Die Navigation der Seelenzufriedenheit – Santa Eulalia, Ibiza

Wer auch immer sie waren, sie waren klug und weitsichtig. Im Jahr 1276 wurde wohl eine kleine Kapelle auf dem Puig de Missa gebaut und erstmalig der Ortsname Santa Eulària erwähnt. Hier oben auf dem Berg thront sie noch immer im prächtigen Weiß und mit ihrer Fülle an Geschichten wie auch mit allerlei romantisch imposanten Blickachsen über die Region und das Meer.

Silber im Mondlicht schimmert die Gasse hoch zur Kapelle. Eine kleine Nachtwanderung belohnt all unsere Sinne mit herrlichen Blicken über Santa Eulalia, zeigt die nächtlichen Lichttentakel, die weit hinaus in die Ferne ihre Fühler ausstrecken. Ein feiner Wind spült eine Prise Meeresduft in die Nase und lässt unsere Lippen das salzige Meer spüren und schenkt uns ferne Laute der rollenden Wellen. Dort unten in der Bucht hat Santa Eulalia es sich gemütlich gemacht.

Wer hingegen morgens zum Sonnenaufgang hinaufsteigt, wird mitunter von golden schimmernden Gassen eingenommen. Hier oben sieht man am schönsten, wenn die Sonne aus dem Meer in das Blau des Himmels steigt und das Leben erwacht.

Und relativ rasch war klar, dass Santa Eulalia sehr schillernd ist. Begehrt sowieso. Beliebt und ab und an auch mal unbeliebt. Bisweilen chillig-laut, gleichwohl an ganz vielen Ecken und Kanten in sanfte Ruhepolster gepackt. Das Sternzeichen Zwilling würde ihr gut stehen, denn die Widersprüchlichkeit ist ihr auf die Stirn geschrieben. Wild und dennoch romantisch zeigt sie sich gern. Unnahbar und auch mal heimelig. Und … Santa Eulalia trägt meist ein imposantes Kleid. Die landschaftlich sehr spannende Schönheit von Ibiza ist faszinierend und vielfältig zugleich. Hier hat Genuss eine völlig neue Orientierung parat. Letztlich beginnt Genuss an jenen Orten und in jenen Momenten, wo der Alltag stillsteht.

Ergänzend: Die heutige Kirche auf dem Puig de Missa ist offensichtlich der Nachfolgerbau einer älteren, die während eines türkischen Angriffs schwer beschädigt wurde. So, wie sie heute auf dem Berg in Weiß glänzt, wurde sie um 1560 errichtet, zur gleichen Zeit wie die Stadtmauern von Eivissa. Sie war eine Festung, die in der Schlacht auch schwerem Geschütz standhielt. Dieses Bollwerk wachte mit seinen Kanonen über die Flussmündung und die Mühlen. Am Ende des 17. Jahrhunderts, nachdem die Zeit der größten Gefahr von Angriffen feindlicher Schiffe vorüber war, wurden die Bogengänge und die Seitenkapellen errichtet, neue Tore geschaffen und zahlreiche Verschönerungen vorgenommen. 

Die Wege zur Zufriedenheit – Le Saint Barnabé, Hôtel und Spa

Eine Welt für sich, unberührt, echt, natürlich. Klänge und Geräusche einer prächtigen Naturlandschaft, welche uns im Alltagstrott schon längst abhanden gekommen sind. Das Naturreservat Massif du Ventron ist einee Episode mit ganz vielen Genussmomenten. Hier hoch über den Tälern einer herrlichen Weinregion begegnen sich Wege zu uns, zu Naturschönheiten und ein freier Blick auf das Wesentliche, im Farbenspiel aller vier Jahreszeiten und in der Wiege von Geborgenheit. All dies bietet das Hotel Saint Barnabé im Herzen des Elsass. Dank der idealen Lage – das Hotel ist nur einen Katzensprung von der Abtei von Murbach entfernt – lässt es sich von hier aus mühelos zu Entdeckungstouren zu sich selbst und der Region und ihren Reichtümern aufbrechen.

Das Saint-Barnabé Hôtel & Spa bietet 27 charmant-gemütliche Zimmer mit ganz viel, fein abgestimmtem Komfort. Im Garten, direkt an einem romantischen Bachufer, findet die Zufriedenheit wieder einen Weg in uns selbst.

Hier wird dem Gast bewusst, dass ein Spa ein Ort der Entspannung, der Meditation, der Regenerierung und der Selbstfindung ist. Es beruht auf dem Ansatz des Individuums in seiner Gesamtheit, um sein Gleichgewicht wiederzufinden, dem manchmal zugesetzt wurde, und das zwischen Körper und Geist verloren geht. Dies geschieht hier – bewusst inszeniert – in einer einfachen, anspruchslosen Atmosphäre, jedoch mit natürlichen Materialien wie Holz, Stein und Farben. Wasser ist ebenso ein Hauptelement der Rituale unserer Massagen, die von der orientalischen Tradition inspiriert wurden.

