Der mit dem Fuchs tanzt – Johann Seibt

Es ist wahrlich ein kindisches Vorurteil zu glauben, Wein stimme philosophisch. Wer lange Abende mit Johann Seibt beim Wein zubringt, fragt nicht mehr nach dem Grund der Schöpfung. 

Weder rühren noch schütteln und auf gar keinen Fall Eis. Unbedingt mit frischer Nase und Geist, denn bereits beim ersten Glas Wein aus der kreativen Hand von Johann Seibt wird klar… der Typ kennt das „Druidenwerk“ für die hochklassische  Weinkultur. Seine Rieslinge sind wie Diven auf großen Bühnen, sind dramatisch und weit weg von verspielt, sind klar, jugendlich und herzlich erfrischend. Auch haben sie viel Atem, feinste Faser und zarte Frucht. Sie sind charakterstark, tiefgründig, elegant, ehrlich und spiegeln ihre Herkunft auf eindrucksvolle Weise. Mit 85 Prozent der Rebfläche ist Riesling der Dominator im Weingut Karl Schaefer. Mit ihren Rieslingen bespielen sie alle Stufen der VDP-Qualitätspyramide.

Johann Seibt erwähnt es so relaxt nebenbei: Im Keller forme ich den Wein nach seiner Herkunft. Und überhaupt… hier unten in den tiefen rauchigen Gewölben mit allerlei Spinnenkram fühlt er sich angekommen. Hier gestaltet und kreiert er. Hier lässt er die Sounds in kunterbuntem Lichtregen tanzen. Nein! Er ist kein Spinner! Johann ist ein ehrlicher, herzlicher Typ mit einer satten Portion Leidenschaft und recht viel Feingeist. Er ist Menschenfänger wie auch -kenner. Gern ist er draußen beim Kunden wie auch drinnen mit seinem Team. Und meist hat er recht viel Gesprächszeit im Gepäck, denn es gibt eine Menge zu erzählen von Wein, seinen Ideen und den besonderen Lagen.

Zweifelsohne gehören die Lagen vom Weingut Karl Schaefer zu den besten an der Weinstraße. Das „Gerümpel“ weltbekannt, die „Großen Lagen“ Michelsberg oder „Forster Pechstein“ eine hochwertige Bank sowie der „Dürkheimer Fuchsmantel“ unter dem historischen Flaggenturm mit seinen vielfältig-herrschaftlichen Terrassen eine prächtige Naturlandschaft, in deren Fauna und Flora im Yin und Yang stehen. Bereits im Weinberg – das bestimmende Element ist schließlich die Traube – legt Johann Seibt mit seinem Team achtsame Hand an, denn es gilt nicht nur nachhaltig, sondern auch regenerativ und konsequent-ökologisch zu arbeiten. Im Weingut Karl Schäfer gehört selektiv-feine Handlese zur weinkulturellen Avantgarde. Vor allem die Rieslinge zeigen, wie stark unterschiedliche Bodenarten ihn in seinen Ausprägungen beeinflussen und den Charakter prägen.

Der 35jährige Johann Seibt ist seit 2018 verantwortlich für den Keller. Nach seiner Ausbildung hat er mannigfach Erfahrungen in Südafrika, der Schweiz, im Burgenland und auf dem badischen Weingut Schloss Neuweier bei Robert Schätzle gesammelt. Mit einem charmanten Lächeln beschreibt er, dass im Keller die Richtung vorgegeben wird. Hier lässt er gewähren. Alle Lagenweine werden spontan vergoren und ihnen wird die Zeit gegeben sich auf der Vollhefe zu entwickeln. “Wir verstehen uns als der Mittler zwischen Natur und Weingenießer.“ 

Defintiv: Das Weingut Karl Schaefer kann mehr als nur festliche Auftritte!  

Weingut Karl Schäfer / Weinstraße Süd 30, 67098 Bad Dürkheim / 06322  2138

https://karl-schaefer.com

Konsequent, stilsicher und… mit Tiefgang

Georg Meier klingt weit mehr als nur deutsch – ein Name, der in der Weinszene Klang und Farbe hat, denn wo auch immer ich unterwegs war in der Pfalz wie auch im Fachhandel und auf den Namen Georg Meier zu sprechen kam, merkte man die leicht bewundernd hochgezogenen Augenbrauen. Ein Name, der auf fünf Generationen bis zum Jahre 1885 zurückblickt. Herkunft gepaart mit Tradition ist bodenständig und verpflichtet zugleich. Nicht erst seit seiner Übernahme des elterlichen Betriebes 2005 lebt Georg diese Verpflichtung mit herzlich viel Leidenschaft und einer satten Spur Familiensinn.  

