Der Klimawandel quält die Weinqualität

Hohe Temperaturen sorgen für mehr Süße und weniger Säure im Most. Schmeckt unser Wein mit zunehmendem Klimawandel also bald anders? Mit Tricks versuchen Winzer, das zu verhindern.

Der Klimawandel und die Spielereien des Wetters sind für viele Winzer eine echte Herausforderung. Brennende Hitze, lange Trockenphasen und kräftige Regenschauer wechseln sich ab. Folglich macht das ändernde Klima nicht nur die Kultivierung der Reben schwieriger, es wirkt sich auch auf die Qualität und den Geschmack des Weines aus. Tatsächlich ist die Weinqualität sehr empfindlich gegenüber der Temperatur während der Traubenreife. Höheren Temperaturen führen zu einem geringeren Apfelsäureanteil in den Trauben, drückt die Kaliumwerte und bringt so einen niedrigeren ph-Wert hervor. Folglich enthält der Wein weniger Aromen frischer Früchte als vielmehr häufiger eine Note von gekochtem oder überreifem Obst. Gerade der niedrigere ph-Wert nimmt etwas vom Frischeempfinden weg. Weniger Säure kann so zu Fehlgeschmack führen.

Auch steigt der Zuckeranteil bei Hitze und damit auch die Alkoholmenge. Bereits heute werden in der Pfalz hohe Alkoholwerte im Wein festgestellt. So sind Werte mit 11,5 bis 13 Prozent Alkoholanteil keine Seltenheit mehr.

Auch können hohe Temperaturen zu einem blasserem Teint junger Rotweine und weniger Geruchsstoffen etwa in Sauvignon Blanc führen. 

Doch die Branche hat das Problem längst erkannt und steuert kreativ dagegen. Weinbauliche Praktiken können es ermöglichen, diese Effekte zu korrigieren, ohne die Definition des Weins infrage zu stellen, indem sie an der Auswahl passender Mikroorganismen, der Entzuckerung des Mosts, der Verringerung des Alkoholgehalts und der Säuerung der Weine arbeiten. Viele kreative Winzer und Winzerinnen haben eine Tendenz, die aktuelle Stilistik-Typizität ihrer Weine aufrechtzuerhalten, weil sie dafür einen Markt haben. Säurearme, hochprozentige Weine schmecken brandig und haben somit keine Balance zwischen dem Alkoholgehalt und den eigenen Aromen, da er zu alkoholhaltig ist. Weine mit hohem Alkohol laufen am Absatzmarkt vorbei, denn der klassische Weinkonsument möchte junge, weiße, fruchtige, aber trotzdem trockene Weißweine trinken, gerade auch die jüngere Generation.

Durch einen geschickten Blattschnitt im Weinberg kann der Weinmacher/in für weniger Strahlung auf den Trauben sorgen und somit den typischen Geschmack wie auch eine feine Säure retten. Häufig werden bei Neupflanzungen auch steile Südhanglagen gemieden. 

Das Dings mit dem alkoholfreien Wein

Manchmal steht sich die Politik in Sachen Wein ganz schön schmerzhaft auf den Füßen.

Ein Alkoholfreier Wein darf nicht mit den typischen Verkaufsargumenten „Region“ (z.B. Pfalz) noch mit der Berufsbezeichnung Winzer vermarktet werden. Auch wenn die Trauben zu 100 Prozent aus einer Region stammen, darf die Region nicht auf das Etikett. Nach meiner Meinung ist ist hier eine dringende Änderung von Nöten. Die sollte unbedingt nachvollziehbar sein.  

Da der entscheidende Prozess der Entalkoholisierung in der Regel nicht im Weingut stattfindet, darf das Weingut nur unter der Bezeichnung „Vertrieb“ auf der Flasche genannt werden. Bedingt der hohen Anschaffungskosten solcher  Entalkoholisierungsgeräte liefert der Winzer den Wein an größere Kellerei in welchen der Wein entalkoholisiert wird.

Definitiv wäre es sinnig, dass die Bezeichnung „Winzer“ auch für alkoholfreie Wein genutzt werden darf, deren Grundweine in einem Weingut gekeltert wurden, denn letztlich liegt in den Wein die Leidenschaft und auch der Sinn des Winzers. Nur mit einem guten Grundwein kann auch ein geschmackvoller alkoholfreier Wein entstehen.

Weiter verschärft werden diese Vorgaben durch das Verbot des Anreicherns von Weinen für die Herstellung von alkoholfreien Produkten. Das macht technisch Sinn, da sich durch die Anreicherung der Alkoholgehalt erhöht, der im zweiten Schritt wieder entfernt wird.

Auch wurde in den letzten Jahren deutlich, dass die wirtschaftliche Auswirkung dieser Regelung dramatisch sein kann, denn viele Winzer wissen kurz nach der Lese noch nicht, ob sie ihren Wein (mit Alkohol) auch vollständig verkauft bekommen. Falls nicht, ist es leider unmöglich, den Wein zu entalkoholisierten Produkten weiter zu verarbeiten und zu einem angemessenen Preis zu verkaufen. Dieser Wein wird dann entweder unter Marktwert verkauft oder schlimmstenfalls sogar vernichtet.

Nicht zuletzt ist bei alkoholfreien Weinen die Produktbezeichnung BIO derzeit nicht möglich, obgleich die Grundweine aus biologisch angebauten Trauben hergestellt wurden. Das Verfahren der Entalkoholisierung – Vakuumdestillation – ist zurzeit nicht im Bereich Bio zugelassen, bzw. in der Verordnung verankert. Dieses Versäumnis lässt eine große Zielgruppe außer Acht, die Wert auf Bio-Produkte legen und durchaus bereit ist, dafür mehr Geld auszugeben. Die Kombination aus alkoholfrei, vegan und biologischen Erzeugnissen spricht Konsumenten, die Wert auf Achtsamkeit, Gesundheitsbewusstsein und Nachhaltigkeit legen, besonders an.

Zumindest für die Vermarktung von entalkoholisierten Weinen und der dem „BIO“ Label gibt es aktuell von Seiten des Gesetzgebers Bemühungen, dies in den entsprechenden Verordnungen zu verankern und somit die Bezeichnung zu ermöglichen. 

Übrigens!! Alkoholfreie Weine können auf verschiedenste Art und Weise hergestellt werden. Ein bewährtes Verfahren setzt auf die schonende Entalkoholisierung durch Vakuumdestillation. Hier wird den selektierten Ausgangsweinen so bis auf einen maximalen Restalkoholgehalt von 0,3% den Alkohol entzogen. Das Vakuum hat den Vorteil, dass der Alkohol bereits bei einer Temperatur von 30°C entweicht. 