Im Restaurant begrüßen eine herzliche Gastfreundschaft und ein prächtiges Rittergerüst. War es ein Raubritter? Oder ein Adliger? Es ist eine wehrhafte Rüstung eines berittenen Kriegers des europäischen Mittelalters, welcher den Gästen ein Gefühl der Sicherheit bietet. Obwohl vor dem Genusszauber des Restaurants Le Jardin des Saveurs kein Gast sicher ist. Mit seiner höchst kreativen Küche bieten Chefkoch David Rochel und sein Team die kunterbunte Aromenvielfalt der Region. Die Karte, die je nach Saison angepasst wird, bietet dem Gast viel Spannung und lukullische Ereignisse einer lebendigen Region. Zum Beispiel ein mit Tresterbrand vom Gewürztraminer flambierter Münsterkäse und gebratene Taube von Monsieur Kieffer. Hier lässt sich eine Küche entdecken, die Aromen und regional-bodenständige Spezialitäten mit noblen Produkten ferner Länder vorzüglich und mit viel Gespür verbindet. 

Es sind Eric Orban, ein ehemaliger Michelin-Sterne-Koch, und seine Frau Clémence, welche als Eigentümer dieses Refugiums sehr charmant und mit herzlicher Gastfreundschaft den Takt vorgeben und höchsten Wert auf gesunde und umweltbewusste Ernährung legen. Soweit möglich, werden Zutaten von lokalen Produzenten sorgsam ausgewählt und stets tagesfrisch bezogen. Unverkennbar: Die Chemie zwischen Orban und seinem Küchenchef stimmt und wird stilsicher mit viel Leidenschaft bei allem Tun gepflegt. Das Team setzt auf regionale Produkte und viel Gemüse, spielt aber auch mit Spezialitäten aus Asien. Typisch für die Region ist die Entenleber, welche den Mittelpunkt der von mir gewählten Vorspeise bildet. Verführerisch bereichert mit einem Früchte-Chutney und einem Muscat-Gelée. Das Rinderfilet als Hauptspeise verbindet regionale Aromen mit jenen ferner Länder. Saftig, aromatisch und butterzart mit einer feinen Spur asiatischer Gewürze. Es ist eine perfekte Inszenierung von Fleisch. Nichts stört den Eigengeschmack. Fein-buntes Gemüse mit kräftigen Kräuteressenzen aus dem Elsass gibt den Nebenton an. Zum Schluss soll es dann bitteschön der sagenumwobene, mit Tresterbrand vom Gewürztraminer flambierte Münsterkäse sein. Außergewöhnlich, aber ein … für mich … perfekter Abschluss eines Konzertes der Aromen.

 

53 Rue du Murbach, 68530 Buhl, Frankreich / +33 3 89 62 14 14

Gewürzbasar Istanbul: Wo sich Gewürze und Magie vermischen

Es gibt tausende und eine Sehenswürdigkeit in Istanbul und gefühlt ebensoviele Restaurants. Doch bevor ich mich in die tausend Restaurants reinschmecke, muss ich unbedingt rein in den Mısır Çarşısı, den Gewürzbasar, auch bekannt als Ägyptischer Basar, wenige Meter von der Galata-Brücke in Istanbuls Altstadt. Der Gewürzmarkt ist einer der ältesten und berühmtesten überdachten Märkte in Istanbul. Hier, an der Yeni-Camii-Moschee in Eminönü, wird in einem historischen Marktensemble seit der byzantinischen Zeit traditionell Gewürzhandel betrieben.

Kurz zur Geschichte: In jener Zeit, als der Seehandel eine bedeutende Rolle spielte, erlebte Eminönü eine florierende Handelstätigkeit. Istanbuls strategische Lage zwischen Ost und West, dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer machte es zu einem der bedeutendsten Handelszentren während der byzantinischen und osmanischen Zeit. Istanbul war jahrhundertelang das Zentrum des Welthandels. An derselben Stelle wie der heutige Gewürzbasar befand sich während der byzantinischen Ära ein ehemaliger Gewürzbasar namens „Makron Envalos“.

Bereits weit vor dem Eingang umschmeicheln allerlei Düfte die neugierigen Nasen von Passanten und ziehen sie geradezu magisch in das Innere. In hohen, mit Porzellan gewandelten Hallen präsentieren Händler verschiedene wie auch kunterbunte Berge, Tütchen und Gefäße mit Gewürzen aus fernen und regionalen Welten. Auch allerlei Heilmittel und Magisches gegen Schmerzen und Beschwerden sowie bewährte Aphrodisiaka aus aller Welt. Auch eine Vielzahl von türkischen Köstlichkeiten, Baklava, Tees, türkischer Kaffee und Trockenfrüchte haben hier ihre Position.

 

Weltweit werden Gewürze benutzt, weil sie den Geschmack, das Aroma und den Gesamteindruck von Mahlzeiten verbessern und damit für vielfältige kulinarische Erfahrungen von Bedeutung sind. Jedoch sind Gewürze auch Heilmittel. Es ist zwar nicht genau bestimmbar, wie viele verschiedene Gewürzarten es gibt, da die Unterscheidung zwischen Kräutern und Gewürzen oft fließend ist und neue Kombinationen und Mischungen ständig entstehen. Es gibt jedoch Tausende von Gewürzen, die in verschiedenen Kulturen und Küchen verwendet werden.  Und definitiv … Hier im Gewürzmarkt Istanbul sind alle vertreten und werden von Händlern mit spannenden Geschichten angepriesen. Somit beginnt der Stress für all meine Sinne. Welches darf es denn sein? Und bitteschön wofür? Und wozu überhaupt?