„Qualität kommt vom Quälen“

Windstill ist es hier oben selten, denn auf dem Michelsberg, zwischen Burrweiler und Weyher gelegen, weht stets eine frische Prise aus dem Modenbachtal, umschmeichelt die Weinreben und verhilft ihnen so zu einer langsameren Reife. Hier auf Buntsandstein und Blauschiefer wurzeln die besten Rieslingreben von Georg Meier. Diese besonderen Gesteinsarten verleihen dem Wein sehr charaktervolle, mineralische Noten. Doch erfordert gerade diese sonnige Hanglage auch feine und teils quälende wie auch achtsame Handarbeit. Mit einem zaghaften Lächeln verweist er darauf, dass er jeden Rebstock mit all seinen Schwächen und Stärken kennt. Georgs Leitsatz „Qualität kommt vom Quälen“ wird bei all den Begegnungen mit ihm spürbar. Aber auch die Granit- und Rotliegend-Böden im Burrweiler Altenforst stehen für straffe, puristische und mineralisch unterfütterte Rieslinge, die zu Georgs Spezialität zählen. Mit sensibler, konsequenter, Handarbeit im Weinberg wie auch im Keller gelingen ihm prächtige Weine mit Tiefgang und opulentem Charakter. Sein Augenmerk gilt dem Riesling und den weißen Burgundersorten ebenso wie dem Spätburgunder, Merlot und Cabernet Sauvignon. All seine Weine sind individuell gestaltet: Rieslinge filigran, weiße Burgunder mit Kraft, die Rotweine mit Körper und Power.

Verantwortung mit einer schmeichelnden Portion Charme und einer klaren Zieldefinition kann er gut. Georg ist geerdet und weiß mit den Grenzen und Herausforderungen einer lebendig-gesunden Natur wie auch dem Klimawandel umzugehen.  Gerade draußen im Weinberg ist die uneingeschränkte Achtsamkeit mit der Natur elementar. Ebenso wie sein gelebter Feingeist für Familie und beste Freunde. Ein guter Typ eben!

Weingut Meier / Hübühl 9, 76835 Weyher in der Pfalz / 0 63 23 988 599 / https://wein-meier.de

Pfalz: Die Weinstraße – Ein Weinparadies mit internationalem Ruf

Wenn der leichte Nebelschleier sich am Morgen streckt und reckt und ganz vorsichtig die Geborgenheit anmutiger Reben verlässt und die sanften Hänge ihre Hände öffnen, dann haben die ersten Sonnenstrahlen eine prächtige Bühne und die Weinstraße ihren schönsten Auftritt.

Nein, nein! Sie ist ganz sicher nicht hässlich, auch nicht gewöhnlich und gar nicht laut. Sie ist nicht launisch und ganz weit weg von unromantisch. Sie ist charmant-authentisch, herzlich bodenständig und unbedingt… traumhaft schön. Die deutsche Weinstraße in der Pfalz ist mehr als “nur” ein Ereignis. Sie ist stets und zu jeder Zeit – auch für mich – eine Reise wert. Von der Südpfalz bis hoch ins Leininger Land schlängelt sich die Weinstraße teils über romantische Kopfsteinpflaster, allerlei Kulturgüter und reiche Alleen durch herrliche Wein- und traumhafte Fachwerklandschaften vorbei an Menschen, deren Herz einen anderen Rhythmus schlägt und welche das Laissez- faire genüsslich kultiviert haben.

Streifzüge durch anmutige Weinberge

Foto: Dominik Ketz

Die Pfalz ist zwar nicht die Wiege des Weins – diese liegt übrigens in der georgischen Region Kvemo Kartliganz – ganz sicher jedoch eine der schönsten Weinregionen der Welt und zudem auch die Wiege der deutschen Demokratie.  Wer vom Hambacher Schloss bei Neustadt/Weinstraße hinunter über die prächtigen Rebenmeere blickt, weiß sofort warum hier 1832  die deutsche Demokratie begründet wurde. Wein lässt eben doch so manchen Querkopf zum friedlichen Zeitgeist werden.