Direkt im Anschluss folgt die Aromarückgewinnung, um die natürlichen Weinaromen aufzufangen. So bleiben der sortentypische Charakter und die Stilistik der Weine erhalten. Ideal ist es, dass dabei vollständig auf künstliche Aromen oder Farbstoffe verzichtet wird. Letztlich werden die Weine lediglich mit einer kleinen Zugabe von natürlichem Zucker. Dies ist notwendig um den durch den Alkoholentzug verlorenen Körper sowie die Süße wieder auszugleichen und eine ideale Balance herzustellen. 

Da dieser Aufwand viel Zeit und Ressourcen beansprucht ist alkoholfreier Wein meist teurer.

In der Vinothek „Villa di Vino“ lebt leidenschaftliche Genusskultur 

Die Region Heidelberg ist geprägt vom nimmermüden Unternehmertun, mannigfachen StartUps und allerlei Innovationsfreude. Aber auch kunterbunte Erlebnis- und Kulturlandschaften bereichern diese herrliche Region rund um das weltberühmte Heidelberger Schloss. 

Und genau dort, wo sich auch Fuchs und Hase auf einen Wein begegnen, hat Familie Schreiber, fast unbemerkt vom Draußen, Oasen der Gastlichkeit in Anlehnung an italienische Genusskultur geschaffen. 

„Pianta la vite per te, e l’ulivo per tuo figlio. – Pflanz den Weinstock für Dich und den Ölbaum für Deinen Sohn“ so ein italienisches Sprichwort. Ob es ein Baum oder doch ein Rebstock war, welches Marion und Joachim Schreiber ihrem Sohn Tim Schreiber pflanzte ist nicht überliefert, dass deren Bäume jedoch kräftig Früchte tragen ist merklich und sichtbar zugleich. Villa Toskana und Villa Medici haben sie ihre Hotels getauft und ihnen das Dolce Vita, den typisch italienischen Lebensstil, der durch Lust, Genuss und Leichtigkeit geprägt ist, eingehaucht. Am Rande von Leimen, im Hotel Villa Toskana, spürt der Gast bei all seinen Begegnungen mit dem servicefreundlichen Personal, dass es eine liebenswerte Kunst ist, den Gast in seiner Gesamtheit zu erfassen und seine Wünsche als gegebene Selbstverständlichkeit zu würdigen. All dies wird auch im der integrierten Vinothek „Villa di Vino“ gepflegt und leidenschaftlich gelebt. 

Unermüdlich und immer mit einer feine Nuance Gastfreundschaft schafft es Piero Cortinovis allerlei Weinfreunde zu einen und diese mit den besten Weinen aus seinem Repertoir zu bereichern. So ist es absolut nicht unüblich, dass hier Menschen mit Kisten unterm Arm und schönen Erinnerungen im Sinn das Haus verlassen. Häufig und verdammt gern bleiben viele Gäste auch zum Plausch bei Wein und leckerem Kaffeegenuss. Dazu – aus der Feinkosttheke – fein zusammengestellte Köstlichkeiten aus Italien wie auch hochwertige Leckereien aus dem Steinofen. Feine Brote, saftig-frische Oliven, auch mal Fisch und eine satte Portion italienischer Lebensfreude sind hier selbstverständlich. All dies garniert mit reichlich Gesprächsstoff, Leidenschaft und neuen Freundschaften. Ganz so als wäre man auf der Piazza Vecchia, dem schönsten Platz inmitten von Pietro’s Heimatstadt Bergamo unweit von Mailand.

No, no… Pietro ist nicht perfekt und will es auch nicht sein „Anche i pesci del re hanno spine“ – Auch die Fische des Königs haben Gräten. Die Gaumen seiner Gäste und deren Gemüt geben den Takt und die Lebensfreude in der Villa di Vino vor. Und diese kann doch unmöglich perfekt sein. Finché c’e vita, c’e speranza – Solange es Leben gibt, gibt es Hoffnung. Hoffnung zu noch mehr menschlicher Nähe, Vergnüglichkeit und auf einen besonderen Tropfen Wein.  Bei 650 Weinen ist dies in der Villa di Vino definitiv keine Schwierigkeit. Zumal Pietro mit einem außergewöhnlichen Gespür die Sehnsüchte seiner Kunden erkennt. Das Sortiment ist facettenreich mit einer Nuance zum Außergewöhnlichen und einer besonderen Wertschätzung für großartige Spitzenweinen. Die Pfalz ist hier in enger Verbundenheit zur Bergstraße ebenso vertreten wie besondere Tropfen aus Italien, Frankreich, Spanien und auch Österreich. 

Recht schnell wird klar, dass Familie Schneider und Pietro ein Gespür für gute Weine hat. Nicht der Ruf entscheidet für den Weg ins Regal, sondern der Geschmack ihrer Kunden. So ist es nicht ungewöhnlich, dass Pietro nach der Gelegenheit fragt, zu welcher der Wein genossen wird.  

Übrigens: Il pesce vuole nuotare tre volte: nell’acqua, nell’olio e nel vino. – Ein Fisch muss dreimal schwimmen: im Meer, im Öl und im Wein. 

Villa di Vino / Stralsunder Ring 7, 69181 Leimen / 06224 7690190 

https://www.villa-divino.de

Ja… ist denn schon Wein „achten“? Die neuen 20er Weine

Da liegt er nun im Glas… der erste Tropfen des neuen Jahrgangs 2020!

Zweifelsohne… der neue Jahrgang 2020 wird ein Großer werden. Es war ein Jahrgang, welcher fast das gesamte Wetterorchester auf die Bühnen der Natur ertönen ließ. Die frühe Traubenreife, die frühe Ernte und die zickigen Kapriolen von Madame Corona zerrten an allerlei Nerven. Da wackelten selbst die Rüttelpulte mancher Kellerei unrhythmisch durcheinander. Folglich war 2020 auch von starker Ungewissheit geprägt. Doch im Finale wurden die Weinmacher der Pfalz mit sonnigem Herbstwetter und kerngesunden, aromatischen Trauben entschädigt und brachten sodann doch noch wunderbar-prächtige Qualitäten und ordentliche Mengen hervor. Spätestens, wenn der erste Tropfen ins Glas fließt und unsere Sinne einnimmt, werden wir erschmecken, dass uns dieses Jahr große Genussfreude in die Seele spült.

