Die sinnlich-blühende Begegnung mit dem Weinberg

Wenn wir aufmerksam die Weinberge mit all unseren Sinnen erfassen, können wir uns sattsehen und noch ein Weilchen bleiben. Ohnehin macht das Gegurke und Gequietsche dort unten im Mittelpunkt von Gewimmeltag wenig Spaß. Und wenn ich dann hier oben, über dem satt-kräftigen Grün der Reblandschaften sitze ,bin ich doch schon sehr verwundert, wie viele Rad- und Wandertouristen mit teils panischen wie auch hektischen Blicken durch die Welt surfen. Das Ziel ist das Ziel und bei weitem nicht der Stopp oder das sinnige Innehalten. Linksumdrehung, Rechtsumdrehen. Lieber Notstand, anstatt Stillstand ! 

… und manchmal kann ich sie förmlich hören, die Flügelschläge kunterbunter Schmetterlinge, welche durch die blühenden Weinberge tänzeln.

Viele Winzer haben es erkannt und verstanden, eine sinnige Liebesbeziehung mit der Natur einzugehen, denn eine solche Verbundenheit macht das Leben ungemein gesund und kunterbunt. Besonders Weinbauregionen sind attraktive Kulturlandschaften, welche aufgrund ihrer klimatischen Lage Urlaubs- und Genussort zugleich für  wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten sind. 

Jedoch… sind Reben auch exzentrische Diven. Sie sind sensibel, fordern Aufmerksamkeit und ganz viel Wertschätzung. So mancher Weinmacher streichelt sie in den Schlaf und weckt sie am Morgen  tröpfchenweise mit Wasser wieder auf. Zwischen ihnen tummeln sich mittlerweile bunte Genossen, auch Weinbergsbegleitpflanzen genannt. Stolz und heiter aber auch egoistisch zeigt sich die gelbe Weinbergs-Tulpe ebenso gern wie der weiße, gar unschuldige, Dolden-Milchstern. Hingegen die Traubenhyazinthe, welche mit ihrem blau-violetten Blütenkopf die Nase weit oben trägt und gern mit ihrer Opulenz den Rest ihrer Mitbewohner überstrahlt. Da kommen zahlreiche weitere und reichhaltigen Blütenmischungen in den Rebgassen kaum mehr zur Wirkung. Allen gleich ist ihre Wirkung auf die Naturlandschaften: Sie sorgen für eine intakte Bodenfruchtbarkeit, die aktiv und völlig ungeniert zur harmonischen Ernährung der Reben beiträgt und so auch für eine gute Wasseraufnahmefähigkeit sorgt. Auch möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass sie – ähnlich wie die Winzer sowie das „Gescherr“ drumherum ausgezeichnete Gastgeber sind und den zahlreichen Blütenbesuchern, von denen manche für den Winzer als Nützlinge bzw. Fremdarbeiter tätig sind und das ganze Jahr über für reichlich Nektar und Pollen sorgen. 

Zudem sind blühende Weinberge eine hervorragende Werbung für jeden Winzer und schaffen somit auch die Grundlage für ganz besondere Tropfen.

Letztlich gibt es kein wahres Leben im Falschen, aber ein wahres Leben in Flaschen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.