Von wegen Mozartstadt Salzburg

Immer wieder dieser morgendliche Zwist. Fast … mutet es an, dieses tägliche Spiel um die erste Position. Ganz sanft und ohne erkennbare List schiebt die Sonne die Wolken beiseite und bereitet dem Tag eine sonnige Bühne und dem Zelt darüber ein herrliches Azurblau. Noch stehe ich auf dem Balkon meines Hotels, die Gardinen spielen mit dem leicht kühlen Wind. Ja … es wird ein guter … ein schöner und sicherlich ein Tag mit Erlebnissen, welche unbedingt gelebt werden müssen.

Das Hotel Salz ist ein herrlicher Ort für Neugierige, für Entdeckungsreisende und auch für Sinnsucher. Unweit der Salzach wurde in einem Bürgerhaus sehr elegant und mit viel Charme ein Hotel gestaltet, dessen Räume gefüllt sind mit ganz vielen Geschichten und Elementen aus einer Zeit, welche doch so fern ist und dennoch sehr präsent. Das Hotel zaubert schöne Überraschungsmomente in unser Leben. Das Design inspiriert und verführt unsere Sinne. Spätestens beim Frühstück wird mir bewusst: Hier möchte ich gern länger verweilen.

Doch auch nur ein Besuch im Salz-Café gibt dem Leben einen positiven Ruck. Bester Kaffee der Welt, wundervolle Frühstücksvarianten und typisch salzburger Köstlichkeiten verwöhnen ungemein. Und unbedingt auch mal einen Gugelhupf mit Schlagobers am Nachmittag. Dazu einen Kaffee und einen Secco Rosé.

Für viele dieser unsortierten Welt ist Salzburg geprägt von Wolfgang Amadeus Mozart. Für mich hingegen ist Salzburg, insbesondere die Neustadt, geprägt vom Fürstenbischof Wolf Diedrich von Raitenau. Ordentlich weit weg vom Zölibat heiratete Raitenau die bürgerliche Salome Alt und bereicherte mit ihr die Bevölkerung Salzburgs mit 15 Kindern. Wie es sich für einen fürsorglichen Vater und Bürger Salzburgs geziemt, baute er am Stadtrand unweit vom Andrä-Viertel das Schloss Mirabell. Heute ist der herrlich gestaltete Palast mit großzügiger Parklandschaft ein beliebter Ort für allerlei Festivitäten wie auch Hochzeiten. Die Orangerie von Mirabell wird aktuell sehr sensibel zum Welterbe-Museum umgebaut und soll Mitte 2026 für die Öffentlichkeit öffnen.

Auch sein reich verziertes Mausoleum, die Gabrielskapelle, ist beachtlich. Es bereichert den kleinen, sehr romantischen Sebastiansfriedhof inmitten des Andrã-Viertels ungemein. Den Zugang findet man über die Linsergasse.

Während seiner Herrschaft ließ Fürstbischof Wolf Diedrich von Raitenau in Salzburg viel bauen und gestalten. Aus der mittelalterlichen, teils verkümmerten Stadt wurde eine aufblühende und sehenswerte Barockstadt. Den Dom wie auch die Neue und die Alte Residenz ließ er neu bauen und neu gestalten. Es war sein Antrieb, aus Salzburg ein zweites Rom zu schaffen und sie zur Stadt des Barocks zu machen. Der Umbau zur Barockstadt ließ allerdings nach, als Fürstbischof Wolf Diedrich von Raitenau 1617 verstarb.

Das Wahrzeichen der rechten Altstadt ist die Andrä-Kirche mit ihren auffälligen Doppeltürmen. Schlichte kräftige Formen des 20. Jahrhunderts kennzeichnen das Äußere, neugotische Grundstrukturen sowie Details aus der Erbauungszeit sind deutlich sichtbar.

Ein besonderer wie auch sehr lebendiger Ort im Andrä-Viertel ist der Bauernmarkt Schrannen  rund um das Kirchenhaus. Hier geht es noch authentisch und ehrlich zu. Obst, Gemüse, Wurst und Käse frisch aus dem Salzburger Land.

Und wenn schon hier an der Andrä-Kirche, dann bitteschön und unbedingt beim süßen Genusskreateur Martin Studeny in seinem M Passione vorbeischauen. Bunte Macarons, luftig-leichte Éclairs, kostbare Pralinen und Törtchen: Seine Kreationen sind das Resultat langjähriger Erfahrung und Ausbildung unter den besten Köchen und Patissiers der Welt. Gestützt auf seinen Drang zur handwerklichen Perfektion entstehen elegante, leichte Kostbarkeiten, geprägt vom Ideenreichtum weitreichender Expertise.

Ohnehin ist die Kulinarik in Salzburg sehr von Tradition geprägt. Schon die Fürsterzbischöfe waren als echte Genießer bekannt. Einer dieser Traditionsbetriebe ist die Bäckerei Ursprunger. Ein historisch besonderes Jahr war bestimmt 1492. Nicht nur, weil in diesem Jahr Amerika entdeckt wurde, sondern weil in diesem Jahr in der Stiegl-Brauerei am Stadtberg, genauer gesagt am Mönchsberg, erstmals das köstliche Stiegl-Bier gebraut wurde. Heute lässt sich hier vorzüglich mit einem satten Touch Tradition ein köstliches Bier in der Rechten und ein feiner Steckelfisch in der Linken genießen.