Seit Beginn November füllen einige Winzer den neuen Jahrgang auf die Flasche und stellen diese auch völlig ungeniert und voller Zuversicht in den Verkauf. Was Winzer aus Neuseeland oder Südafrika uns bereits im Oktober auftischen, schaffen Pfälzer Weinmacher in höheren Qualitäten ebenfalls. Wetten!

Bereits bei den ersten Proben konnte ich feststellen, dass das Zusammenspiel von sensibler Handwerkskunst im Weinberg wie auch im Keller gepaart mit einer satten Portion Fachwissen, der nötigen Intuition und viel Achtsamkeit ausgezeichnete Qualitäten hervorbrachte.
Es ist gerade in der Pfalz zu erwarten, dass der Jahrgang 2020 Weine mit einer ganz klaren, sehr ausgeprägten Sorten- und Lagencharakteristik sowie angenehmer Säure erzeugt.

Meine Empfehlungen der „ersten Wilden 20er“:

Rivera 2020 trocken von Gerhard Schwarztrauber, Mußbach

Ein frisch-fruchtiger Cuvee aus Riesling und Sauvignon blanc, erinnert an gelbe Früchte wie Mirabelle und Mango sowie einen Touch Orange. Seine leichte Mineralität weckt Träume von Sonne, Strand und einem mehr von Meer.

2020 Sauvignon blanc trocken von Marius Meyer, Rhodt

Die Nase wird sofort eingefangen mit Aromen von Stachelbeere, grüner Paprika und Ananas. Im Mund zeigt er eine frisch-wilde Säure und einen guten Zug am Gaumen. Im Abgang werden die Sinne sanft von frischer Banane gestreichelt.

Sauvignon Blanc trocken 2020 von Lucas Kesselring

Auch bei diesem Wein wird die Nase von wild-fruchtigen Aromen wie Stachelbeeren, Paprika und einem Touch Kiwi bereichert. Ein frischer, bodenständiger Wein mit ganz viel Potential.

Bergstraße. Die genüssliche Nicht-Perfektion von Wein – Weinhändler Henning Seeger

Diese kleine Biene mit ihrer überdimensionierten Weinkiste auf dem Rücken knattert durch Weinheims Gassen, ganz so, als seien es die engen Gassen einer lebendig-lauten Stadt Italiens. Henning Seeger ist der splienig-leidenschaftliche Geist dieser niedlichen Piaggio-Ape. Ja… es ist die Begegnung mit zwei naiven Nicht-Perfektionisten, die sich gefunden haben. Henning ist Genuss- und auch mal gern Freigeist. Definitiv ist er Weinentdecker, Weinerklärer, ein liebenswert-entspannter Zeitgenosse und Weinhändler.

Wer dem zweifachen Familienvater begegnet, ordnet ihn eher in der Welt der Philosophen und Denker ein als in jener mit hoher Beschleunigung. Seine Kunden beliefert er geduldig, gepaart mit einem Touch Dolce Vita und einer quirrligen 3,5 PS-starken Piaggio-Ape, deren Beschleunigung nicht mit der Stoppuhr, sondern mit dem Kalender gemessen wird. Ein ideales Gefährt für Henning Seeger, denn so kann er sich ganz seinen Gedanken und Ideen widmen. Routiniert kurvt er durch schmale Gassen und winkelige Wege der Bergstraße. Parkt mal auf einem Platz oder im Gewimmel eines Marktgeschehens, packt seine Weintheke aus und philosophiert mit Weingenießer über die fabelhaft-schöne Welt der Weine. Und so mancher stellt mal wieder fest, dass Beratung mit viel Herzblut, gepaart mit authentischer Leidenschaft und reichlich Muße in seiner DNA steckt.

Stetig neu befindet er sich auf Entdeckungsreisen nach kreativen Weinmachern, die für naturnahes und kompromissloses Qualitätsstreben stehen und sich weit weg von Mainstream-Bubbles ihren Weinen und Sekten mit viel Charakter und Tiefe bewegen. Wein ist eben nicht gleich Wein.

Klar! Wein soll schmecken. Doch auch klar soll sein, dass Wein nachhaltig, authentisch und ehrlich schmeckt und seinen Charakter in der Nase wie auch am Gaumen widerspiegelt. Tutti- Frutti- Weine gibt es an anderen Orten, meist fernab von Seegers Weinheim.

Für Henning Seeger ist es eine gelebte Selbstverständlichkeit, dass er Weinkreateure persönlich und sorgfältig in deren Wirken entdecken und verstehen kann, denn er verkauft letztlich auch eine satte Portion Ehrlichkeit und schafft hierüber Vertrauen. Letztlich gibt das Vertrauen dem Gespräch über Wein mehr Stoff als der Geist. Bei Hennig Seeger ist jede Begegnung mit Wein sehr geistreich und so wahnsinnig lebensnah. Seine Erfahrung, seine Leidenschaft und dieses ganz besondere Gefühl von Genuss gibt er gerne weiter, damit die nächste Begegnung nicht allzu fern ist.

Übrigens: In ihrer statusfreien Niedlichkeit und naiven Nicht-Perfektion ist die Paggio-Ape eine Parodie auf unser ernsthaftes Leben und in der Welt des Verkehrs eines der letzten echten Abenteuer.

Weinhandlung WINEheim / Lindenstraße 5, 69469 Weinheim / 0178 233 288 1

http://wineheim.com

 

Bergstraße. Herrschaftszeit… der Gaiberg bebt – Brand’s Weinladen

Herrschaftszeiten… was für ein geiler Weinladen mit ganz viel Lebendigkeit und Lebensfreude! Bereits vorab sei erwähnt, dass der Ausruf „Herrschaftszeiten“ nichts mit Herrschaftszeit zu tun hat sondern heißt „Herr schau auf’d Seitn“ ,was bedeutet, dass der Herrgott weg sehen soll. Also „Herr schau auf die Seite“. 

Hier am Brand’s Weinladen inmitten von Gaiberg… 340 m über Heidelberg und unmittelbar am Rande schöner Weinlagen der Bergstraße stehen die Leut auf der Gass und halten sich fest an einem … mindestens… Glas Wein. Hier bei Natascha und Lars Brand sind die Leut gern Freund und Gast zugleich und immer auf Augenhöhe mit einer charmanten Auswahl guter Weine, leckeren Kaffeekompositionen und kleinen, köstlichen, Hand- und Gaumenschmeichlern. Klar, dass hier der Herrgott bewusst wegschaut, denn hier hat sich das Laissez -faire mit dem Weingott vereint. 