Die Pfalz ist unbestreitbar trotz aller verschärften Konkurrenz das Epizentrum der Passion,  aus edlen Gewächsen wohlmundende Tropfen zu machen. Weinmacher gelingt es hier vorzüglich aus charakterstarken Böden und besten Gewächsen wohlmundende Tropfen zu machen. Im Land der Burgen und Klöster, prächtigen Wald- und Naturlandschaften, die für alle Welt ein Touristenmagnet sind, drängt sich eine Entdeckungsreise auf den Spuren des Rebensaftes geradezu auf – es sind Streifzüge durch anmutige Weinberge, mit denen die sonnenbereicherte Pfalz gesegnet ist. Wie harmonisch Natur und Winzerkultur hier verschmelzen, wie erholsam eine Wanderung durch schier endlos mit Rebstöcken bepflanzte Hügel sein kann und mit welcher Inbrunst der Winzer seine Flaschen im Keller preist – all das macht solch eine Reise zu einem lustvollen Ereignis. Denn wo Wein wächst, zwischen dem nördlichen Weintor in Bockenheim und dem Weintor im südlichen Schweigen … also knapp 85 Kilometer, kommt man bei einem Glas Wein rasch mit naturverbundenen und leidenschaftlich-fröhlichen Pfälzern ins Gespräch und wird ach so gern auch mal umarmt. Dann hebt oft ein bodenständiges, leicht übertriebenes aber sonniges Philosophieren über die kleine und manchmal auch die, fast vergessene, große Welt an. Und ja… Stolz und Freude über die Güte des letzten Jahrgangs lassen die Augen der Weinmacher leuchten ,während sie über so manches Glas mit ihrer Nase flanieren. Recht schnell wird auch so manchem Biertrinker klar, dass es weit mehr Spaß bereitet, einen feinen Weine zu probieren und ganz nebenbei zu lernen, was Boden und Rebsorte zum Geschmack und der Farbe im Glas beitragen?

Pfälzer Weinlagen wie „Kastanienbusch in Birkweiler“, “Gimmeldinger Meerspinne”, “Deidesheimer Maushöhle”, “Forster Ungeheuer” der “Deidesheimer Paradiesgarten”, das „Wachenheimer Gerümpel“ oder der „Laumersheimer Kapellenberg“ haben es zu weltweiter Beachtung gebracht und zahlreich-hochdekorierte Weingüter mit wie Boris Kranz in Ilbesheim, Caro Bergdolt in Duttweiler, Steffen Christmann in Gimmeldingen, Markus Spindler wie auch der Philipp Lucas in Forst, Reichsrat von Buhl und von Winnig in Deidesheim, Bürklin-Wolf in Wachenheim, Gebrüder Rings und Jürgen Krebs in Freinsheim oder auch Phillip Kuhn in Laumersheim setzen sich jedes Jahr wieder neu in Szene und führen diese zu Weltruhm. Das Jumeirah-Hotel in Dubai, Shangri-La Hotel in Hongkong, Four Seasons Hotel in New York; die Weine der Weinstraße bereichern die Weinkarten der führenden Hotels dieser Welt. Und dennoch gibt sich diese ausgezeichnete Weinregion der Pfalz gern bescheiden.

Weit weg vom kulinarischen Einerlei

Foto: Ralf Ziegler, Bilderarchiv Südliche Weinstrasse e.V.

Auch die kulinarische Welt der Pfalz ist so vielfältig und abwechslungsreich wie die Landschaft selbst. Eine Schar ganz besonderer Menschen haben sich um die Genussregion entlang der Weinstraße verdient gemacht: Sie sehen ihre berufliche Leidenschaft als Berufung, gehen auch mal neue Wege und lassen dabei auch ganz gern die Tradition im Fokus leuchten. Letztlich ist genau das ihr Erfolgsrezept. Hier geht es nicht um Menge oder optimierte Masse, sondern um ihre Liebe zur Region, um Nachhaltigkeit und den ganz eigenen Style ihrer liebenswerten wie auch bodenständigen Heimat. Wer die zahlreich-kunterbunten Hofläden besucht oder es sich in einer der Genussgaststuben gut gehen lässt, kann diese Qualitäten der Pfalz und ihre Aromenkünstler schmecken.

Genussfreunde der guten, variantenreichen Küche sind in dieser herrlichen Region der Pfalz genau richtig. Authentische und bodenständige Qualität bereichern jeden Gaumen. Die “Pfälzer Hausmannskost”, wie der berühmte Saumagen, der berühmte “Quetschekuche” oder die Dampfnudeln mit Salzkruste sind eine angenehme Pflicht.

Wer bei Dunkelheit von oben auf die Pfalz schaut wird es entdecken: Wie eine bunte Perlenkette funkelt die Spitzen-Gastronomie zwischen den Weintoren: Die Gourmetrestaurants der Pfalz “Alte Pfarrey” in Neuleinigen, “Intense in Kallstadt”, das  “L.A. Jordan” und der “Schwarze Hahn” in Deidesheim wie auch die Krone” in Herxheim-Heyna sowie das „Urgestein“ in Neustadt sind weit über die deutschen Grenzen ein Inbegriff hoher Kochkunst und haben auch ihre Sterne im Gourmethimmel geschickt platziert. 