Noch einige Jahrzehnte davor wurde in der ältesten Bäckerei Salzburgs das erste Brot gebacken. In der Bäckerei Ursprunger erinnert eine kunstvolle Inschrift daran, welch kulinarisches Erbe in der Stadt Salzburg bis heute in Form von frischen Semmerln, herrlichen Brezerln und saftigem Brot erschmeckbar ist. Bekannt ist die Bäckerei für ihre Salzstangerln und das saftige Landbrot. Ein Besuch in der Schaubäckerei in der Gstättengasse – da sollte man unbedingt den Brotmachern über die Schulter schauen. 

Die Bäckerei Ursprunger setzt beim Backen auf natürliche Zutaten, die möglichst aus der Region stammen. Reines Quellwasser, fein gemahlenes Getreide und eine große Portion Leidenschaft sind die Zutaten für köstliches Brot und Gebäck. Und natürlich ist die Bäckerei Ursprunger donnerstags auf der Salzburger Schranne.

Einfach mal abtauchen – Saint-Florent, Korsika

Ganz sanft rollt das Meer auf den Strand. Umspült meine Füße, gibt mir Nähe und öffnet neue Gedanken in mir. Der Alltag ist verschwunden und meine Sinne werden gerade neu justiert.  Es spielt mit meinen Füßen und meiner Seele. Es kitzelt und glitzert in brillanten Farben. Feiner Sand gönnt sich hier wohl täglich ein Stelldichein mit dem teils azurblauen Meer. Doch jetzt … in diesem Moment … sind beide mit mir vereint.

Schön, hier zu sein … im wunderschönen Saint-Florent auf Korsika. Von wegen mondän. Waren sie schon einmal in Saint-Tropez … das ist definitiv mondän. Doch hier in Saint-Florent ist der Jachthafen ganz weit weg von mondän. Hier gibt sich der Hafen, umrahmt von der malerischen, bisweilen romantischen Altstadt. eher bescheiden und ruhig. Hier ist der Hafen ein beliebter Treffpunkt für Sonnenuntergangsjünger und Liebhaber authentischer Kulinarik.

Der Hafen ist bekannt für seine qualitativ hochwertige Küche. Zu den Gourmet-Restaurants gehören das MaThy’s, die L’Auberge du Pêcheur und das La Gaffe. Ich mag besonders das Leben wie auch die Köstlichkeiten in der La Tablée de Mamo. Hier am Yachthafen vereint die Küche sehr geschmackvoll Tradition, Moderne und gemeinsames Genießen. Einzigartige und verspielte Gerichte mit einer Fülle an authentischen Aromen überzeugen all meine Sinne. Ehrlich, authentisch und charaktervoll kommt hier auf die Teller. Frische, saisonale Produkte sind Pflicht und setzen die Küche häufig unter Stress, denn die Witterung verändert auch den täglichen Einkauf. Hier erzählt jedes Gericht eine Geschichte: die der Regionen und über die kulinarischen Traditionen Korsikas.

Man kommt allein und findet sich ganz schnell in leidenschaftlich herzlicher Gesellschaft. Im Mamo steht Teilen im Mittelpunkt. Es ist eben die ganz eigene und besondere Philosophie des Mamo: Gemeinsames Essen bedeutet natürlich auch, Leidenschaft, Emotionen, Erinnerungen und gesellige Momente zu teilen. Dank des köstlichen Weins verschwimmen allerlei Sprachbarrieren. Und manchmal … wird man in der Früh einfach hinausgekehrt.

Die Gegend von Saint-Florent auf Korsika ist auch bekannt für ihren guten Wein. Dominierend sind die Rot- und Roséweine des Patrimonio-Weinbaugebietes. Aber auch ein hervorragender Muscat Blanc, ein würzig-süßer Dessert- oder auch Aperitifwein, ist zu finden. Mein korsisches Leibgetränk wurde ganz schnell der Patrimonio-Rosé. Er wird hauptsächlich aus den Rebsorten Nielluccio und Vermentino hergestellt. Elegant und fruchtig, mit Noten von roten Früchten und Gewürzen.

Nach so viel Genuss am Abend darf es einfach mal wieder ganz viel Strand und Sonne sein.

Zu den schönsten Stränden der Insel und unweit von Saint-Florent gelangt man zu Fuß über den Zöllnerpfad von St. Florent oder mit Booten, die täglich vom Hafen zu diesen außergewöhnlichen Stränden fahren. Entspannungsmomente und auch Wassersportvergnügen findet man reichlich an den Stränden Lotu, Saleccia und Malfalcu. Vom Hafen von Saint-Florent aus kann man sehr bequem und unkompliziert Boote ausleihen, um in aller Ruhe und ohne Anstrengung in etwa 20 Minuten zu den Stränden zu gelangen. Insgesamt sind die Strände sehr sauber und werden von türkisfarbenem Wasser faszinierend in Szene gesetzt. Unmittelbar am Stadtzentrum breitet der große Roya-Sandstrand seine Arme aus. Lange Spaziergänge bis hinein in den Sonnenuntergang bringen unsere Seelen wieder in Einklang und lassen neue Inspirationen zu. 