Seit 2014 betreiben die Brands eine kleine und stylisch-feine Weinhandlung. Ihr Sortiment ist ebenso außergewöhnlich wie sie selbstverständlich. Starke Typen mit großer Qualität zu einem fair-gesunden Preis-Leistungs-Verhältnis sind ihr Programm. Der aufstrebende Weinkreateur Sebastian Menges aus Rauenberg lehnt hier charmant am Grandsigneuer des Bioanbaus Gerhard Schwarztrauber aus der Pfalz. Von beiden begeistert der Chardonnay und Auxerrois ebenso wie der fein schmelzige  Chardonnay von Jungtalent und Weinmacher Johannes Balzhäuser aus Rheinhessen. 

Mittendrin dann auch mal ein fleischig-opulenter Rioja von Olmaza. Warm und sanft nach dunklen Beeren mit einem Hauch Kakao in der Nase. Ein solcher Wein lädt ein zur Gemütlichkeit und steht ganz nah an seinem Kollegen, dem „Miraflors Rouge“ von Lafage aus Frankreich, welcher zart nach Kirschen und Brombeeren in der Nase gepaart mit taufrischem, frühmorgendlichem Waldboden, duftet. 

Die Regale sind bunt gefüllt mit Besonderheiten aus der Region, Pfalz, Rheinhessen und natürlich auch Italien, Frankreich, Portugal oder auch Spanien. 

Klar! Auf Besonderheiten legen die Brands viel Wert und präsentieren verdammt gern, was sie selbst begeistert und inspiriert.

Inspirationen und tolle Gespräche, inmitten einer lebensfrohen Gemeinschaft, über Wein, die Welt und Geistreiches, mal mit schönen Klängen oder Gesang, mal am Piano oder an der Gitarre… bei Brands brennen die sinnlichen Momente wieder auf. 

Nicht selten stehen beide Arm in Arm mit dem Glück auf der Stirn und einem Glas besten Sektes von Johannes Raumland inmitten ihrer Gästeschar und prosten auf das, was längst geschah und gern noch einmal… mit ein wenig Blubber mehr geschehen darf.

Die Brands… sind wie sie sind… ein prächtiges Stück Weinladen mit schönen Erlebnissen nahe am Leichtsinn. Und der Herrgott schaut gern darüber hinweg.

Brand’s Weinladen / Hauptstraße 17, 69251 Gaiberg / 06223 4259123

https://brandsweinladen.de

Rheinhessens glänzt in rosé – Weinmacher und große Roséweine

Roséweine werden gerade in Rheinhessen mit besonderer Sensibilität und sorgsamer Hand gekeltert. Ihre elegant-verführerischen Duftnoten sind nicht nur im Sommer Ausdruck für lebensfrohe Leichtigkeit. 

So habe ich mich wieder einmal aufgemacht um dieses laissez-faire, diese Leichtigkeit und die charmanten Genusslandschaften in Rheinhessen, mit all meinen Sinnen, einzufangen. Gerade hier, zwischen Donnersberg und Rhein, bieten die klimatischen Bedingungen optimale Voraussetzungen für Weine, die durch eine klare Frucht und Mineralität auffallen. Und bitteschön! Gleich vorweg möchte ich doch bekennen, wenn die Welt untergeht, gehe ich nach Rheinhessen, denn dort geht sie 30 beste Jahrgänge später unter.

Ja auch hier… ist Rosé in! Rosé ist Verführung! Rosé ist ein lustvoller Genuss zu jeder Speise. Ob exotisch, ob Pasta oder Fleisch. Rosé passt letztlich ausgezeichnet zu sommerlichen Gerichten wie Gemüse, Salaten, Fisch oder auch zu Aufläufen. 

Rosé ist frisch und jung, Rosé ist Genuss und natürlich unkompliziert im Farbenspiel von Aromen facettenreicher Speisen. Und ganz sicher ist Rosé nicht nur Sommerwein. Rosé ist auch im Winter ein besonderer Genuss in lebenslustiger Gesellschaft mit Freunden und bei gutem Essen.

Vergessen wir bitte die altklugen Schubladenmeinungen von ach so klugen Schicki-Sommeliers oder Weinpäpsten. Vertrauen wir auf unsere eigenen Sinne. Rosé ist längst kein Verlegenheitswein oder Abfallprodukt aus der Rotweinproduktion mehr. Er ist zunehmend zum Standardrepertoire selbstbewusster Winzer geworden und gewinnt mittlerweile auch so manchen Vergleich gegen die bedeutenden Produzenten der Provence, welche seit Jahrzehnten die Stilvorgaben von höchster Qualität lieferten.

Die Farbe des Roséweines sitzt in der Schale der Traube. Statt wie beim Rotwein den Saft lange mit den Schalen in einem Tank zu belassen, wo er Gerbstoffe aufnimmt, belässt man den Saft nur kurz bei den Schalen. So wird auch vermieden, dass der Wein einen tiefen Ton annimmt. Die im Most enthaltenen Anthocyane genannte Farbstoffe geben dem Wein die zart-feine kirschrote bis lachsrosa Farbe. Bei der Methode der direkten Pressung werden die Trauben sofort leicht angequetscht und die Schalen einige Stunden bis maximal drei Tage im Mostbad belassen, bevor das Abpressen erfolgt. Bei der sogenannten Saignée-Methode füllt der Winzer die Trauben nach dem Mahlen in den Gär-Tank. Nach 12 bis 48 Stunden wird etwa ein Achtel des Mostes vom Bad in der Maische abgezogen und getrennt vergoren, während der Rest zu Rotwein wird. Somit erreicht der Rosé bei dieser Methode mehr Konzentration und Struktur.

Und ohnehin… „das ganz besondere Geheimnis eines beachtlichen Rosés ist Demut und Liebe gepaart mit viel Leidenschaft und einem Touch Hingabe. Dazu fügt der kultiviert-fühlende Weinmacher wachsame Aufmerksamkeit und reichlich Sorgfalt um Boden, Rebe und Traube. Mit diesem Anspruch behaftet habe ich viele Weinkreateure zwischen den „Hiwwel“ in Rheinhessen besucht, eine außerordentliche Auswahl an Rosé-Weinen eingefangen und mich wieder einmal zum Tasting nach Heidelberg aufgemacht.