Mediterranes Flair

Zitronen, Pfirsiche, Oliven, Feigen und Kiwis sowie vielerorts Reihen von Zypressen lassen toskanische Eindrücke aufkommen, weshalb auch die Römer das hiesige milde Klima zu schätzen wussten und faszinierende Bauwerke wie das römische Weingut in den Hängen von Ungstein oder die Villa Rustica in Wachenheim hinterließen.

Bereits ab Anfang März, wenn der Winter vielerorts in Deutschland noch spürbar ist, malt hier die Mandelbaumblüte ein zartrosarotes und weißes Blütenmeer in die einzigartige Reblandschaft, und die Saison der fröhlich-romantischen Weinfeste beginnt. Die zahlreichen, teils romantischen Weinfeste bieten dem Besucher Gelegenheit, sich von der Faszination der Region, der Qualität der Weine und die herzlich-fröhliche Gastlichkeit der Pfälzer zu überzeugen.

Herrliche Weingüter mit Gästezimmern in teilweise modernem Design, kleine feine wie auch erstklassige Hotels, behagliche Pensionen oder Ferienwohnungen laden zur Übernachtung und zu erholsamen Ferien ein.

Mehr unter: https://www.suedlicheweinstrasse.de

Ein Prächtiges Stück Leidenschaft & Leben

Wenn sie etwas anpackt, dann aber richtig und immer ein Stück weiter als gestern. Vor wenigen Jahren stieg Vera Keller, nach ihrem Studium für „Weinbau und Oenologie“ in Neustadt an der Weinstraße und ihrer Winzer-Gesellenausbildung im Weingut Ökonomierat Rebholz in Siebeldingen sowie im Weingut August Ziegler in Maikammer, in den elterlichen Betrieb ein und begann Stück für Stück von den Weinen ihres Vaters abzuweichen und hat deren Charakter wie auch deren Eleganz merklich verfeinert. Bereits bei den ersten Proben des 20er Jahrgangs wird deutlich: Die Weine von Vera Keller haben Persönlichkeit, sind stilsicher und sind, wie auch sie, recht selbstbewusst. Die herausgearbeiteten Texturen überzeugen und sorgen nicht nur am Gaumen, für eine klare und feine Trinkfreude. 

Die Leidenschaft zum Beruf machen zu dürfen ist für Vera definitiv ein Privileg. Mit recht viel Lebensfreude und einer ordentlichen Portion Leidenschaft versteht sie ihre Arbeit mit der Natur und der sorgsamen wie auch achtsamen Pflege der Reben und einer schonenden Bodenbearbeitung, denn gerade hier werden die wichtigen Grundsteine der Qualitäten gelegt. Mit viel Augenmerk und Sensibilität möchte sie diese weiter entwickeln und konservieren. Durch diese ganz besondere Art feiner Handarbeit und regelmäßiger Qualitätskontrollen finden nur gesunde Trauben den Weg in den Weinkeller. 

Mit viel sonnigem Charme präsentiert sie ihre Scheurebe Feinherb. Satt und fruchtig wird die Nase überrumpelt: Holunderblüte, etwas saftige Litschi gepaart mit gelb-rotem  Pfirsich. Am Gaumen schmiegt er sich mit einer fein-harmonischen Süße von einem Aromenspiel von vollreifer Ananas und etwas Maracuja an. Im Abgang folgt eine leichte Säure. Solche Weine sind Vera Kellers Leidenschaft. Anders als üblich und davon gern etwas mehr. Nein! Tradition ist nie verkehrt, doch dürfen ihr gerne mal neue Töne und ein stilistisch feiner Charakter hinzugefügt werden, damit dieser auch in Zukunft eine Bedeutung hat. Auch wenn ihre neue Linie mit Namen wie „Sweet Temptation“ bereichert ist, Tuttifrutti-Weine gibt es bei ihr definitiv nicht! Besonders der Sweet Temptation begeister durch seinen starken wie auch fruchtig-frischen Charakter. Ein Wein, welcher gerade für das Laissez -faire und die gelebte Leidenschaft seiner Kreateurin spricht. Auch längst unterschätzte Rebsorten wie der Portugieser Rotwein werden durch eine moderne Stilistik und Reife im Barrique zu besonderen Tropfen veredelt.

Und allzu deutlich ist auch… das nächste Glas samt lebensfroher Begegnung mit Vera demnächst in Göcklingen.

