Rheinhessen! Naturverrückt und Weinverquer – Christopfer Barth

Echte, authentische Qualität entsteht vor allem im Weinberg, im Kopf und im Keller.

Chris Barth ist ein kreativer Querdenker mit brachialer Leidenschaft für die große Handwerkskunst der Weingestaltung. Im Weinberg arbeitet er nicht gegen die Natur, sondern demütig mit ihr. Die Natur, mit all ihren Extremen gibt die Taktung vor, fordert viel Aufmerksamkeit und zwingt zum Umdenken, fernab vieler Lehrbücher. Chris Barth hat mit den Naturlandschaften rund um Weinheim einen Friedenspakt geschlossen: Mit seiner Arbeit bleibt die Vitalität des Bodens erhalten und findet immer im Rhythmus der Natur statt. All sein Tun geschieht in der zertifiziert biologischen Bewirtschaftung mit Elementen der Biodynamik, einer Phase der ersten Annäherung, ist dabei Ausdruck seines Strebens nach höchster Qualität. Behutsam, mit viel Sorgfalt – am Stock, an der Traube, in den Hängen wie auch im Keller legt er selbst Hand an und versucht jeglichen Zufall zu vermeiden. Solche Handwerkskunst ist das Fundament für besonders gute Weine – sortentypisch, rassig, mit einem ganz eigenen Charakter.

Sein „Handwerk Rosé 2018“ ist ein solcher Charakter. Bereits im Glas legt er, unfiltriert und trüb, eine brillante Pirouette hin. Aus Portugieser-Trauben gekeltert und ohne Vorklärung in zwei kleinen Holzfässern spontan vergoren. Zielgerichtet umgarnen Aromen von Rhabarber, Himbeeren, Kirschen und feuchtem Gestein. Auch der Gaumen wird von viel Frucht gepaart mit einer feinen Säure verwöhnt.

Die Begegnung mit dem Weinmacher ist ungezwungen und charmant. In seiner kleinen, unspektakulären, meist offenen Hofreite, mit Scheune und Natursteinkeller, inmitten von Weinheim kreiert er Weine ohne überflüssige Technik und Firlefanz. Das traditionsgeprägte Gebäude mit ein wenig mehr als zwei Zimmern und Küche bietet ganz viel Barth und Lebenslust. So wie seine Weine eben.

Schnell wird klar: Christopher Barth ist kein Blender oder Übertöner. Er ist ehrlich, naturverrückt und weinverquer. Er geht auch mal über Grenzen hinaus und gestaltet mit viel Selbstbewusstsein Weine die anders sind als jene, die durch die breiten Gassen des Mainstreams poltern. Seine Weine sind weder laut noch leise, noch burschikos oder schüchtern. Es sind Weine mit starker Persönlichkeit und ganz viel Potential auf eine große Zukunft. So wie sein „Handwerk Sauvignon Blanc 2018“ ! Ein maischevergorener Natural mit deutlichem Sortencharakter. Die Trauben in der Alzeyer Lage Rotenfels werden per Hand gelesen und dann 14 Tage auf der Maische mit eigenen Hefen in Holzfässern vergoren. Weder filtriert noch geschönt kommt er dann auch daher. Leicht trüb im Glas schickt der Sauvignon Blanc ein kräftiges Aromenspiel von roter Chili, Mango und feinen Anklängen von Stachelbeere in die Nase. Am Gaumen bleibt dieses Aroma in Begleitung einer frischen, lebendigen Säure haften. Dieser Sauvignon ist mehr als Handwerk. Er ist ein puristisches Kunstwerk. Chapeau!

Christopher Barth ist ein Zufallswinzer. Nach dem plötzlichen Tod seines Onkels krempelte er seine Ärmel hoch und begann das kleine Weingut neu zu entdecken und zu gestalten. Tradition ist eine liebenswerte Lebenserscheinung, jedoch keine Lebenspflicht. Sein Job in der IT-Branche hängte er hinten links an den rostigen Nagel und holte sich sein geballtes knowhow verknüpft mit ganz viel Neugier an der Hochschule in Geisenheim.

Seine Rebflächen rings um Alzey und Weinheim ruhen auf Melaphyr, einem feinkörnigen, vulkanischen Gestein. Es ist die Grundlage für puristische, expressive Weine, insbesondere für Rieslinge, die das Terroir klar, ungeschminkt und ehrlich wiederspiegeln.

Weingut Christopher Barth /  Am Mandelberg 23, 55232 Alzey /  06731 4714118

Herzlichen Dank an Andreas Durst für die lebendigen Fotos.

 

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