Meine ganz besonderen Rosé-Empfehlungen aus Rheinhessen sind:

2018 Johanninger Spätburgunder & Frühburgunder Rosé Kreuznacher Junker, Weingut Johanninger, Biebelsheim

Die Macher von Johanninger gehören sicherlich zu den großen Weinmachern ihrer Zunft. Unbändige Kraft und Fülle bei gleichzeitig höchster Eleganz, das sind die Charakterzüge der Johanninger Weine. Ihre Weine lassen ihre persönliche, individuelle und unverwechselbare Handschrift erkennen. Ihrem Anspruch „herausragende Qualität für den anspruchsvollen Weingenießer“ werden sie auch bei diesem opulenten Rosé gerecht. Pinot Noir (Spätburgunder) und Pinot Noir Précoce (Frühburgunder) wurden perfekt vereint und zaubern in die Nase eine brachial-schöne Aromenfülle von rot-satten Beerenfrüchten gefolgt von kräutrig-würziger Note. Am Gaumen macht er sich angenehm-zart, etwas schmelzig und leicht rauchig breit. Weit weg von gewöhnlich und nie erwartet. Fast genial.

https://www.johanninger.de

2019 Rosé, Bioland-Weingut Baeder, Wendelsheim

Unermüdlich und mit ganz viel Hingabe kreieren Katja und Jens Baeder bereits im Weinberg große Weine. Im Keller werden ihre Weine aufwändig und schonend verarbeitet. 

Der vollmundig-stoffige Rosé verführt die Nase und den Gaumen durch ein schönes Spiel von reifen Früchten wie Pflaume und Erdbeeren in sanfter Begleitung von Koriander, Thymian und einer zarten Cognacnote. Im Abgang ist er frisch und saftig. Ein Wein mit Persönlichkeit, welcher das facettenreiche und demütige Handwerk mit einem Touch Mut für Herausforderungen der Baeders erkennen lässt.

http://www.weingutbaeder.de

2019 Spätburgunder Blanc de Noir – trocken,  VDP-Weingut Fritz Groebe, Westhofen

Ja! Man muss ihn lieben, diesen Fritz Groebe und seinen Wein. Bodenständig, ehrlich und dennoch VDP. Fritz Groebe arbeitet sehr sorgfältig und innovativ am Spannungsbogen zwischen Tradition und Moderne. Hier wird wahre Bioweinkultur gelebt und gepflegt. Kein großes Trara, kein Schickimicki. Fritz Groebe, ein poetischer „Wein-Kunsthandwerker”, setzt auf umweltschonende Bewirtschaftung und schonende Lese.

Für den Blanc de Noir wurde der Saft von nicht gequetschten Spätburgunder-Trauben abgepresst. So können keine Farbstoffe aus den Beerenhäuten in den Most übergehen, was die feine orange-gelbe Färbung des Weins erklärt. Der Spätburgunder Blanc de Noir trocken ist ein genial-feiner Weißwein mit feinen Fruchtaromen und einer eleganten Mineralität.

https://www.weingut-k-f-groebe.de

2019 Rosé trocken „Juliane“, Weingut Milch, Monsheim

Der spannend-klare Cuvée aus Spätburgunder, Cabernet Sauvignon und Frühburgunder leuchtet rosa mit einem Touch Kupfer. Das Bouquet duftet nach Himbeeren, Erdbeeren, saftigen Pfirsich und einem Touch Cassis. Am Gaumen fasziniert dieser Rosé herrlich saftig, würzig und angenehm weich. Ein ehrlich-klarer Rosè mit viel Harmonie!

Mit viel Augenmerk und Sensibilität gestaltet Karl-Hermann Milch Weine, welche sehr ehrlich und in einer feinen Stilistik daherkommen . Beim Ausbau der Weine wird darauf geachtet, dass sie nur das haben, was ihnen die Natur auch geschenkt hat: man verzichtet freiwillig auf Chaptalisation und es wird auch nicht entsäuert. Das Ergebnis spricht für sich.

https://www.weingut-milch.de

2019 Pinot Rosé, Christopher Barth, Alzey-Weinheim

Christopher Barth ist ein sanft-wilder Bastler. Aus seinen Händen entstehen famose Weine, die mit unseren Sinnen spielen. Sein Sortiment ist eingeteilt in 3 Linien: Stier, Steinbock und Widder. Sein Rose` ist im Zeichen des Stiers kreiert. Stier steht für gradlinig und animierend, einfach unkompliziert. 

Der Rosé für volle Gelassenheit und in seiner Einfachheit beeindruckend. Leuchtendes Pink brilliert im Glas, fruchtig-würzige Düfte bereichern die Nase nach Erdbeeren, Himbeeren, Stachelbeeren und etwas Paprika. Sehr trinkanimierend und beschwingt, dabei stets ernsthaft gleitet dieser Spaßmacher über die Zunge.

Chris Barth ist ein kreativer Querdenker mit brachialer Leidenschaft für die große Handwerkskunst der Weingestaltung. Im Weinberg arbeitet er nicht gegen die Natur, sondern demütig mit ihr. Die Natur, mit all ihren Extremen gibt die Taktung vor, fordert viel Aufmerksamkeit und zwingt zum Umdenken, fernab vieler Lehrbücher. 

https://www.barthwein-alzey.de

Gysler Funkenflug Spätburgunder Rosé 2019, Weingut Gysler, Weinheim

Gysler arbeitet nicht nur im Weinberg, sondern auch im Keller mit viel Feingefühl für hohe Qualität ohne die Herkunft, Struktur und Substanz zu vernachlässigen. In seinem Wirken und seiner Methodik strebt er zu jeder Zeit und ohne Kompromisse nach Reinheit und verleiht somit seinen Weinen eine authentische Seele. So ist es weit entfernt von verwunderlich, dass er auch Naturweine in seiner Kollektion führt.

Wenn Säure und Struktur stimmen, hat der Wein Feinheit und ein zartes Mundgefühl. Gerade beim Rosé merkt man sofort, dass Alexander Gysler, eine leidenschaftlich-ehrliche Fronatur, die Traube ernst nimmt. Das Weingut baut seine Weine mit viel Handarbeit im Einklang mit der Natur aus.