Vera Keller Weine / Hauptstraße 52-54 / 76831 Göcklingen / 06349 5161

 

 

Große Momenten werden im Zeichen des Storches geboren – Weingut Nägelsförst

Der Morgentau zieht seinen Schirm zusammen und überlässt der Sonne die Bühne des Tages. Während sich in der romantischen Ansammlung von Gemäuern des Weingutes Nägelsförst zahlreiche Helfer zur Ernte des neuen Jahrgangs sortieren und versammeln, hat sich bereits eine kleine Formation von Störchen oberhalb des Neuweierer Mauerbergs versammelt um auf die lange Reise gen Süden, in ihr Winterquartier, zu starten. Ein letzter Blick über das gesäuberte Gefieder auf die prächtin Weinberge rund um Neuweier. Noch ein kurzer Abschiedsblick auf den Klosterfelsen Varnhalt und dann… ein kurzer Anlauf… Es hat fast den Anschein als wollten die Störche der Weinlese entgehen und vom ergiebig-lebensfrohen Weinherbst nichts wissen. 

Auch das Team um Kellermeister Jürgen Kern genießt die Stille wie auch die Blicke weit oberhalb von Baden-Baden… auf die Weinberge rund um das Weingut und die Fernblicke nach Frankreich. Es ist eine geduldige… gar andächtige Ruhe vor der Weinlese. Nur der Versammlungsruf der Störche lässt aufblicken. 

Das Weingut Nägelsförst ist ein außergewöhnlicher, ein friedlich-ruhender, Ort mit ganz viel Geschichte.  

Im Jahr 1268 gründeten Zisterzienserinnen das Weingut und pflanzten auf dem Klosterbergfelsen am Rande des Schwarzwaldes, erstmals Pinot-noir-Reben an, die sie aus dem Mutterkloster im Herzogtum Burgund mitgebracht hatten. Heute gedeihen auf 33 Hektar in einzigartigen Lagen vor allem Riesling und Burgunder, aber auch Chardonnay, Sauvignon Blanc und Gewürztraminer sowie zu einem Drittel die roten Rebsorten wie Pinot Noir, Cabernet-Sauvignon, Merlot und Tempranillo. 

Mit viel Zuversicht wie auch mit größter Wertschätzung in ihre achtsam-handwerkliche Leistung übergaben die Eigentümer des Weingutes die Verantwortung an ihre langjährige Mitarbeiter und in Folge auch an den neuen Kellermeister Jürgen Kern, welcher hier nach seinen erfolgreichen Jahren im Weingut Heitlinger, die neuen Herausforderungen gestaltet. Mit viel Gelassenheit und Achtsamkeit agiert er im Weinberg wie auch im Keller. All die gefühlten tausend Handgriffe führt er nonchalante aus. Seine Kreativität, seine Leidenschaft sind ständig präsent. Hier kann er sich ausleben… hier kann er sich spüren. Jedoch… mit Demut vor der Tradition. 

Auch wenn die Felsen hier hoben hart sind… hier auf dem Weingut wird nichts gemeißelt, sondern gepflegt und mit Bedacht ergänzt. Jürgen Kern samt Team schafft Weine, die ganz viel zu erzählen haben und Momente zu Ereignissen machen und der Zeit die Bedeutung nehmen. Unkompliziert und erfrischend sind die Gutsweine. Groß, außergewöhnlich wie auch ganz tief gepaart mit einer wunderbar strukturierten Vielfalt die Lagenweinen.

Klar! Auch das Terroir und die Lagen sind von Bedeutung für spannende Charakterweine, die so herrlich-tiefsinnige Momente schaffen.

Allein 80 Prozent der Weinlagen des Weingutes Nägelsförst sind Premier und Grand Crus Weinberge, zu denen die Spitzenterroirs wie der „Neuweierer Mauerberg“, der „Umweger Stich den Buben“, der „Engelsfelsen Bühlertal“ und der „Klosterbergfelsen Varnhalt“ gehören. Oberhalb von Baden-Baden sorgen das Klima und der Boden für die idealen Bedingungen zum Anbau von Reben für exzellente Weine.

Und der Storch…lässt sich sehr gerne auf gesunde Böden mit viel Ausblick nieder. So kommt er ganz sicher wieder. Letztlich ziert er auch das Erscheinungsbild des Weinguts Nägelsförst.