Nur wenige Schritte vom Strand schmiegt sich das Hotel La Roya in die Naturlandschaft ein. Und tatsächlich: Es ist eine Oase der Ruhe mit allerlei schönen Elementen, die eher zufällig und ungeplant meine Aufmerksamkeit erhaschen. Hier tanzen die weißen Gardinen mit dem Wind. Jedes Zimmer ist bereichert mit eigenem Balkon und atemberaubendem Blick auf die Küste, den Strand und ganz weit hinaus in die Welt. Ein lebhafter Blumengarten und ein in Harmonie gestalteter Pool bieten ein entspanntes Zuhause des Seins.

Ohnehin ist St. Florent ein idealer Ort, um abzutauchen und sich einfach mal wieder neu zu entdecken. St. Florent nimmt uns Stress und Zeitdruck von den Schultern und gibt uns reichlich Luft und Raum für Neues.

Der Liebe, der Kunst, der Sinnlosigkeit – das Marais-Viertel in Paris

Das Marais ist ein fülliges Stück Pariser Leben und das perfekte Revier für alle, die Paris weit abseits des überbordenden Tourismus entdecken wollen. Lässig zwischen Place de la Bastille und Montmartre platziert, fallen hier Ereignisse, besondere Orte und hippe Momente quasi vor die Füße. Es ist romantisch, trendig, aber auch mal frech und natürlich auch festlich. Entlang seiner gepflasterten Straßen verteilen sich schräge Boutiquen und wunderbare Cafés, multikulturelle Restaurants und herrliche Boutique-Hotels, die dem Viertel einen ganz besonderen Appeal geben.

Das Marais ist ursprünglich wie auch historisch. Es war zeitweise anrüchig und dann wieder dem Adel verpflichtend. Es wird 1970 von Renzo Piano markant mit einem modernen Eingangsportal – dem Centre Georges Pompidou – in Aufbruchsstimmung gesetzt und verinnerlicht doch zugleich eine große Portion jüdische Kultur, gepaart mit französischer Historie. Es ist das facettenreich-bunte Viertel der Künste und Museen. Das Marais-Viertel ist das Herz von Paris und trägt auch ach so gern mal Plüsch.

Und genau dort, wo Trend und Chic ihre Bühnen haben, trifft sich auch die Welt der Luxusmarken. Hier geben sich Prêt-à-porter-Boutiquen und junge Designer die Hand. Hier spielen die Boutiquen von NoMa, A.P.C., Merci, Bonton, Lemaire, Zadig & Voltaire und Abou d’Abi Bazar und Isabel Marant mit den Nerven vieler Modefans. Berühmt und auch berüchtigt, der Laden Colette. Etwas Entspannung verspricht die Boutique und das Café „The Broken Arm“. Hier trifft Lecker auf Modedesign.

Na klar … Das Pariser Genussleben hat auch hier vieles zu bieten. Das gastronomische Leben spielt sich in der Rue de Bretagne ab. Hier gesellen sich sehr appetitlich facettenreich, bisweilen sehr spannend, die Lebensmittelläden aneinander. Ein kunterbunter Genusszauber, durchmischt mit allerlei Gerüchen und Aromen, weckt all unsere Sinne zum Leben.  Ein prächtiges Ereignis ist der Marché des Enfants Rouges, was wörtlich übersetzt „Markt der roten Kinder“ bedeutet, wurde nach einem Waisenhaus aus dem 17. Jahrhundert benannt. Diese historische Markthalle bietet eine maßlose Vielfalt an Kulinarik. Hier kauft man nicht nur ein, sondern genießt allerlei Feinheiten direkt vor Ort.

Der beste Bäcker der Stadt soll die Bäckerei 134 in der Rue de Turenne 134 sein. Immerhin habe ich hier mein liebstes und bisher bestes Croissant entdeckt. Ach ja … In der 29 rue Debelleyme habe ich in der Patisserie Popelini Chou à la Crème (Miniwindbeutel) in diversen Geschmacksrichtungen entdeckt: die Klassiker Café, Schokolade und Praline oder, eher ausgefallen, Pistazie und Rose.

Und wenn ich mal hier ins Marais eintauche, dann genieße ich die lärmende Ruhe im Café Charlot. Das Eckcafé in einem wunderschönen Pariser Altbau versprüht mit seiner rot-weißen Markise und den roten Sonnenschirmen bereits im Außenbereich französisches Flair.

Manchmal sitze ich hier, vor den Fenstern, und blicke einfach nur rein ins verträumte Marais. Hier weht immer etwas Wind und fordert die Blätter am Boden zum Tanzen auf. Menschen kommen und gehen. Von drüben. Von rechts und auch von links. Sind zerstreut, verweht und ach so fern von entspannt. Lassen sich treiben vom Leben. Hier im Café hängen meine Gedanken besonders lange. Ohnehin ist das Charlot kein Bistro, wie man es sich vorstellt, wenn man an ein romantisches Paris denkt. Hier trinkt man ganz gern bereits zum Mittagessen ein Glas Rotwein zum Croque jeune homme und lässt das Leben parlieren.