Ganz ohne Funken aber zart-rosa bis zu leuchtendem Pink liegt dieser Rose im Glas. Die Nase wird sofort von einer betörenden, beerigen Frucht umschmeichelt. Feine Fruchtaromatik, schöne Struktur, Kraft und Länge, dabei sommerlich beschwingt. Im Abgang frisch und saftig gepaart mit einem prächtigen Nachhall.

https://alexander-gysler.de

2019 Spätburgunder la vie est Rosé, Weingut Janson, Vendersheim

Bei Oliver Janson ist alles eine Frage des Stils. Komplett durchgegoren und nach reichlich Hefelager werden die Weine auf die Flasche gefüllt. Ausbau im Holzfass gibt es nur, um Tannine abzurunden und die Balance zu finden. Auf keinen Fall sollen Charakter und Komplexität überdeckt werden. Bei den Jansons entstehen mineralische, kräftige Weine von regionaler Prägung, die ihren ganz eigenen Charakter besitzen. Ebenso wie die Jansons selbst, bodenständig, geerdet, voller Leidenschaft und mit ganz viel Lebensfreude. 

Im Glas schimmert ein wunderbar fruchtiger Spätburgunder-Rosè für unvergessliche Momente. Die Nase satt bereichert von reifen Himbeeren und feiner Erdbeere dazu saftiger Weinbergpfirsich. Im Gaumen eine leicht-pikante Säure und eine feine Mineralität. Im Abgang verbleibt ein angenehmer Nachhall.

http://www.weingut-janson.de

2019 Espenhof Rosa Espenblatt, Weingut Espenhof, Flonheim

Lachsfarben mit aufhellenden Reflexen gefällt dieser glanzvolle Cuvée aus Saint Laurent und Spätburgunder im Glas. Die Nase wird überrascht mit kräftigen Fruchtnoten von saftigen Erdbeeren, Himbeeren und einer feinen Note Waldbeeren. Am Gaumen sanft-schmelzig mit zarter Fruchtsüße. Die verführerische Frucht bleibt im Nachhall und lang in Erinnerung. Seine feine Balance sowie der geringe Alkoholgehalt (10,5%) überzeugen. 

Unermüdlich und mit viel Hingabe kreiert Nico bereits im Weinberg große Weine. Mal eigensinnig und unkonventionell, mal ursprünglich und voller Ehrfurcht vor der Natur, mal laut und lebendig. Aber immer voller Kreativität und Selbstbewusstsein. Schonende Verarbeitung der Trauben, des Mostes und der Weine ist ihm verdammt wichtig. Sein Wein vergärt spontan, meist im großen Holz und bleibt lange auf der Mutterhefe. Keinerlei Schönungsmittel und wenn möglich verzichtet er auf eine Filtration.

 

https://www.espenhof.de

2019 Rosé „COSINUS“ trocken,  Weingut Finkenauer, Budenheim

Ich mag sie, diese paar Ecken und unbehandelten Kanten bei Yvonne Finkenauer. Nicht perfekt sein und nicht im Glanz stehen. Aber immer Aufmerksam und jedesmal aufs Neue eine satte Portion mehr an Qualität und Charakter. So sind ihre Weine. 

Der Rosécuvée funkelt im Wettbewerb der Sterne. Zartes lachsrosa, delikat-zartes Aromenspiel. Die Nase ist gefangen im Fruchtkörbchen: Cassis, Kirschen, Himbeeeren, Erdbeeren, Granatapfel, Pfirsich und ganz fein Holunder.  Leicht mineralische Spuren sorgen für einen ausgewogenen, facettenreichen Charakter. Nicht perfekt… aber launisch und vielfältig zugleich. Ganz so wie es Yvonne Finkenauer mag. 

https://www.finkenauer.de

Der Preis für ein Stück mehr Lebensgenuss. Was kostet Wein?

Die letzten Trauben sind längst gelesen und bereits im wohligen Hefebett angekommen. Leichter Oktobernebel macht sich in den Gassen breit und trübt ein wenig so manche Stimmung ein. Es ist auch eine gute Zeit zum Innehalten, Gedanken fangen, Ideen gestalten und über das Vergangene wie auch über die Zukunft nachzudenken.

Nachdenken auch über die auffällige Bandbreite bei den Weinpreisen, denn erst kürzlich lag beim Discounter in meiner Hand ein 2017er Sauvignon Blanc aus Freinsheim. 2,99 Euro für 0,75 Liter. Die Lage ist mir gut bekannt. Folglich wurden die Augen groß, die Nase gierig und die ersten Sinnesfalten auf meiner Stirn traten deutlich zum Vorschein. Warum ist dieser Wein für 2,99 Euro zu haben, während ein anderer aus demselben Anbaugebiet und derselben Traubensorte ein Vielfaches kostet?

Um dies zu verstehen möchte ich ein paar Fakten auf den „Tisch“ packen: Um einen sehr günstigen Wein zu erzeugen, müssen die Produktionskosten pro Liter so niedrig wie nur möglich liegen. Das bedeutet günstige Zukäufe von Fassweinproduzenten im In- wie auch im Ausland oder flache Weinberge, in denen die Bewirtschaftung, wie der Rebschnitt, Weinbergspflege wie auch die Lese vollständig mechanisiert werden. In diesem Fall kommt man mit etwa 200 Arbeitsstunden pro Hektar und Jahr aus. Ein Ertrag von rund 10 000 Litern pro Hektar und Jahr erlaubt gerade noch einen trinkbaren Wein. Bei Fassweinpreisen von etwa 80 Cent pro Liter ist es durchaus möglich, Geld zu verdienen. Jedoch um seinen gesamten Lebensunterhalt damit zu bestreiten, braucht man eine beachtliche Rebfläche und muss alles gut im Griff haben. So entstehen die billigen Weine im Supermarkt-und Discounter-Regal.

Hingegen müssen Weinmacher von sehr charaktervoll-hochwertigen Weinen nicht nur über entsprechendes Wissen verfügen, reichlich Erfahrung und eine sensible Nase mitbringen, sondern auch sehr viel Handarbeit investieren, um ihr Ziel zu erreichen.
Bereits die selektive und ertragsreduzierte Weinlese per Hand kann hier über 200 Arbeitsstunden pro Hektar beanspruchen und die gesamte Bewirtschaftung auch über 1000 Arbeitsstunden pro Hektar und Jahr hinausgehen. Bei Bioweinen setzen Weinmacher auf meist teurere natürliche Hilfsmittel und verzichten gänzlich auf Chemie. Auch im Keller ist sensible Handarbeit gefordert. Hier verbannen Winzer Stabilisierungs- und Schönungsmittelchen und verbringen den Tag gern im Keller, denn hochwertige wie auch natürliche Weine benötigen wesentlich mehr Aufmerksamkeit und Zuneigung, damit ihre Eleganz auch auf großen Bühnen gewinnt.

