Rheinhessens glänzt in rosé – Weinmacher und große Roséweine

Roséweine werden gerade in Rheinhessen mit besonderer Sensibilität und sorgsamer Hand gekeltert. Ihre elegant-verführerischen Duftnoten sind nicht nur im Sommer Ausdruck für lebensfrohe Leichtigkeit. 

So habe ich mich wieder einmal aufgemacht um dieses laissez-faire, diese Leichtigkeit und die charmanten Genusslandschaften in Rheinhessen, mit all meinen Sinnen, einzufangen. Gerade hier, zwischen Donnersberg und Rhein, bieten die klimatischen Bedingungen optimale Voraussetzungen für Weine, die durch eine klare Frucht und Mineralität auffallen. Und bitteschön! Gleich vorweg möchte ich doch bekennen, wenn die Welt untergeht, gehe ich nach Rheinhessen, denn dort geht sie 30 beste Jahrgänge später unter.

Ja auch hier… ist Rosé in! Rosé ist Verführung! Rosé ist ein lustvoller Genuss zu jeder Speise. Ob exotisch, ob Pasta oder Fleisch. Rosé passt letztlich ausgezeichnet zu sommerlichen Gerichten wie Gemüse, Salaten, Fisch oder auch zu Aufläufen. 

Rosé ist frisch und jung, Rosé ist Genuss und natürlich unkompliziert im Farbenspiel von Aromen facettenreicher Speisen. Und ganz sicher ist Rosé nicht nur Sommerwein. Rosé ist auch im Winter ein besonderer Genuss in lebenslustiger Gesellschaft mit Freunden und bei gutem Essen.

Vergessen wir bitte die altklugen Schubladenmeinungen von ach so klugen Schicki-Sommeliers oder Weinpäpsten. Vertrauen wir auf unsere eigenen Sinne. Rosé ist längst kein Verlegenheitswein oder Abfallprodukt aus der Rotweinproduktion mehr. Er ist zunehmend zum Standardrepertoire selbstbewusster Winzer geworden und gewinnt mittlerweile auch so manchen Vergleich gegen die bedeutenden Produzenten der Provence, welche seit Jahrzehnten die Stilvorgaben von höchster Qualität lieferten.

Die Farbe des Roséweines sitzt in der Schale der Traube. Statt wie beim Rotwein den Saft lange mit den Schalen in einem Tank zu belassen, wo er Gerbstoffe aufnimmt, belässt man den Saft nur kurz bei den Schalen. So wird auch vermieden, dass der Wein einen tiefen Ton annimmt. Die im Most enthaltenen Anthocyane genannte Farbstoffe geben dem Wein die zart-feine kirschrote bis lachsrosa Farbe. Bei der Methode der direkten Pressung werden die Trauben sofort leicht angequetscht und die Schalen einige Stunden bis maximal drei Tage im Mostbad belassen, bevor das Abpressen erfolgt. Bei der sogenannten Saignée-Methode füllt der Winzer die Trauben nach dem Mahlen in den Gär-Tank. Nach 12 bis 48 Stunden wird etwa ein Achtel des Mostes vom Bad in der Maische abgezogen und getrennt vergoren, während der Rest zu Rotwein wird. Somit erreicht der Rosé bei dieser Methode mehr Konzentration und Struktur.

Und ohnehin… „das ganz besondere Geheimnis eines beachtlichen Rosés ist Demut und Liebe gepaart mit viel Leidenschaft und einem Touch Hingabe. Dazu fügt der kultiviert-fühlende Weinmacher wachsame Aufmerksamkeit und reichlich Sorgfalt um Boden, Rebe und Traube. Mit diesem Anspruch behaftet habe ich viele Weinkreateure zwischen den „Hiwwel“ in Rheinhessen besucht, eine außerordentliche Auswahl an Rosé-Weinen eingefangen und mich wieder einmal zum Tasting nach Heidelberg aufgemacht.

Meine ganz besonderen Rosé-Empfehlungen aus Rheinhessen sind:

2018 Johanninger Spätburgunder & Frühburgunder Rosé Kreuznacher Junker, Weingut Johanninger, Biebelsheim

Die Macher von Johanninger gehören sicherlich zu den großen Weinmachern ihrer Zunft. Unbändige Kraft und Fülle bei gleichzeitig höchster Eleganz, das sind die Charakterzüge der Johanninger Weine. Ihre Weine lassen ihre persönliche, individuelle und unverwechselbare Handschrift erkennen. Ihrem Anspruch „herausragende Qualität für den anspruchsvollen Weingenießer“ werden sie auch bei diesem opulenten Rosé gerecht. Pinot Noir (Spätburgunder) und Pinot Noir Précoce (Frühburgunder) wurden perfekt vereint und zaubern in die Nase eine brachial-schöne Aromenfülle von rot-satten Beerenfrüchten gefolgt von kräutrig-würziger Note. Am Gaumen macht er sich angenehm-zart, etwas schmelzig und leicht rauchig breit. Weit weg von gewöhnlich und nie erwartet. Fast genial.