Magisches Meisenheim. Magie Meisenheimer Hof

Welche angenehme Stimmung, die mich am Morgen um sechs weckt. Zarte Winde streichen durch das Gefieder der prächtigen Kastanie im Innenhof des Meisenheimer Hofs und versammeln sich in meinen Sinnen. Das sorgsam gestaltete Tischtheater im Hof wird sanft eingenommen von den ersten Sonnenstrahlen des Tages. Zu solcher morgendlichen Unzeit taste ich mich gemein unsicher durch die Welt. Blinzelnd, lichtscheu, das Gehirn noch von Spuren besonderer Weine umnebelt, der Gaumen noch etwas bereichert von der formidablen Kochkunst von Markus Pape, habe ich gerade Lust und Laune auf Naturlandschaft und das Licht am Morgen. Okay … auf zum morgendlichen Frühsport … raus in die Natur.

„Die Natur trägt immer die Farben des Geistes.“

Vielleicht liegt es am Licht. Irgendwie muss die Luft hier oben über dem Glantal anders sein. Transparenter, frischer, klarer. Die sattgelben Kornähren verneigen sich vor dem aufkommenden Sommerwind. Um sieben Uhr früh ist hier, fernab vom Trubelalltag, die Welt in Ordnung und definitiv eine andere als das verlassene Gewirre und Gezerre einer unsensiblen Großstadtwelt.

Nur sanft-harmonisches Rauschen der Winde. Kein Mensch weit und breit. Dort unten zeichnet das Glantal ein unendliches, beruhigtes Mosaik aus Wiesen, Weizen, Reben und kleinen Wäldern. Und mittendrin fügen sich die historischen Dachsilhouetten und die prächtige spätgotische Schlosskirche von Meisenheim in das morgendliche Momentum ein. Alles in seiner ganz eigenen Ordnung gruppiert, liebevoll und mit Stil und Form wie auch Respekt, wurde die prächtige Altstadt aufgemöbelt und adrett herausgeputzt. Und hier wie auch da lassen sich Ecken und Kanten, Furchen und Dellen als Zeitzeugen erkennen. Meisenheim legt seine Wunden aber auch seine Schönheiten offen. Präsentiert sich mal als lebensfrohes Dorf und gern auch mal als Kleinstadt allerlei Genüsslichkeiten.

Mein Weg zurück führt über die historische Römerbrücke, durch schmale Gässchen und einen steinernen Torbogen. In einem von alten Bäumen beschatteten Hinterhof plätschert leise ein Brunnen. Die Klänge des kleinen Flusses Glan gesellen sich zum gemeinsamen Konzert des Wassers und geben der Stimmung einen neuen Klang von Stille. Wer so wie ich den Alltag gegen Meisenheim eingetauscht hat, wird sich die Frage stellen, ob ich nicht doch einer Sinnestäuschung auf den Leim gegangen bin. Hier in Meisenheim ist alles möglich.

Hier inmitten von Meisenheim haben Markus Pape und seine Frau Clarissa eine Welt geschaffen, die einlädt zur Inventur der Gedanken und einer Inspektion der Seele. Nach meiner ersten Begegnung mit den facettenreichen Landschaften in und um Meisenheim lasse ich mich ein auf die Sinneszeit und das genüssliche Frühstück unter dem grünen Blätterschirm der herrlichen Kastanie im Innenhof von Familie Pape. Nein … es ist nicht der Charme von Aix-en-Provence oder der Gassen von Jerez de la Frontera. Oder ein Abbild dessen. Es ist eine ganz eigene, eine ganz besondere und definitiv eine Atmosphäre, welche der Seele Raum für neue Stimmungen gibt. Hier fühle ich mich angekommen, um mich mal wieder zu spüren.

Noch nach Tagen der Begegnungen in Meisenheim finde ich mich im Land der Erinnerungen. Jeder Stein erzählt seine Geschichte, jedes Gemäuer einen Roman. Man braucht nur die Augen zu justieren und seine Ohren zu sensibilisieren, in Gesichtern zu lesen und auf das sanfte Rauschen der Winde in den Gassen und draußen in der Natur zu lauschen. Manches steht geschrieben und vieles ist zu hören. Doch Meisenheim am Glan, die echte, die lebenswerte, geheimnisvolle, die lernt man daraus nicht.

Der herrlich duftende Kaffee, die liebenswerte Servicefreude und der Charme des Innenhofes haben nun wieder meine volle Aufmerksamkeit. Ebensolche bekomme ich auch von Clarissa und Markus Pape. Guten Morgen in Meisenheim.

 

www.meisenheimer-hof.de

Auf der Kalmit finden Seele und Geist Zuflucht

Dort oben auf der Kalmit finden Seele und Geist Zuflucht und Schutz vor Allem und Jedem, was ihn bedrängt und quält.

Angesichts der Widersprüchlichkeiten unseres Seins und all der unbeantworteten Fragen zu unserer Sinnhaftigkeit vermittelt die Natur uns Menschen eine Auszeit von uns selbst. Wir sind wieder eins mit der Göttlichkeit, die Geist und Seele Klarheit mit sich selbst verschafft, und so entsteht jener Einklang, den wir Harmonie nennen.

Im sanft rauschenden Pfälzer Wald, wo alle menschliche Hektik ihren Sinn und ihr Recht verloren hat, spielen die wenigen Lichtstrahlen, die sich durch die Kronen der breitkronig-hohen Kiefern und mächtigen Douglasien wagen, tief drunten im Moos mit silbernen Spinnweben. Von irgendwoher schallt das Hämmern des Spechtes. Der sich ein neues Zuhause schafft oder einen Baum von Parasiten befreit, und hier kann man, wie von ungefähr, in die sanften Augen eines überraschten Rehs blicken, solange man in Demut vor dem Wunder des Augenblicks verharrt. Von irgendwoher schallt das alarmierende Schreien von Wildschweinen. Es ist Schonzeit oder auch Rauschzeit genannt. Es ist der Start in den Frühling und auch ein Start in ein neues, ganz besonderes Lebensgefühl. Das Frühlingsgefühl darf nun all unsere Sinnesbühnen bespielen.

