmalen Gassen, malerischen Vorhöfen und Olivenbäumen, dessen Charme kaum jemand widerstehen kann, wenn er sich einmal auf den kleinen Hafenort eingelassen hat.

Villa Marie, Route des Plages, Chemin Val Rian, 83350 Ramatuelle, St-Tropez, Frankreich

https://saint-tropez.villamarie.fr

 

Provence: Die Kunst der Genusskünste – Hotel „la colombe d’or“

Das Café e Hôtel „la colombe d’or’ , Saint-Paul-de-Vence – ist „der“ romantische Vergnügungsort der Künstlerseelen!

Etwas entrückt, aber fern von verborgen. 12 Kilometer nördlich von Nizza und nur wenige Kilometer von den Traumstränden der Côte d’Azur, gefüllt mit malerischen Gassen, einer gut erhaltenen, jahrhundertealten Befestigungsanlage und allerlei bunt lackierten Fensterläden, verzaubert das Berg- und Künstlerdorf Saint-Paul-de-Vence weit ab der Moderne, aber mit reichlich Blickachsen in die Ferne. Definitiv ist Saint-Paul-de-Vence eines der hübschesten Bergdörfer im Hinterland der Côte, welches es bei jeder Begegnung versteht, zu verzaubern. Mittendrin die traumhafte Krönung des Laissez-faire der Côte d’Azur, das Café „la colombe d’or“ mit seiner merklich kunstgefüllten Atmosphäre. Es ist Café, Restaurant, Hotel, Kunststätte und Seelenfänger zugleich. Hier sind die Wände voll mit Kunstwerken, für die so mancher Kunstliebhaber und Galerist wohl morden würde. Hier lebt Geschichte wie auch der Glanz der Provence.

Noch heute erinnert ein Schild am Eingang an die große Gastfreundschaft: „Ici on longe à cheval, pied ou en peinture“ (Logi für Pferde, Wanderer und Maler).

Dass der ehemalige Eigentümer Paul Roux – die Beerdigung Roux’ war eine der wenigen, an denen der Künstler je teilnahm – nicht nur kultivierter Gastgeber war, sondern selbst auch Künstler, Kunstfreund und auch Schüler seines Gastes Pablo Picasso. Noch heute hängen einige seiner Bilder im Hotel. Nicht nur die Wände sind mit Kunstwerken bereichert … auch im Restaurant und unbedingt im Hotel gibt es zahlreiche spannende Begegnungen mit allen Facetten der Kunst. Man spürt im Dekor die Leichtigkeit und die Kreativität, welche hier nonchalant gelebt wurde und noch immer wird. So wie es Picasso gelungen ist einen alten Fernsehständer in die Skulptur eines Pferdes zu verwandeln, hat Familie Roux aus einem dörflichen Haus ein mit Kunst gefülltes Wunderland gemacht. Unmittelbar nach Betreten des Hauses spürt man sofort die verführerisch avantgardistische und beruhigend provenzalische Atmosphäre, welche zunächst auch architektonisch irreführend ist, denn es will mir einfach nicht gelingen, es in einen Stil einzuordnen. Facettenreich spiegelt es unterschiedliche Charaktere, mal Villa, mal Cortage und auch mal Kloster: Auf historischen Gewölben sammeln sich allerlei kunterbunte Korridore und eine Vielzahl teils romantisch-mystischer Terrassen, allesamt mit groben Steinplatten ausgelegt, welche mühsam aus einer verfallenen Burg in der hinteren Provence abgetragen und hier sorgsam verlegt wurden.

Das Gästebuch ist nicht nur Kunst … es ist besonders viel Kultur- und Erinnerungsgut an seine Gäste. Hier haben sich Picasso, Matisse, Chagall und Christo, aber auch Madonna, Robert de Niro, Sophie Marceau, Michael Caine und Alfred Hitchcock verewigt. Selbst Winston Churchill und Barack Obama philosophierten hier schon über Kunst, Geist und die Welt.

Paul Roux war in der Künstlerszene tief verwurzelt; vor allem mit Malern war er eng befreundet. Er zögerte nicht, wenn bekannte Maler ihr Essen und die Unterkunft bei ihm mit Gemälden bezahlen wollten.

