Pfalz! Die Rieslinge der Pfalz machen sich prächtig auf den großen Bühnen dieser Welt

Nirgendwo auf dieser Welt gedeiht Riesling so gut wie an den, teils sehr steilen, Weinlagen zwischen dem Kaiserstuhl im südlichen Baden und dem nördlichen Rheingau. Und mittendrin – in der sonnig-herrlichen Pfalz – kann keine andere Traube so vorzüglich den Boden – Basalt, roter Buntsandstein, Kies- oder dem tonhaltigen Löss – in den Most transportieren und bringt zugleich fein-elegante und strahlend-erfrischende Säure ins Glas. Es ist gerade diese Vielfalt der Bodentypen die die Geschmacksvielfalt des Pfälzer Weins auszeichnen. Und es ist die Kunst des Winzers, seiner zeitintensiven und feinfühligen Orientierung an den naturgegebenen Strukturen, welche die Rieslinge der Pfalz in den letzten Jahren zu den Topweinen der Welt katapultieren ließen.

Die Pfalz, eine der schönsten Landschaften Deutschlands, gilt als wahres Paradies für Genießer. Lebensfreude und Genuss werden hier seit jeher groß geschrieben. Verwöhnt von den rund 1.800 Sonnenscheinstunden im Jahr gehören Feigen und Mandelbäume genauso zur Natur wie die Reben. Die Weinberge der Pfalz erstrecken sich im Wind- und Regenschatten des Haardtgebirges entlang der deutschen Weinstraße: Im Norden von Bockenheim bis nach Schweigen, im Süden bis zur Grenze des Elsass. Man findet entlang der Weinstraße eine Vielzahl unterschiedlicher Bodenarten, und somit optimale Bedingungen für den Anbau terroirgeprägter Spitzenweine.

Für die Winzer der Pfalz bieten die sonnenverwöhnten Lagen mit ihren zwar nährstoffarmen und trockenen, aber die Wärme gut speichernden Sandsteinböden eine gute Grundlage für besondere Spitzenweine. Sand- und Kiesböden sind in der Pfalz weit verbreitet. Bei Neustadt, rund um Bad Dürkheim mit seiner Spitzen-Terrassenlage „Michelsberg“ und unterhalb von Deidesheim sind „Große Gewächse“ erfolgreich auf Sand gesetzt. Weine aus diesen Lagen zählen zu den besten in Deutschland. Hier gedeihen große Charaktere mit viel Entwicklungspotential. Die Weine geraten dicht, mit einer milden, abgerundeten Säure. Rieslinge aus Deidesheimer Lagen wie etwa dem „Herrgottsacker“ oder „Kieselberg“ mit ihren leichten Sandböden sind üppig und verbreiten am Gaumen ein geschmeidiges Mundgefühl. Die Trauben auf Sanduntergrund reifen hier früher. Im Geschmack stechen die Weine dieser Standorte durch ihre prägnante Säure hervor. Zum charakteristischen Aromenspektrum gehören Zitrone, Grapefruit und ein mineralischer Ton. Überzeugend in höchster Qualität sind die großen Riesling-Gewächse der Deidesheimer Weingüter „Dr.Bassermann-Jordan“ und „von Winning“. Eine außergewöhnliche Extraklasse erreichen aber auch die Rieslinge im biologisch-dynamischen Anbau, welchem sich zwei junge VDP-Talente, Alexander Pflüger (Bad Dürkheim) und Markus Spindler (Forst) wie auch der Grandseigneur des Bioanbaus Gerhard Schwarztrauber verpflichtet haben. Auch Kalk mischt im Aromenspektrum der Rieslinge groß mit. Das Paradestück von Schwarztrauber ist sein „Gimmeldingen Kapellenberg“. Ein faszinierend-leichter  Riesling, der mit feiner, eingebundener Mineralik und tiefgründig-frischen Frucht überzeugt. 