Klar! Alles hier hat seinen Sinn. Lange vor unserer Zeit, als der Wald noch unmittelbarer Teil menschlichen Bewusstseins war, im Zentrum unseres Denkens, in der Hochgotik, schuf der Mensch Kathedralen mit himmelwärts hochaufragenden Säulen, den Bäumen unserer Wälder gleich, in denen sogar die Akustik geradezu verblüffend ähnlich der des Waldes war. Und um der Sinnhaftigkeit seines Tuns gewissermaßen die Krone aufzusetzen, schufen Menschen ein sehr spezielles Gesetz: das „Kirchenasyl“. Jeder Verfolgte, auch jeder Schutzsuchende vor dem Gesetz, konnte hier, an heiliger Stätte, Schutz suchen und finden. An diesem Gesetz und seiner Wirkmächtigkeit hat sich im Prinzip nichts verändert.

Noch immer ist der Wald Schutzraum für den von Sorgen, Ängsten und Zwängen und sogar von sich selbst verfolgten Menschen. Hier finden Seele und Geist Zuflucht und Schutz vor allem und jedem, was ihn bedrängt und quält. Jene, die mit sich selbst hadern und ihr Menschsein als Bürde empfinden, werden sich in der Natur mit sich selbst versöhnen. Hoch droben über Maikammer ist über die Zeit ein einzigartiges Naheverhältnis von Mensch und Natur organisch gewachsen. Hier oben auf 673 m, im Gasthaus der Kalmit und auf seiner Terrasse finden Mensch und Natur zusammen, immer wieder, seit Generationen. Es lohnt, nicht nur im Frühling, die am höchsten gelegene Hütte im Pfälzerwald zu besuchen und die Fernblicke zu genießen.

Reise nach Anderswo

Reisen heißt für mich nicht: irgendwo ankommen, sondern aufbrechen, den Tag sich öffnen lassen mit einer Fülle schöner Momente, seinen Düften, seiner Würze, seinen Augenschmeicheleien. Es bedeutet das Unerwartete der nächsten Begegnung, das nie vollständig gestillte Verlangen, immer wieder Neues zu berühren, die unendliche Neugier, die Vielfältigkeit von Mensch und die Facetten schöner Landschaften mit der wirklichen Welt zu vergleichen. Es bedeutet morgen und immer wieder morgen, anstatt dem Gestern zu verfallen.

Aus allen meinen Reiseberichten entspringt der Wunsch, den großen Metropolen und deren gequält-lautem Gewimmel zu entfliehen, und die Sehnsucht nach einem gemütlich-genüsslichen, kunterbunten Anderswo, das hell und freundlich, duftend und lebensfroh ist.

Den Rucksack packen und fortgehen, Zuhause und Gewohnheiten wechseln, für ein paar Tage oder gar Wochen den Alltag verlassen, sich auf die Pfalz, auf den Schwarzwald, auf den Bodensee und die Nordsee einlassen, von Meereswellen gewiegt werden oder sich von den Winden der Provence forttragen lassen. Frei umhertreiben, die Sonne über dem Schwarzwald oder dem Meer untergehen sehen, unbekannte Geräusche empfangen und in fremde Gesichter blicken, den Vögeln in die blaue Ferne folgen.

Fernab von Katastrophen, von Menschenmengen, der Souvenirkitschigkeit und der Standardisierung des Reisens möchte ich mich einlassen auf ruhig-sanfte Lebensfreude, geschützte und teils unberührte Landschaften. Möchte mich einlassen auf eine wirkliche Loslösung vom klirrend-sperrigen Alltag, vom ständig-blickenden Smartphone und der ewigen WhatsApp-Bereitschaft: Echtes Reisen also! Fortgehen, um fortzugehen, und reisen, um zu reisen.

Und… der Geist des Reisens lebt in jedem von uns.

Oft nur als Wunsch, sich abseits im Diesseits fernab von ausgetretenen Pfaden oder aufgedrängten Routen zu entfernen und wieder Authentisch-ehrliches zu finden. Häufig genügt es bereits, früh aufzustehen oder den Ort zu wechseln. Wichtig ist nur, alles mit tiefem Atem und offenen Augen zu betrachten.

Lust und Genuss zu verspüren nach Überraschung und Erstaunen und der Sehnsucht, sich forttragen und auch mal verführen zu lassen. Den Geist des Reisens in uns aufzunehmen … ist letztlich jene Kunst, die das Leben so bunt macht und uns ein schönes Stück fröhliche Lebensgelassenheit gibt.

So isser ewe..… der liebenswerte Brotphilosoph Johannes Becker

„Drigg net so fescht uff des Weggle, sonsch machsch en Dulle nei.“ 

Keine Welt orientiert sich am Menschen. Der Mensch muss die kleinen wie auch großen Welten entdecken und sich darin bewegen. Ab und an darf er auch gestalten und seinen ganz eigenen Blickwinkel ändern. 