Weingut Nägelsförst – Nägelsförst 1, 76534 Varnhalt – Tel: 07221 3555 0

Die Aromen der Zufriedenheit – Weinkreateur Andreas Schäffer

Urplötzlich ist es still, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, als hätten das touristische Treiben, das Knattern von Traktoren und die ständigen Bewegungen in den Gassen und auf den Straßen den Verkehr, aus Respekt vor der Erhabenheit dieses Ortes, ihre Tätigkeit eingestellt. Hambach nimmt unsere Seele gefangen und hüllt sie in eine laute Stille. Und mittendrin, umgeben von den wildromantischen, jahrhundertalten Mauern in der Schlossstraße im ehemaligen Ökonomiehof von Schloss Geispitz mit seinem zauberhaften Garten- und der Terrassenlandschaft, öffnet Andreas Schäffer sein Hoftor und gibt Einblick in das facettenreiche Handwerk großer Weinkunst. Herzenslaut, offenherzig und sogleich voll im Thema.

Andreas Schäffer liebt jeden Aspekt des Weinbaus und genießt all die kunterbunten Begegnungen und Momente in der Natur, im Weinberg, auf den herrlichen Weinbergterrassen hinter seinem Weingut und im Keller. Er hat die Fähigkeit, vorauszusehen, wohin sich die Weinwirtschaft entwickelt und sein Weingut für das Wachstum zu positionieren. Aber die Rollen, die er am meisten genießt, sind die Momente mit seiner Lebenspartnerin Bernadette Feiler, mit seinem Sohn Johannes und mit lieben Freunden. Letztlich sind es die glücklichen Momente, die wir gemeinsam leben und macht, besonders inmitten des Glücksortes Hambach mit Blick zum Hambacher Schloss, das Leben so ungemein lebenswert.  Zu all diesem Glück gehören sicherlich auch die Lagen, in welchen die Reben des Familienbetriebs stehen. 

Oberhalb seines Schlossgutes sind es die warmen Buntsandstein-Lagen, die dem Wein fruchtige Aromen wie Pfirsich, Birne oder Apfel geben und den Gaumen mit einer feinen Meersalznote kitzeln. Im Schiefer unterhalb des Alten Schulhauses in Hambach wurzeln die Rieslinge und geben ihnen eine sehr intensive, mineralische Struktur. 

Entlang der sonnigen Lagen, südlich von Hambach, thronen auf  Sand- und sandigem Lehmboden die Spätburgunder- und Syrah-Reben, welche im Tertiär vor ca. 25 Millionen Jahren entstanden. Ausgangsmaterial dieses Bodens sind Meeresablagerungen, welche dem Wein ein opulentes Bukett mit feiner Frucht und deutlicher Würze verleihen und für komplexe wie auch maskuline Weine stehen.

Andreas Schäffer ist kein Freund von halben oder unklaren Sachen. Das Potenzial, das er in seinen Weinbergen sieht, bringt er ohne Kompromisse zu hundert Prozent in die Flasche und lässt es zu, dass jeder Wein seinen eigenen Charakter entfalten kann und somit seine Herkunft spüren lässt. Schließlich ist Wein ganz klar ein Naturprodukt und er sollte niemals verheimlichen, wo er herkommt.

Unterhalb des optimalen Reifegrads will er keine Trauben lesen, weshalb seine Weine auch gern durch Üppigkeit und Kraft aus dem üblichen Rahmen fallen.

Natürlich findet er auch im Keller seine Glücksmomente. Die Schwierigkeit besteht nicht darin, dass es keine schönen Wirklichkeiten beim Wein gibt, sondern darin, dass so wenige von uns sie erkennen, wenn wir ihnen begegnen. Und… mit einem charmanten Augenschlag macht er seinen Mitmenschen klar, dass es ihm sehr am Herzen liegt. ungewöhnliche Weine zu machen, die nonchalant die Seele berühren und haften bleiben. 

Was ihn erfüllt, ihn antreibt? Das Gefühl, was ganz Eigenes und Besonderes zu machen, zutiefst regional verwurzelt zu sein und lauter Aromen und Glücksmomente seiner Heimat zu sammeln. 

Und… gern nimmt er sich die Zeit und setzt sich im Garten unter den Trompetenbaum, genießt einen ehrlich-authentischen Wein,  sinniert über die Facetten des Glücks, beobachtet mit seinen wachen Seelenaugen den lebenswerten Mikrokosmos um sich herum und ist einfach mal… satt zufrieden.