All dieser Aufwand ist ganz sicher nicht zum Mindestlohn verfügbar. Und somit wird ganz schnell klar, dass Weine mit ganz viel Lebenskultur entsprechend teurer sind als das im Discounter Angebotene.

Ja klar werden nun die Fragen aufkommen, wie günstig darf ein gut schmeckender Wein mit echtem Charakter sein. Bei vielen Weingütern in der Pfalz und insbesondere in der Region Freinsheim lassen sich solch gehobene Qualitäten häufig bereits ab 7,90 Euro finden. Für mich ist dies ein günstiger Einstieg in ein Stück mehr Lebensgenuss.

Meine Empfehlungen: Der 2019 Sauvignon Blanc der Gebrüder Rings aus Freinsheim für 12,00 Euro ist definitiv ein großer Wein. In der Nase begeistert eine schöne Kombination aus frischen grünen Aromen und leichter Exotik. Stachelbeeren, Cassis faszinierend gepaart mit etwas Pfeffer, ein Hauch Paprika, Hibiskus und Holunder. Am Gaumen rassig, mineralisch, zupackende Art, viel Frucht, zarte Würze.

Der 2019 Sauvignon Blanc vom Weingut Metzger aus Grünstadt für 8,90 Euro überzeugt die Nase mit zarten Aromen von Holunderblüte und reifen Stachelbeeren gepaart mit schwarzer Johannisbeere und Pfirsich. Am Gaumen setzt sich dieses erfrischende Ereignis fort. Eine klare Struktur und die opulente Fruchtigkeit überzeugen im Nachhall.

Der Sauvignon Blanc Tradition trocken 2019 von Philipp Kuhn aus Laumersheim duftet herrlich verführerisch nach Stachelbeere, frischer Minze, Zitronengras und weiteren tropischen Früchten. Auch am Gaumen gefällt er. Saftig, würzig, ein Spiegel der Nase mit mineralischem Tiefgang, Feuerstein und würzig-feurigem Nachhall. Der Preis liegt bei 10,50 Euro.

Und auch der Sauvignon Blanc  trocken 2019 vom Biowinzer Gerhard Schwarztrauber offenbart eine schöne Duftnote nach reifen, grünen Früchten wie auch exotische Früchte, darunter Stachelbeere und Kiwi und Zitronengras. Die rebsortentypische, anregende Fruchtsäure und der straffe Körper machen diesen Ortswein zum echten Hochgenuss, zu einem lebenswerten Preis von 8,90 Euro.

Grundsätzlich sollte beim Lebensgenuss Wein nicht gespart werden, denn hier sorgt Geiz ganz schnell für lebensfremde Kopfschmerzen. Zum Wohl!

https://www.weinversand-fehser.de

https://www.schwarztrauber.com

Der große Weinskandal: Einschneidendes Ereignis in der Geschichte des Weins

Der Weinskandal bekam seine „volle Reife”, als es den Ermittlungsbehörden gelang, deutschen Firmen nachzuweisen, dass der Betrug mit gepanschtem Wein mit Hilfe von …

Die übersteigerte Profitgier eines einzelnen Winzers und der nüchterne Blickwinkel eines Steuerbeamten führten 1985 zum großen Weinskandal. Obwohl der Winzer nur einen kleinen Traktor als Betriebsmittels in seiner Buchhaltung führte, machte er eine auffällig große Menge an Frostschutzmittel steuerlich geltend.Nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland wurde von einigen Winzern, hierunter auch der damalige CDU-Politiker und Unternehmer Elmar Pieroth, mit Diethylenglykol versüßter Qualitätswein produziert. Durch die Zusetzung von Diethylenglykol (kurz: Glykol) schmeckte der Wein süßer, ohne dabei die von den Weinbauverbänden durchgeführten Zuckertests zu beeinflussen. Insbesondere in Österreich ist das “Nachzuckern” von Qualitätswein verboten.

Weinskandal von großen Firmen motiviert

Der Weinskandal bekam jedoch erst seine “volle Reife”, als es den Ermittlungsbehörden gelang, deutschen Firmen nachzuweisen, dass dieser Betrug mit Hilfe von Landesministerien forciert wurde. Im Mittelpunkt der Ermittlungen stand dabei das Unternehmen des ehemaligen Wirtschaftssenators von Berlin, Elmar Pieroth.Der Glykolwein-Skandal fügte der Weinwirtschaft in Österreich und auch in Deutschland schweren Schaden zu. Der Weinexport aus Österreich brach fast komplett ein. In Deutschland wurden vier Millionen Liter mit Glykol gepanschten Weines von den Behörden beschlagnahmt und vernichtet. In einigen europäischen Nachbarstaaten wurde die Einfuhr und auch der Handel von österreichischem Wein verboten. Vor deutschen Weinen wurde gewarnt. Kleine, unbeteiligte Weingüter gerieten in wirtschaftliche Nöte und verloren teilweise ihre Existenz.Diese Tiefen des deutschen Weinbaus im letzten Jahrhundert haben schlussendlich auch dazu beigetragen, dass “der Most in Deutschland sich klären konnte”. In Deutschland und in Österreich entstand so eines der strengsten Weingesetze der Welt. Die heutigen Grundzüge des europäischen Weinrechts durch das österreichische Weingesetz. Die kontrollierte Herkunft, die Qualitätsstufen, die Hektarertragsbeschränkung und die staatliche Qualitätskontrolle wurde Dank eines einzelnen Winzers somit in Europa deutlich verschärft. Die Qualitätsmaßstäbe der Vereinigung Deutscher Prädikatswinzer (VDP) wie auch der Bio-Weinbau wurden zum Vorbild für eine ganze Winzergeneration.