Johannes Becker erzählt mit herzlich viel Leidenschaft Geschichten aus der großen Welt des Bäckerhandwerks und auch über den Mikrokosmos Schwarzwald. Mit all seinen Gedanken zeigt er auf, dass die Philosophie nicht nur graue Theorie ist. Verständlich und amüsant führt Johannes durch die Welt des Bäckers und wie die Philosophie unseren Alltag bestimmt.

Und tatsächlich steckt auch in einem wirklich guten Brot ganz viel Philosophie des Bäckers. Bei Johannes wird es noch immer und mit viel Lebensfreude handwerklich gemacht. Nur mit natürlichen Aromen und konsequent fernab von Zusatzstoffen. Er verwendet die besten, regionalen, Mehle sowie einen Natursauerteig. Gepaart mit viel Zeit und Aufmerksamkeit werden seine Handwerksstücke gebacken. Seine Brote duften hervorragend, haben eine knusprige Kruste und je nach Brotart, eine fein- oder großporige saftige Krume. Schwarzwald-Genial eben! Gern verwendet er auch mal Kartoffelflocken und Kastanienmehl, spielt und kreiert mit allerlei Aromen und gibt neuen Ideen eine Spielwiese. Nichts ist für ihn unmöglich. Sein Gewürzregal wie auch sein Gefühl für außergewöhnliche Aromen ist üppig und international bestückt. Vieles muss neu gedacht wie auch mal hinterfragt und mit seiner Frau Karin diskutiert werden. Tatsächlich sind sie sich auch meistens einig. Letztlich kann Johannes mit seinen charmant-genialen philosophischen Gedanken überzeugen.

Die Welt der Aromen bleibt in hohem Maße von uns unerkannt, es bedurfte viel Geduld, Anstrengung und der liebenswerten Überzeugungskraft von Johannes, sie freizulegen. Es sollte Aufgabe sein, uns diese Welt, in der wir leben, und die wir doch ständig zu vergessen geneigt sind, wiederzuentdecken und unsere Nase mal wieder tief in den Teig zu stecken.

Die faszinierend-bunte Welt der Aromen ist eine Welt, die sich uns durch unsere Sinne erschließt. Gutes Brot ist lebendig und spiegelt die Aromen der Natur. Bei Johannes darf es dann auch mal eine Birnentarte mit Roquefort sein.

Defintiv ist auch der Guglhupf ein Kunststück von Johannes Becker.  Für mich…der saftigste Guglhupf aller Zeiten. Fluffig, locker, lecker: So muss ein Gugelhupf sein! Nicht nur im Schwarzwald ein Klassiker! Auch wenn die Wiener Kaffeehauskultur die Erfindung des edlen Napfkuchens für sich reklamiert wissen und alle Elsässer ganz genau, dass das gute Stück aus Ribeauvillé stammen muss. Warum sollte man dem „Kougelhopf“ denn dort sonst ein eigenes jährliches Fest widmen? Uns Schwarzwäldern, so Johannes Becker, kann’s egal sein. Schließlich wissen wir ja, dass unsere Gugelhupf-Rezepte eh die allerbesten sind.

Johannes Becker wurde in die Bäckerwelt hineingeboren und begann bereits in jungen Jahren dieser Welt seinen Stempel aufzudrücken. Die wichtigsten Grundzüge des Handwerks wie auch den noch heute verwendeten Sauerteigansatz hat er vor 45 Jahren von seinem Vater übernommen. Die Feinheiten und auch die richtigen Blicke in eine wirtschaftlich-sinnvolle Zukunft hat er sich relativ rasch angeeignet, denn es war ihm klar: Das Bäckerhandwerk und auch der Geist darin sind seine ganz eigene Welt. 

Wer Johannes Becker begegnet gewinnt ganz schnell die Erkenntnis, dass all sein Tun ihn glücklich und zufrieden macht. Seit seinem Ruhestand … welcher merklich gar nie stattfand… lehrt Johannes an der Bäckerakademie in Weinheim, engagiert sich bei der Bäckerinnung, kümmert sich um bessere Ausbildungsstrukturen des Bäckerhandwerks und bereichert als Unternehmensberater zahlreiche Bäckereien mit seinem profunden Fachwissen und seinem leidenschaftlichen Blickwinkel auf die Welt der Brotkunst. In einer Zeit, in der Menschen von der Produktion ihrer Lebensmittel weitgehend entfremdet sind, gibt er diesem Wissen neue Wurzeln. Und… einmal in der Woche steht er noch für seine Hotelpartner und Freunde am Backofen, kreiert das Neue gepaart mit viel Tradition und zaubert ganz gern auch Schwarzwälder Aromen in den Geist vieler Gäste. 

Und welches Brot liebt Johannes selbst? „Ich liebe jedes Brot, das aus meinen Händen entstanden ist. Zu meinen Favorit zählt das dunkle schwere Traditionsbrot, sehr mild versäuert und ungewürzt (bis auf Salz) und wirklich gute Baguettes mit feinsplittriger Kruste und grober saftiger Porung“.

Und dann kommt ihm die Achtsamkeit in den Sinn: „Numme net huddle!“ gönnt seinen Gedanken eine Inventur und knetet den nächsten Teig.

Schön war’s bei Johannes im Schwarzwald.