Weingut Andreas Schäffer / Schlossstraße 100, 67434 Neustadt an der Weinstraße / 06321 2859  / http://www.schaefferwein.de

Vielen Dank an Anne Schütz für die Fotos in diesem Beitrag

In der Pfalz kommt die Tradition auf dem Tisch

dekoratives Element

Für einen echten Pfälzer ist der Umgang mit Messer und Gabel, also das „Schnabulieren“, wie man früher sagte, mehr als schnöde Nahrungsaufnahme. In der Pfalz lebt man leibhaftig gern gesellig bei Wein, Worscht und Brot, denn Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. Ohnehin bekennt man in der Pfalz ungeniert: „Wie man isst, so schafft man“. Deftig-ungehemmt zugreifen ist Ehrensache, auch wenn der ideale Body-Mass-Index dabei ein wenig aus den Fugen gerät.  

In der Pfalz sind Deftig-würziges, aber auch mal süße Mehlspeisen kulinarisches Programm. Auch wenn ein Teil der Landeskinder fahnenflüchtig geworden ist und aus Bequemlichkeit auch gern zur Tiefkühlpizza greift, schwört der große Rest noch immer auf deftige Hausmannskost. Auch beweist der kulinarisch-gebildete Pfälzer, dass er Zunge, Gaumen und Geschmacksknospen weitergebildet hat. Das Pilgern in die Gourmetparadiese Elsass, Baden und Württemberg ist verflacht, denn in der Pfalz wird mittlerweile großes Kulinariktheater geboten. Mittlerweile sind die kulinarischen Welten in der Pfalz so vielfältig wie auch bunt, und den Künsten am Herd sind keine Grenzen mehr gesetzt. Gern entführt man auch Rezepte aus dem nahen Elsass und peppt es pfälzisch auf. Flammkuchen, Grobe Bratwürste, Pfälzer Leberwurst und Grieweworscht sowie Lewwerknepp oder Flääschknepp werden mit Finesse und typischen Kräutern verfeinert.

Das bekannteste Pfälzer Gericht ist der Saumagen oder „Saumache“. Ein gereinigter Schweinemagen dient einer Mischung aus magerem Schweinefleisch, Bratwurstbrät, Kartoffeln und evtl. Zwiebeln oder Kastanien als Hülle. Ja… typisch Pfalz gibt es auch hier zahlreiche Variationen, ein richtig oder falsch gibt es nicht, solange die Verhältnisse stimmen. Sauerkraut ist die typische Beilage, passt immer und nahezu zu allem. In den Hütten und Weinstuben steht oft der Schiefe Sack oder Pfälzer Teller auf der Karte, beides sind Kombinationen aus einer Bratwurst, einem Leberknödel mit Kraut und Brot. Beim Pfälzer Teller wird zudem noch eine Scheibe angebratener Saumagen serviert.

Und…ein vollmundiger Klassiker ist und bleibt bis Gott aus dem Himmel fällt die Pälzer Hawwedampfnudle, Hawwedambnudel oder auch Dampfknepp.  Zu dieser deftigen und leckeren Hausmannskost nach „Oma’s Art„ passen eingemachtes Obst, Obstsuppe, Kartoffelsuppe, Wein- und Vanillesoße gleichermaßen gut. Die beliebteste Beilage zur Dampfnudel ist aber eindeutig die Weinsoße (Woisoß’). Als Hauptgericht wird zuvor eine Kartoffelsuppe (Grumbeersupp‘) oder Gemüsesuppe gereicht.

 

dekoratives Element
Foto: Ralf Ziegler Deutschen Weinstraße e.V. ´

In meinen „Kulinarischen Notizen“ und auf in „Lust auf Weingut“ beschreibe ich gern jene kulinarischen Stätten, die ein wirkliches Einkehrvergnügen bereiten. Hier steht nicht nur der Wein im Vordergrund, sondern auch die leidenschaftliche Kochkunst. Meist stelle ich bei meinen kulinarischen Begegnungen in der Pfalz fest, dass die Vertrauenswürdigkeit steigt, wenn Einheimische (und nicht nur der Wirt) solche Einrichtungen mit einem breit-stolzen Lächeln adeln.

Gebrüder Schenk-Siebert – Ein echtes Stück Familienhandwerk

Sie sind wahrlich nicht laut, weder gekünstelt oder gar überspannt. Sie gestalten Neues ohne die 450-jährige Tradition aus dem Blick zu verlieren, bleiben auf dem Boden und haben dennoch den Himmel im Blick.  Sie sind sich auch nicht immer einig… jedoch finden sie in all ihrem Tun die gemeinsame Schnittmenge und gestalten einzig“einig“ die Zukunft.  Zwei Typen, eine Linie, klarer Stil, viele Ideen und reichlich Faszination. All dies bietet Storytelling und Trinkfreude pur! 