Warme Kalkböden verleihen den Weinen weiche Noten. In der berühmten „Saumagenlage“ von Kallstadt oder dem von kräftigem Kalk-Mergel geprägten Michelsberg über Bad Dürkheim stehen die Reben auf purem Kalksteinboden. Die krümeligen, kreidigen Böden bringen satte und schwere Weine hervor, die mit herrlich seidigen, üppigen Geschmacksnuancen von Mango, Holunder, Steinobst und Wiesenkräutern überzeugen. Feine Mineralität und Länge im Abgang sind die Kür. Der Gaumen wird ungemein kraftvoll und komplex gepaart mit einer fein-eleganten Note von vollreifen gelben Früchten umschmeichelt. Von höchster Güte begeistern aus diesen Lagen der „Saumagen Riesling“ der Gebrüder Rings (Freinsheim) und das „Große Gewächs“ vom Bad Dürkheim Weingut „Fitz-Ritter“ .
Löss bildet einen idealen Ackergrund. Die fetten, Lössböden können viel Wasser speichern und liefern hervorragende Erträge, der einst so lästige Staub des Löss ist heute ein Segen für den Weinbau. In bekannten Weinbergslagen zwischen Wachenheim und Gimmeldingen standen bis vor wenigen Jahren auf Löss bevorzugt Rotweinsorten, inzwischen wird hier auch Riesling angebaut. Wahre Ausnahmeböden mit hohem Lössanteil finden sich auch am „Laumersheimer Kapellenberg“. Der Kalkanteil sorgt dafür, dass die Säure gut abgepuffert wird. Weine, die auf Löss wachsen, sind kraftvoll angelegt, alle Aromen kommen gut zum Tragen. Die nährstoffreichen Böden bringen nachhaltige, füllige Weine hervor. Besonders der Riesling aus dieser Lage wirkt fein und filigran mit klarer Kontur und Eleganz. Spitzen-Rieslinge dieser Bodenstrukturen kreieren die Laumersheimer Weingüter Knipser oder Philipp Kuhn. Raffiniert kreierte Kuhn den „2014 Riesling Steinacker“. Ein trocken feingliedriger Riesling mit mineralischer Struktur, reich an intensiven Düften nach grünen Äpfeln, Limetten und extremer Würze. Dieser Duft setzt sich im Geschmack fort. Der Wein wirkt straff und karg mit präzisen salzig, mineralischen Eindrücken an Zunge und Gaumen.

In Forst begeistern die Rieslinge von Acham-Magin, Markus Spindler oder auch Philipp Lucas. Sein Forster Riesling Ungeheuer „Große Lage“ ist ungeheuer filigran und extraktreich gestaltet.  Die ausgezeichnete Lage verleiht dem vielschichtigen Wein seinen einzigartig-fruchtigen Charakter.

Zweifelsohne: Riesling transportiert das Terroir. So wird die hohe Mineralität bestimmt durch die Gesteinsformen des Terroir. Wer unter Terroir – fälschlicherweise – nur Boden versteht, hat in der Pfalz die Qual der Wahl: Während Buntsandstein bei Riesling die mineralischen, grünen Aromen betont und eine spitze Säure hervorbringt, sind es bei Basalt Honig/Karamell, Pfirsich und eine runde Säure. Kalk macht den Riesling stets neutraler, breiter und burgundischer.

Und ganz sicher: Die Pfalz hat ein besseres Terroir als die Champagne. So ist es gewiss nicht unmöglich aus Riesling Schaumweine mit Weltgeltung zu schaffen. Der Mut und die Experimentierfreude junger Winzergenerationen lassen hoffen, dass gerade aus den Rieslinglagen hervorragende Weine und ganz sicher recht bald auch Schaumweine über der Champagnergüte erschaffen werden.

Und zur Abrundung: Terroir ist die in einem Wein erfassbare sensorische Dimension der Wechselwirkung zwischen der Rebe, der Beschaffenheit von Ausgangsgestein und Boden, der Topographie und dem regionalen Klima sowie dem Menschen und seinem kreativ-weinbaulichen Sachverstand in der Naturlandschaft und im Keller.

Ergo: Die Rieslinge der Pfalz sind ein prächtiges Trinkvergnügen. Das Terroir wird lebendig und feinsinnig-spürbar.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.