Das „La Colombe d’Or“ wurde ein Treffpunkt der Künstlerszene und somit wird klar, warum die Wände noch heute voll von Kunst bekannter Maler hängen. Hier wurde nie mit Blutgeld, sondern meist mit Kunst bezahlt. Ich hinterließ einige Euro und viel Dankbarkeit.

La Colombe d’Or Hotel and Restaurant / Place du Général de Gaulle, 06570 Saint-Paul-de-Vence, Frankreich

Mittendrin lebt eine Oase der Ruhe – Reichsstadt Hotel in Gengenbach

Die alten Römer empfanden den dichten Wald hier als unzugänglich und geheimnisvoll , deshalb nannten sie ihn „schwarz“. Heute ist der Schwarzwald wieder en vogue und zieht Entdecker aus Südeuropa ebenso an wie deutsche Genusspilger und Biker. Der Schwarzwald ist prall gefüllt mit romantischen Ortschaften und allerlei spannenden wie auch himmlischen Wandertouren. Und! Jede Menge Kuckucksuhren.

Mittendrin und dennoch von Ruhe gefüllt ist die Stadt Gengenbach. Fachwerkhäuser, so weit das Auge reicht, im harmonischen Miteinander Türme, Tore, Winkel und Gassen. Im Mittelpunkt der Marktplatz und das Rathaus, das sich im Winter in das weltgrößte Adventskalenderhaus verwandelt. Dann wird die Fassade mit Werken weltbekannter Künstler wie derzeit Andy Warhol zu einem magischen Kunstwerk. Lebensart und Sinngenuss gibt es auch à la carte: erlesener Gengenbacher Wein und typisch badische Küche. In den Seitentälern der echte Schwarzwald. Ein Genussort an der Deutschen Fachwerk- und Badischen Weinstraße. Hier lässt es sich völlig ungeniert aktiv sein, tief durchatmen und prächtig genießen.

Umhüllt von der Schönheit der Fachwerkstadt Gengenbach fasziniert das Hotel Reichsstadt. Es ist ein Cocoon, welcher den Gast umhüllt und ihm allerlei Servicefreundlichkeit wie auch Gastfreundschaft, fernab von aufdringlich, in die Sinne spielt. Hier sind es Details und liebenswerte Gesten, die einfangen und genießen lassen. Hier ist der Gast nicht König sondern Mensch und darf sein Menschsein einfach ausleben ohne zu verlieren. 

Den beiden Inhabern Carmen und Gerhard Hummel ist es, ohne Störgeräusche zu erzeugen, gelungen, den Flair vergangener Zeiten mit den Annehmlichkeiten von heute zu gestalten. Alte Steine und Fachwerk aus dem 16. Jahrhundert umfassen hochwertiges Design, Stil und Schönheit. Entkernt, mit Fachverstand und Wertschätzung für Altes umgebaut und erweitert. Stilvoll eingerichtet, liebevoll dekoriert. Warme Farben begegnen „kalten“ Materialien. Erdtöne schimmern mit Glanzeffekten. Auffällig wie spannend zugleich: Hier trifft Natur auf Eleganz.

Klar! Überall im und um das Hotel lassen die Hummels erkennen, dass sie ein Faible für modernes Design und eine Liebe zur Tradition haben. Dazu eine feine Nuance Mut zur Kreativität und zum persönlichen Ausdruck. Im Interieur – und auf dem Teller. Zu Beginn noch zaghaft, wurde erst einmal die badische Wirtshausküche fortgeführt. Doch der Drang von Gerhard, Kochen auf hohem Niveau kreativ zu gestalten, forderte ihren Raum. Folglich stellte Gerhard Hummel das Restaurant auf Gourmetküche um. Mit der Folge, dass ein Großteil der Stammgäste fernblieb. Doch letztlich wurde der Mut belohnt. Neue Gäste und auch frühere Stammgäste entdeckten das neue Restaurantkonzept und machten es zu einer neuen Form von „Leibspeise“.