https://www.johanninger.de

2019 Rosé, Bioland-Weingut Baeder, Wendelsheim

Unermüdlich und mit ganz viel Hingabe kreieren Katja und Jens Baeder bereits im Weinberg große Weine. Im Keller werden ihre Weine aufwändig und schonend verarbeitet. 

Der vollmundig-stoffige Rosé verführt die Nase und den Gaumen durch ein schönes Spiel von reifen Früchten wie Pflaume und Erdbeeren in sanfter Begleitung von Koriander, Thymian und einer zarten Cognacnote. Im Abgang ist er frisch und saftig. Ein Wein mit Persönlichkeit, welcher das facettenreiche und demütige Handwerk mit einem Touch Mut für Herausforderungen der Baeders erkennen lässt.

http://www.weingutbaeder.de

2019 Spätburgunder Blanc de Noir – trocken,  VDP-Weingut Fritz Groebe, Westhofen

Ja! Man muss ihn lieben, diesen Fritz Groebe und seinen Wein. Bodenständig, ehrlich und dennoch VDP. Fritz Groebe arbeitet sehr sorgfältig und innovativ am Spannungsbogen zwischen Tradition und Moderne. Hier wird wahre Bioweinkultur gelebt und gepflegt. Kein großes Trara, kein Schickimicki. Fritz Groebe, ein poetischer „Wein-Kunsthandwerker”, setzt auf umweltschonende Bewirtschaftung und schonende Lese.

Für den Blanc de Noir wurde der Saft von nicht gequetschten Spätburgunder-Trauben abgepresst. So können keine Farbstoffe aus den Beerenhäuten in den Most übergehen, was die feine orange-gelbe Färbung des Weins erklärt. Der Spätburgunder Blanc de Noir trocken ist ein genial-feiner Weißwein mit feinen Fruchtaromen und einer eleganten Mineralität.

https://www.weingut-k-f-groebe.de

2019 Rosé trocken „Juliane“, Weingut Milch, Monsheim

Der spannend-klare Cuvée aus Spätburgunder, Cabernet Sauvignon und Frühburgunder leuchtet rosa mit einem Touch Kupfer. Das Bouquet duftet nach Himbeeren, Erdbeeren, saftigen Pfirsich und einem Touch Cassis. Am Gaumen fasziniert dieser Rosé herrlich saftig, würzig und angenehm weich. Ein ehrlich-klarer Rosè mit viel Harmonie!

Mit viel Augenmerk und Sensibilität gestaltet Karl-Hermann Milch Weine, welche sehr ehrlich und in einer feinen Stilistik daherkommen . Beim Ausbau der Weine wird darauf geachtet, dass sie nur das haben, was ihnen die Natur auch geschenkt hat: man verzichtet freiwillig auf Chaptalisation und es wird auch nicht entsäuert. Das Ergebnis spricht für sich.

https://www.weingut-milch.de

2019 Pinot Rosé, Christopher Barth, Alzey-Weinheim

Christopher Barth ist ein sanft-wilder Bastler. Aus seinen Händen entstehen famose Weine, die mit unseren Sinnen spielen. Sein Sortiment ist eingeteilt in 3 Linien: Stier, Steinbock und Widder. Sein Rose` ist im Zeichen des Stiers kreiert. Stier steht für gradlinig und animierend, einfach unkompliziert. 

Der Rosé für volle Gelassenheit und in seiner Einfachheit beeindruckend. Leuchtendes Pink brilliert im Glas, fruchtig-würzige Düfte bereichern die Nase nach Erdbeeren, Himbeeren, Stachelbeeren und etwas Paprika. Sehr trinkanimierend und beschwingt, dabei stets ernsthaft gleitet dieser Spaßmacher über die Zunge.