Bessere Kontrolle durch den Skandal

Die VDP-Weingüter begegnen heute wie vor 101 Jahren den Fehlentwicklungen im deutschen Weinbau durch strenge, selbst auferlegte Qualitätsmaßstäbe.Bereits aus dem Lagenchaos von 1971, als alle Weinbergsflächen in Deutschland zu Qualitätsflächen erklärt wurden, entstand die Motivation der Prädikatsweingüter, die Wertigkeit der besten Lagen Deutschlands durch die Erzeugung von terroirgeprägten Weinen nach strengen Qualitätskriterien zu restituieren. Und auch die süße Welle, die im Weinskandal gipfelte, hervorgerufen durch inflationäre Prädikatsweinerzeugung und neue technische Möglichkeiten in der Weinbereitung, resultierte bei den Prädikatsweingütern im Bestreben, den Stellenwert für den großen trockenen Wein aus Deutschland zurückzugewinnen und die Prädikatsbegriffe wieder mit eindeutigen Geschmacksprofilen im traditionellen Sinn zu etablieren. In die Klassifikationspyramide der Prädikatsweingüter sind alle diese Zielsetzungen eingeflossen.

Biodynamischer Weinbau

Bei der Biodynamie führen und kontrollieren Winzer auch im Keller bei der Pressung der Trauben, dem Vergären der Maische oder des Saftes sowie beim Ausbau des Weins den Werdegang des Weins mit viel Handwerkskunst, Achtsamkeit und Sensibilität. Physikalische oder chemische Eingriffe sind dabei nicht erlaubt. Reinzuchthefen, welche die Gärung beschleunigen oder geschmacklich in den Wein eingreifen, sind ebenfalls verboten. Gerade hier erweist sich der Mehraufwand im Weinberg als Gewinn. Je gesünder die Rebstöcke, desto besser sind die geernteten Trauben und desto weniger Arbeit im Keller ist nötig, um einen Qualitätswein zu erzeugen. Tiefe, komplexe, vom Terroir geprägte Weine sind hochwertige Weine, die ihren Ursprung nicht in hochtechnisierten Weinlaboren haben. Solche unverfälschten Weine, in denen man den Boden, auf dem sie wachsen, riechen und schmecken kann, werden im Weinberg gemacht – und zwar im Einklang mit der Natur.

In der Welt genießt der deutsche Wein wieder einen exzellenten Ruf. Deutsche Weine und Weingüter werden gerade wegen ihrer Qualität und ihrer Lagentreue weltweit geschätzt und erzielen höchste Auszeichnungen.

Gerne erinnere ich mich an die Worte des deutschen Lyrikers Friedrich Hebbel  “Der Wein ist die edelste Verkörperung des Naturgeistes”.

Naturwein! „Nature in the bottle“

Vorab: Naturwein ist nicht zwangsläufig ein Biowein! Naturwein kommt völlig ungeniert, gern betrübt, völlig nackt und ohne Make-Up daher. Es ist ein Wein, der so natürlich wie nur möglich und ohne allerlei kunterbunte Zusatzstoffe ist.
Dem EU-Recht folgend, darf Wein eine Vielfalt von Zusatzstoffen zugefügt werden, ohne diese entsprechend zu deklarieren oder auf dem Etikett zu erwähnen. Die Industrie bietet eine Fülle von weit über fünfzig zugelassenen Zusatzstoffen und Verfahren an, welche auch aus einer schlechten Traubenqualität einen trinkbaren Wein werden lassen.

Hingegen verwenden die Weinmacher von Naturweinen weder Zuchthefen, Kupfersulfat, Enzyme, Zucker, Eichenholzspäne oder Ähnliches. Ein qualitativ-guter Naturwein bekommt bereits bei der Ernte viel Aufmerksamkeit gepaart mit viel Feingefühl bei der Lese mit der Hand, gefolgt von einer perfekten Maischestandzeit und einer optimalen Reifung. Er wird weder gefiltert noch geschwefelt. Dazu gesellt sich eine satte Portion Wagemut, Experimentierfreude, viel Sorgfalt und verdammt viel Wissen über chemische und biologische Vorgänge. Hier spricht man auch von Minimal- Intervention! Diese Einfachheit fordert letztlich viel Kreativität und sensible Handwerkskunst sowie frisches Herzblut des Weinmachers. Dies macht letztlich einen Naturwein so wertig und wird ganz weit weg vom Discounter, meist im Fachhandel und ab Weingut verkauft.

Spätestens wenn der Naturweine geöffnet wird und ins Glas läuft, lässt sich sein Charakter und seine individuelle Lebendigkeit erkennen. An Struktur und Komplexität gewinnt der Wein bei der Maischegärung und der Standzeit.

Und dann gibt es noch Orange-Wein!

Beim Orange-Wein werden die Weißweintrauben wie beim Rotwein länger auf der Maische – also mit der Beerenhaut und den Kernen – vergoren. Bei diesem Prozess, welcher durchaus zwischen mehreren Tagen bis zu einem Jahr oder länger andauern kann, nimmt der Wein Farb- und Gerbstoffe auf. Die Weine gewinnen so eine orangene bzw. auch eine dunkelgelbe, häufig auch trübe Farbe und wird daher Orangenwein genannt.

Gelegentlich wird er als vierte Weinfarbe neben Rot, Weiß und Rosé bezeichnet. Meist sind so erzeugte Weine oxidativ und besitzen eine starke und komplexe Textur, haben weit mehr Gerbstoffe als gewöhnliche Weißweine. Zudem geht der Sortencharakter der Rebsorten bei dieser Art der Weinherstellung teilweise verloren.
Naturwein ist nicht zwangsläufig Orange-Wein, denn auch konventionell arbeitende Winzer haben das Verfahren mittlerweile für sich entdeckt und schwefeln die Weine mitunter genauso wie den normalen Weißwein.

Unbedingt und traditionell-wunderbar! Pet Nat

Die Krönung ihres Schaffens ist für viele Naturweinmacher der Pet Nat! Beim Pet Nat, der ursprünglichste aller Schaumweine, wird der ungezügelte und somit nicht komplett durchgegorene Wein mitten im Vergärungsprozess auf die Flasche gefüllt, vergärt mit der Hefe in der Flasche und bildet so auf natürliche Weise Kohlensäure. Am Ende des Prozesses entscheidet der Pet-Nat-Macher dann noch, ob degoriert wird. Nein! Die Macher vom Pet Nat sind keine Hipster oder Spinner. Es sind Kreateure, die auf eine alte Tradition, der Méthode Rurale, zurückblicken und hierauf neu gestalten. Die Méthode Rurale wurde 1531 erstmals im südfranzösischen Limoux erwähnt. Pet Nat ist letztlich die Rückbesinnung und eine Verfeinerung dieser alten Tradition.

Und das Ergebnis lässt prickelnd alle Sinne tanzen. Ein guter Pet Nat stellt einen der eingängigsten Wege in die Welt des Naturweins dar, weil er Spaß macht und so ziemlich jedem schmeckt.