Christoph und Johannes Siebert sind nicht anders. Aber verschieden. Und das mit Stil und Charakter. Christoph managt den Außenbetrieb, Johannes den Keller. Und beide bringen sie höchstes Kulturgut gemeinsam in die Flasche.

Schon sehr früh nach seinem Abschluss an der Hochschule in Geisenheim war Johannes Siebert klar, dass er gemeinsam mit seinem Bruder nicht nur Wein produzieren möchte, sondern auch ein Teil einer Bewegung sein möchte, die neue Pfade beschreitet. Klar ist es bei der Größe ihres Betriebes schwer möglich 100% Biodynamik umzusetzen, doch schwer heißt nicht unmöglich und schwergefallen sind den beiden Jungs Herausforderungen nie. Es spornt sie eher an. 

Christoph setzt sich täglich mit dem Draußen, mit den harten Tatsachen des Terroir auseinander, denn bereits hier entstehen die sensorischen Ausprägungen der Weine. Das einzigartige Nordpfälzer Kalkstein-Terroir steht für fruchtbetonte und gehaltvolle Rieslinge mit harmonischer Säure. Hier entstehen die fruchtig-süße Noten von Mango, Maracuja, Pfirsich und Aprikose gepaart mit salzigen oder rauchigen Noten. Nur eine nachhaltig-naturnahe Bewirtschaftung ohne Einsatz von Herbiziden schafft eine gesunde Grundlage für vielschichtige Weine mit großem Entwicklungspotenzial und für die nächsten Generationen. 

Christoph und Johannes wollen die besten Weine aus ihren Weinbergen machen, aber auch die gesündesten. Sie wollen ihrer nächsten Generation, welche gerade noch laut im Hof rumtollt, einen gesunden Boden und eine lebenswerte Zukunft überlassen.

Im Keller…..Weit weg von der Mainstream-Technik konzentriert sich Johannes auf schonende Verarbeitung, ein längeres Hefelager sowie auf kleine Holzfässer. Heraus kommen sehr individuelle Weine, komplex, dicht, kräuter-würzig und mineralisch, leicht salzig. Neben den Paradeweinen will Johannes sich in Zukunft vor allem auch auf die  internationalen Rebsorten Cabernet-franc, Cabernet Sauvignon und Syrah konzentrieren. 

Bei den Sieberts wird klar, dass Weinmachen kein Nine-to-Five-Job sondern sensible Handarbeit ohne Kompromisse und ohne Zeitplan ist. Weinmacher bedeutet für ihn, offen und kreativ zu sein ohne dabei abzuheben. Neue Akzente setzen, ein Stück mehr an der Stilistik feilen, sich nie der Zukunft widersetzen und  immer Schwächen erkennen und hieraus neue Stärken kreieren.

Bereits die Einstiegsweine zeigen, dass ein guter und ehrlicher Wein nicht teuer sein muss. Sie bieten viel Frucht, sortentypische Aromen und satte Trinkfreude und bei der facettenreichen Spannbreite der Schenk-Siebert Weine wird klar, dass Wein ein großartiges, vielseitiges und faszinierendes Naturprodukt mit einem ganz eigenen Universum ist.

Die kraftvolle, reiche und fruchtige Stilistik ihrer Weine überzeugt ebenso wie ein kunterbuntes Universum weit weg von Üblich und Klassisch. Und… die Jungs überzeugen täglich aufs Neue auch Vater Gerhard, welcher mit Stolz und Zuversicht schon früh das Potenzial seiner beiden Söhne erkannte und einfach losgelassen hat… ohne jedoch den Blick und das Familienherz zu verlieren, denn auch künftig sind alle Entscheidungen ein echtes Stück Familienhandwerk.

Weingut Schenk-Siebert, Leiningerstraße 16, 67269 Grünstadt

Liebe Genussreisende!

„Lust auf Weingut“ ist eine spannende Genussreise durch charmante Weinregionen Deutschlands. In den Print-Broschüren Rheinhessen, Pfalz und Heilbronn beschreibe ich Naturlandschaften, kulinarische Entdeckungen, unterschiedliche Weinkreateure, Genussverführer, Quereinsteiger und Querdenker und liebenswerte Gastgeber sowie deren Hotels und Gästehäuser.

Auch hier, in meinem Online-Magazin, beschreibe ich  jene außergewöhnliche Gastgeber, die mich insbesondere durch ihren Charme, Ihre Qualität und ihre Servicefreundlichkeit überzeugt haben. 

„Es ist eine liebenswerte Kunst, den Gast in seiner Gesamtheit zu erfassen und seine Wünsche als gegebene Selbstverständlichkeit    zu würdigen“