Sie satte Kreativität, gepaart mit leidenschaftlicher Innovation, ließ auch das neue „Baby“ der Hummels groß werden.  Die Schwarzwaldbrasserie Cocotte ist mehr als nur mal Essen gehen. Es ist eine Freude an bestem Genusshandwerk in Schmortöpfen. Ob mit Familie oder Freunden Hier lassen sich alle kulinarisch vereinen und verwöhnen, denn wer liebt, der teilt. Ansonsten wird ohnehin gestibitzt.  „Cocottieren“ in der Reichsstadt ist pure Lebensfreude und genießerische Geselligkeit. Zudem verleihen die Schmortöpfe den Gerichten einen ganz besonderen Geschmack, ob Fleisch, Fisch oder Gemüse.

Bei jeder Begegnung mit dem Hotel und Restaurant Reichsstadt wird deutlich: Hier werden Sinne wieder neu sortiert und dann sensibel auf die feine Art von Gastfreundschaft justiert. Chapeau den Machern einer außergewöhnlichen wie auch kreativen Genusskultur!

http://www.die-reichsstadt.de

Rheinhessen. Die vinologische Seele der Hölle – Weinkreateur Alexander Gysler

Hier draußen inmitten von Rheinhessen ist die Welt mal ganz anders, ruhiger, beschaulicher, nicht hässlich, nicht gewöhnlich und auch nicht laut. Weder launisch noch auch kalt. Diese Welt im Westen von Alzey ist gar nicht einfach, aber authentisch und traumhaft schön. Und die Weinlagen und deren Erträge sind mehr als „nur“ ein Ereignis. Und definitiv ist jeder Schluck mindestens und zu jeder Zeit eine Reise wert. Auch wenn es dann die Hölle ist, die fasziniert.

Alexander Gysler gehört sicherlich zu jenen wenigen Zeitgenossen, welche mit viel Freude und Zuversicht in die Hölle gehen. Dort, in der Weinheimer Hölle unweit der Andachtsstätte „Weinheimer Kirche“, wurzeln die alten Rieslingreben, aus welchen göttliche Weine entstehen, im rotliegenden Sandstein. Nein, nein! Alexander Gysler ist weit weg von einer Verbannung, denn die Begrifflichkeit „Hölle“ bezeichnet einen leichten Abhang und ist als Flurbezeichnung stark verbreitet, während seine Weine eher für einen langen, genial-genüsslichen Abgang stehen.

Auch das Anwesen inmitten von Weinheim setzt einige deutliche Ausrufezeichen. Seit 1750 war das Weingut bescheidener Lebenspunkt von Familie Gysler. Erst die 3. Generation, erst Alexander Gysler gab der Tradition ein neues Outfit, setzte neue Maßstäbe und veränderte das Leben im und um das Weingut. Da darf sich dann auch mal die Gotik in der Fassade der schicken Modernität verneigen, ohne erdrückt zu werden. Auch im Weinberg stehen die Zeichen auf Zukunft. Eine gewaltige Exploration, der unbändige Wille, die Umwelt, die nahe Kulturlandschaft zu erkunden und sie gütlich in die Biodynamik zu führen, war mehr als nur eine Aufgabe und ist heute ein fettes Pfund für großartige Weine. Bereits in seiner Lehre bei Rainer Bergdolt und dem Studium in Geisenheim begann seine Auseinandersetzung mit der facettenreichen Welt von Naturweinen und der Biodynamik und… so ist Alexander Gysler eben – begann mit einer Fülle von Ideen, seine ganz eigene, fast umkehrbare Philosophie zu entwickeln. So sind auch seine Weine: charakterstark, individuell, filigran. Es sind … wie er selbst… echte, ehrliche Typen mit einer vollreifen Persönlichkeit ! Es sind letztlich auch jene Weine, die gerne ab vom Chichi die Seelen zum Tanz in die Zukunft führen. Ein Prachtbeispiel dafür ist der „2016 Klangwerk-Riesling“ aus der Weinheimer Hölle. Nach „9“ Monaten Vollhefelager im Fass und späterer Abfüllung vereint dieser Riesling all das, was grandiose Rieslinge auszeichnet: eine prächtige Aromenvielfalt gepaart mit reichlich Finesse und Eleganz. In der Nase tummeln sich Aromen von Steinobst, Aprikose und einer Nuance Zitrus. Die Sinne im Gaumen werden vom mineralisch-fruchtigen Geschmack überzeugt.

