Es ist kein Ruhmesblatt für die Natur: Mit stürmischem Getöse wirft sie ihre Blätter unartig zu Boden und hüllt ihn in ein braun-gelbes Patchwork. Kleidet sich grau in grau, umgeben mit grau-weißem Tüll. An allen Ecken geht es gegen eine kalte Null, welche sich ganz gern von einem unartigen Nass begleiten lässt. Oh je … welch eine Tristesse bietet uns der Herbst. Wenn doch mindestens die Sonne die Bühne in Szene setzen würde. Doch diese ist mal wieder auf Auszeit weit südlich.
Um all dieses grausige Schauspiel zu ertragen, benötigt es einen guten, ja besonderen Wein, welcher unsere Seele wieder wärmend aufpoliert und in Zuversicht dreht.
Also habe ich meine dicken Schuhe angezogen und habe solche Weine entdeckt.
Ideal für solche trübsinnige Herbsttage sind vor allem reife, aromatisch komplexe Weine, die überzeugen und mehr Körper, Wärme und Textur bieten.
Dann darf es auch mal ein Rotwein sein, welcher ein Holzfass geküsst hat. Er soll würzig, kräftig und vollmundig daher kommen und mit viel Tiefe und Fruchtaromen von roten und schwarzen Beeren, Rosinen, Feige oder Pflaumen überzeugen. Sie schenken unserer Seele Wärme und Harmonie. Auch elegante Rotweine mit feiner Gerbstoffstruktur bereichern den Genuss und sind ein passender Partner für genussvolle Momente weit abseits der herbstlichen Tristesse.
Gerade im Holzfass ausgebaute Rotweine zeigen Tertiäraromen, d. h. durch die Reifung im Holz entstandene Aromen wie Vanille, Tabak, Nüsse oder Karamell, besonders dann, wenn sie im Barrique ausgebaut wurden. Röstaromen passen wunderbar zu dieser besonderen Jahreszeit.
Aber auch Weißweine mit Struktur und Körper passen sehr gut. Sie sollten eine cremige Textur haben und leichtes Tannin durch Holzfassreifung oder langes Hefelager. Solche Weißweine haben Aromen von Gewürzen, Nüssen, Brioche, Honig oder getrockneten Früchten.

Vom Bio-Weingut Rummel aus Landau überzeugt der 2020 Cabertin Reserve. Das wochenlange Maischelager und die 22-monatige Barriquereife taten diesem Rotwein nur Gutes. Er kommt in einem dichten Purpurrot ins Glas & im Bouquet spiegelt er ein charaktervolles Fruchtspiel von schwarzen Johannisbeeren, Pflaumenmus sowie feine Nuancen von Brombeeren, gepaart mit zarten Kaffeenancen, Röstaromen und Süßholz. Am Gaumen seidig und ausgewogen mit feiner Eleganz und einem langanhaltenden Finale.
Der Pinot Noir Mußbacher Edition Papillon vom Bio-Winzer Gerhard Schwarztauber aus Mußbach ist ein prächtiges Meisterstück. Überzeugend mit Anklängen von dunklen Waldfrüchten wie Brombeeren sowie mineralischen Noten geben sie ihm eine verspielte Finesse. Die Tannine sind wunderbar geschmeidig und gekonnt eingebunden. Die Reifezeit im neuen und gebrauchten Holzfass hat diesem festlichen Wein jede Menge Tiefe gegeben und sorgt für perfekt eingebundene, rauchige Aromen und Gewürzanklänge nach Nelken, Piment und einem Hauch Vanille.
Der in Eleganz überzeugende 2022-St.-Laurent-Réserve-Rotwein trocken vom Weingut Stern in Hochstadt wurde zu Recht mit dem Deutschen Rotweinpreis ausgezeichnet. Bereits im Glas gefällt das opulente dunkle Rubinrot. In der Nase tanzen feinsüßliche Noten von reifer Frucht. Saftig dunkle Kirschen, etwas Pflaume, bereichert mit einem Hauch von Zartbitterschokolade, was ihm eine besondere Tiefe und Finesse verleiht. Am Gaumen kompakt und noch fast jugendlich, feine Frucht, schöne und hochwertige Gerbstoffstruktur.




