Chris Barth ist ein kreativer Querdenker mit brachialer Leidenschaft für die große Handwerkskunst der Weingestaltung. Im Weinberg arbeitet er nicht gegen die Natur, sondern demütig mit ihr. Die Natur, mit all ihren Extremen gibt die Taktung vor, fordert viel Aufmerksamkeit und zwingt zum Umdenken, fernab vieler Lehrbücher. 

https://www.barthwein-alzey.de

Gysler Funkenflug Spätburgunder Rosé 2019, Weingut Gysler, Weinheim

Gysler arbeitet nicht nur im Weinberg, sondern auch im Keller mit viel Feingefühl für hohe Qualität ohne die Herkunft, Struktur und Substanz zu vernachlässigen. In seinem Wirken und seiner Methodik strebt er zu jeder Zeit und ohne Kompromisse nach Reinheit und verleiht somit seinen Weinen eine authentische Seele. So ist es weit entfernt von verwunderlich, dass er auch Naturweine in seiner Kollektion führt.

Wenn Säure und Struktur stimmen, hat der Wein Feinheit und ein zartes Mundgefühl. Gerade beim Rosé merkt man sofort, dass Alexander Gysler, eine leidenschaftlich-ehrliche Fronatur, die Traube ernst nimmt. Das Weingut baut seine Weine mit viel Handarbeit im Einklang mit der Natur aus.

Ganz ohne Funken aber zart-rosa bis zu leuchtendem Pink liegt dieser Rose im Glas. Die Nase wird sofort von einer betörenden, beerigen Frucht umschmeichelt. Feine Fruchtaromatik, schöne Struktur, Kraft und Länge, dabei sommerlich beschwingt. Im Abgang frisch und saftig gepaart mit einem prächtigen Nachhall.

https://alexander-gysler.de

2019 Spätburgunder la vie est Rosé, Weingut Janson, Vendersheim

Bei Oliver Janson ist alles eine Frage des Stils. Komplett durchgegoren und nach reichlich Hefelager werden die Weine auf die Flasche gefüllt. Ausbau im Holzfass gibt es nur, um Tannine abzurunden und die Balance zu finden. Auf keinen Fall sollen Charakter und Komplexität überdeckt werden. Bei den Jansons entstehen mineralische, kräftige Weine von regionaler Prägung, die ihren ganz eigenen Charakter besitzen. Ebenso wie die Jansons selbst, bodenständig, geerdet, voller Leidenschaft und mit ganz viel Lebensfreude. 

Im Glas schimmert ein wunderbar fruchtiger Spätburgunder-Rosè für unvergessliche Momente. Die Nase satt bereichert von reifen Himbeeren und feiner Erdbeere dazu saftiger Weinbergpfirsich. Im Gaumen eine leicht-pikante Säure und eine feine Mineralität. Im Abgang verbleibt ein angenehmer Nachhall.

http://www.weingut-janson.de

2019 Espenhof Rosa Espenblatt, Weingut Espenhof, Flonheim

Lachsfarben mit aufhellenden Reflexen gefällt dieser glanzvolle Cuvée aus Saint Laurent und Spätburgunder im Glas. Die Nase wird überrascht mit kräftigen Fruchtnoten von saftigen Erdbeeren, Himbeeren und einer feinen Note Waldbeeren. Am Gaumen sanft-schmelzig mit zarter Fruchtsüße. Die verführerische Frucht bleibt im Nachhall und lang in Erinnerung. Seine feine Balance sowie der geringe Alkoholgehalt (10,5%) überzeugen. 

Unermüdlich und mit viel Hingabe kreiert Nico bereits im Weinberg große Weine. Mal eigensinnig und unkonventionell, mal ursprünglich und voller Ehrfurcht vor der Natur, mal laut und lebendig. Aber immer voller Kreativität und Selbstbewusstsein. Schonende Verarbeitung der Trauben, des Mostes und der Weine ist ihm verdammt wichtig. Sein Wein vergärt spontan, meist im großen Holz und bleibt lange auf der Mutterhefe. Keinerlei Schönungsmittel und wenn möglich verzichtet er auf eine Filtration.

 

https://www.espenhof.de

2019 Rosé „COSINUS“ trocken,  Weingut Finkenauer, Budenheim

Ich mag sie, diese paar Ecken und unbehandelten Kanten bei Yvonne Finkenauer. Nicht perfekt sein und nicht im Glanz stehen. Aber immer Aufmerksam und jedesmal aufs Neue eine satte Portion mehr an Qualität und Charakter. So sind ihre Weine. 

Der Rosécuvée funkelt im Wettbewerb der Sterne. Zartes lachsrosa, delikat-zartes Aromenspiel. Die Nase ist gefangen im Fruchtkörbchen: Cassis, Kirschen, Himbeeeren, Erdbeeren, Granatapfel, Pfirsich und ganz fein Holunder.  Leicht mineralische Spuren sorgen für einen ausgewogenen, facettenreichen Charakter. Nicht perfekt… aber launisch und vielfältig zugleich. Ganz so wie es Yvonne Finkenauer mag. 

https://www.finkenauer.de

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