Klar! Gysler arbeitet nicht nur im Weinberg, sondern auch im Keller mit viel Feingefühl für hohe Qualität, ohne die Herkunft, Struktur und Substanz zu vernachlässigen. In seinem Wirken und seiner Methodik strebt er zu jeder Zeit und ohne Kompromisse nach Reinheit und verleiht somit seinen Weinen eine authentische Seele. So ist es weit entfernt von verwunderlich, dass er auch Naturweine in seiner Kollektion führt.

Beachtenswert und typisch für den Familienmenschen Alexander Gysler ist sein „ 2011 Riesling JC“. Dieser besondere Jahrgang ist eine Würdigung seiner Töchter Johanna und Caroline. Wertvoll, eigenständig und so wahnsinnig liebenswert. Ein Wein aus zwei spannend-unterschiedlichen Lagen: Weinheimer Hölle und Albiger Hundskopf. Entgegen der Hölle ist die Lage Hundskopf recht warm. So wie seine Töchter eben. Gemeinsam ergänzen sie sich wunderbar! Gegensetzlich, Eigensinnig, bodenständig und auch mal leicht und offen für mehr Tiefe. Auch hier ist die Tiefe, Kraft und die individuelle Struktur sowie Vitalität eines großen Weines erkennbar.

Yeah… bei Gysler kreuzen sich Seelen in Liebe, Demut und Dankbarkeit. Eine herrliche Welt, die erdet und inspiriert.

Weingut Gysler / Großer Spitzenberg 8, 55232 Alzey /  06731 41266

https://alexander-gysler.de

Reise nach Anderswo

Reisen heißt für mich nicht: irgendwo ankommen, sondern aufbrechen, den Tag sich öffnen lassen mit einer Fülle schöner Momente, seinen Düften, seiner Würze, seinen Augenschmeicheleien. Es bedeutet das Unerwartete der nächsten Begegnung, das nie vollständig gestillte Verlangen, immer wieder Neues zu berühren, die unendliche Neugier, die Vielfältigkeit von Mensch und die Facetten schöner Landschaften mit der wirklichen Welt zu vergleichen. Es bedeutet morgen und immer wieder morgen, anstatt dem Gestern zu verfallen.

Aus allen meinen Reiseberichten entspringt der Wunsch, den großen Metropolen und deren gequält-lautem Gewimmel zu entfliehen, und die Sehnsucht nach einem gemütlich-genüsslichen, kunterbunten Anderswo, das hell und freundlich, duftend und lebensfroh ist.

Den Rucksack packen und fortgehen, Zuhause und Gewohnheiten wechseln, für ein paar Tage oder gar Wochen den Alltag verlassen, sich auf die Pfalz, auf den Schwarzwald, auf den Bodensee und die Nordsee einlassen, von Meereswellen gewiegt werden oder sich von den Winden der Provence forttragen lassen. Frei umhertreiben, die Sonne über dem Schwarzwald oder dem Meer untergehen sehen, unbekannte Geräusche empfangen und in fremde Gesichter blicken, den Vögeln in die blaue Ferne folgen.

Fernab von Katastrophen, von Menschenmengen, der Souvenirkitschigkeit und der Standardisierung des Reisens möchte ich mich einlassen auf ruhig-sanfte Lebensfreude, geschützte und teils unberührte Landschaften. Möchte mich einlassen auf eine wirkliche Loslösung vom klirrend-sperrigen Alltag, vom ständig-blickenden Smartphone und der ewigen WhatsApp-Bereitschaft: Echtes Reisen also! Fortgehen, um fortzugehen, und reisen, um zu reisen.

Und… der Geist des Reisens lebt in jedem von uns.

Oft nur als Wunsch, sich abseits im Diesseits fernab von ausgetretenen Pfaden oder aufgedrängten Routen zu entfernen und wieder Authentisch-ehrliches zu finden. Häufig genügt es bereits, früh aufzustehen oder den Ort zu wechseln. Wichtig ist nur, alles mit tiefem Atem und offenen Augen zu betrachten.

Lust und Genuss zu verspüren nach Überraschung und Erstaunen und der Sehnsucht, sich forttragen und auch mal verführen zu lassen. Den Geist des Reisens in uns aufzunehmen … ist letztlich jene Kunst, die das Leben so bunt macht und uns ein schönes Stück fröhliche Lebensgelassenheit gibt.