Es scheint als habe es der Winter nun endlich aufgegeben nochmals ein paar eisige Momente in Szene zu setzen und übergibt nun demütigt alle Macht dem Frühling, welcher jedoch bereits im einen Deal mit dem Sommer eingegangen ist. Früher als erwartet zieht die Pfalz ihren prächtigen Schleier in zart-rosa an und betritt die zauberhaft-sonnige Bühne. Die Mandelblüte ist in der Pfalz mehr als „nur“ ein Ereignis ebenso wie die kulinarisch-bunte Vielfalt des begehrte Edelgemüse Spargel, welche bereits seine zart-weissen Spitzen zeigt. Seit Anfang April sind die Spargelernter aktiv, um die ersten Reihen zu „stechen“, wie die Spargelernte in der Fachsprache genannt wird. Wer sich den Spargel direkt vom Bauern holt, kann sich der größten Genussfrische sicher sein.
Übrigens: Die Frische erkennt man am knackigen Aussehen und durch einen Trick: Stangen aneinanderreiben, wenn es quietscht, müssten sie frisch sein. Und Spargel ist nicht nur kalorienarm sondern auch sehr reich an C, E und B-Vitaminen und den Mineralstoffen wie Kalium, Kalzium, Eisen, Magnesium, Kupfer und Phosphor.
Der ideale Wein-Begleiter zum Spargel will gut gewählt sein – die besten Empfehlung habe ich bereits auf meiner Weinentdeckertour durch die Pfalz ausgemacht. Denn unweit der besten Weinlagen wächst auch vorzüglicher Spargel. In Dudenhofen, Kandel, Schifferstadt oder auch in Weisenheim am Sand hat der Spargelanbau aufgrund der idealen sandigen Böden die längste Tradition.
Ganz klar: Zum idealen Tête-à-Tête mit dem Edelgemüse passt ein trockener Weißwein mit feiner Säure. Nein: Bitte keinen jungen frischen Weißwein! Ein Spargelwein sollte, bis auf wenige Ausnahmen, ein trockener Weißwein, mit harmonischer feiner Säure sein. Weine mit neutralem Bukett sind besonders beliebt, zwei bis drei Jahre Reife schadet ihnen auf keinen Fall. Somit darf es durchaus ein Jahrgang 2019 oder 2020 sein. Als der Paradespargelwein gilt der Weißburgunder. Sein leicht fruchtiges Bukett mit einem Hauch von nussigem Aroma schmiegt sich angenehm ergänzend zu einer Vielzahl von Spargelgerichten. Auch ein Viognier oder Silvaner melden sich, wenn es um Spargel geht, sehr gerne zu Wort. Fruchtig-aromatisch sorgen sie für das Quäntchen Pepp.
Mein Augenmerk bei der Weinauswahl galt den jungen, außergewöhnlichen, Weinkreateure der Pfalz. Und die gibt es reichlich. Unweit vom Spargelpardies Weisenheim am Sand begeistert der Freinsheimer Jürgen Krebs mit seinem herrlich dichten „ Weißburgunder 2018“. In der Nase tanzen mineralische Noten gepaart von reifer Birne, Quitte, Apfel und einer Nuance Walnuss. Am Gaumen gesellen sich fruchtig bisweilen leicht würzige Aromen wie auch etwas Mokka dazu.
Unweit von Freinsheim zaubert Markus Spindler vom Weingut Heinrich Spindler aus kalkreichen Böden und dem besonderen Kleinklima der Forster Lagen eine wahrlich perfekte Grundlage für große Burgunder, der nicht nur zum Spargel eine hervorragenden Partie spielt. Sein „2020 Weißburgunder“ bringt spannende Farbe ins Spiel. Seine dezente Säure und die fruchtige Aromen von Birne und Zitrusfrüchten lassen diesen Wein charmant-frisch daherkommen. Im Abgang ist die saftig-schmelzige Struktur eines Burgunderweins erkennbar. Perfekt!
Johann Seibt, der Weinmacher des Bad Dürkheimer Weinguts Karl Schäfer begeistern mit einem knackig-frischen „Weißburgunder 2020“. Ein wahrer Duftkorb aus von gelben und grünen Äpfeln mit einer leicht süßlichen Komponente von Honigmelonen und leicht nussigen Anklängen an frischen Haselnüssen. Am Gaumen sanft mit feinem Säurespiel und sortentypische Apfelnoten sowie fein-nussige Nuancen. Dieser Wein ist trotz seiner Eleganz kraftvoll mit dichtem Körper.
Aus der Südpfalz sorgt das junge Talent Georg Meier für eine vorzügliche Partnerwahl zum Spargel: Sein frischer „2020er Weißburgunder/trocken“ mit kühlen und fein-mineralischen Noten mit Aromen von gelben Früchten wie Apfel und Birne lassen im Gaumen eine klar-feinsaftige Frucht und einer feinen, nicht zu überladenen, Säure und einem fein-schmelzigen Abgang erkennen. Chapeau!
Seit 2003 lenkt Matthias Stachel den Weinbau des in Maikammer ansässigen Familienbetriebes entscheidend mit. Ausgestattet mit reichlich Fachwissen, welches er bei Topweingütern den USA/Kalifornien und Neuseeland/Hawkes Bay erworben hat, lässt großes Kino beim Weinbau erwarten. Ohne Zweifel, der Gutswein „Weiße Burgunder 2020“ ist ein Beleg für feine Handarbeit. In der Nase fein-fruchtige Aromen wie Birne, geriebenen Apfel, etwas Pfirsich und einem Touch Haselnuss. Am Gaumen kommt feine Säure hinzu.
Auf dem Aloisiushof in St.Martin gilt Philipp Kiefer innerhalb der Familie als Antreiber kreativ-engagierter Vorreiter und begeistert mit einer prächtigen Auswahl an Weisweinen. Hieraus kann ich als vorzüglichen Weinbegleiter zum Spargel den aussergewöhnlichen „2021er Weißen Burgunder“ empfehlen, welcher reich an Mineralität ist und facettenreich reife, teils exotischer, Früchte in Nase und Glas zaubert. Aromen wie Delicius, reifer Ananas oder gelbe Birne bereichern die Sinne. Im Gaumen herrlich saftig, mit einer intensiven und einer fein-ausgeglichenen Säure.
Johannes Jülg aus südpfälzischen Schweigen rockt mit einem ausgezeichneten „2021er Weissburgunder vom Kalk“ auf der großen Bühne mit. Seine Lehr- und Wanderjahre ließ ihn bei Emrich-Schönleber (Nahe) und Clos de Lambray (Burgund) in die tiefe Kunst des Weinbaus blicken. Der Weissburgunder überzeugt feinsaftig und klar im Mund. In der Nase reife Birne gepaart mit saftig-süßen Apfel und leichten Kräuternoten wie Kresse . Am Gaumen mischt sich etwas Nektarine dazu. Die gewisse Tiefe und Spannung wird von einer Spur Schmelz abgerundet.
Sterne hat es im Weingut Stern in Hochstadt/Südpfalz reichlich. Der Junior Dominik Stern sorgt für reichlich Glanzpunkte. Bevor er 2003 in den Betrieb einstieg sammelte er reichlich Ideengut in Südafrika und der österreichischen Wachau. Ganz klar ein Stern auch für den „2021 Weisser Burgunder Vom sandigen Lehm“. Wie eine Diva präsentiert sich dieser Wein: Vollmundig, erfrischend, elegant, Duft nach Cassis, Birnen, Äpfeln, Quitten. Am Gaumen zeigt sich der Wein herrlich saftig wie auch cremig und lang. Mindestens 3 Sterne würdig.