Lust auf das Leben – Rheinhessen fasziniert

Sicherlich liegt es am Licht und irgendwie fühlt sich die Luft hier anders an. Frischer, klarer – freundlicher. Selten ist um fünf Uhr früh meine Welt sortiert und in Ordnung. Zu dieser Unzeit bewegen sich meine Zehen noch fremd in die Welt. Auch mein Tastsinn ruft meine Augen um Hilfe. Blinzeln, nah am verzweifeln, das Gehirn noch in Tüll gehüllt, mein Gaumen dürstet nach Kaffee. Wie konnte ich nur auf die bekloppte Idee kommen, Land und Leute bereits im morgendlich-milchigen Nebelschleier zu entdecken. Hier auf einem der vielen „Hiwwel“, dem Wissberg – die zweithöchste Erhebung im Wein- und Hügelland Rheinhessen. Sein langgestrecktes Plateau verleiht ihm auch den Namen „Tafelberg“. Von hier oben lässt es sich vorzüglich in das Herz Rheinhessens blicken. 

 

Ganz allmählich verlässt der Morgennebel die bizarren Weinlandschaften, in kunterbunte Farben des Frühsommers gepinselt, das Rheintal. Es wird Zeit der Sonne Platz zu machen und ihr den Laufsteg der Natur zu überlassen. Die Farbenvielfalt verzaubert ein wenig die Sinne: alle Gelbtöne in einem prächtigen Blütenmeer mit Weiß vereint. Das satt-frische Grün der Wiesen- und Reblandschaften streckt sich der aufkommenden Sonne entgegen, welche nun in Zartrosa, etwas Aquamarin und prächtigen Silberstreifen ihre Fühler ausstreckt und nun auch mich wachrüttelt. Es wird sicherlich wieder ein sonnen-prächtiger Tag und meine heutige Tour wird wieder ein Erlebnispfad durch Wein und Kultur mitsamt Mensch und Natur. 

Auf der Kirchturmuhr dort unten blitzen die Zeiger auf, die sich ganz allmählich der 6 Uhr-Marke annähern. Ganz allmählich tritt der Horizont zurück, versteckt sich im tiefliegenden Morgennebel, welcher nonchalant sämtliche Geräusche absaugt. Kein Mensch weit und breit.

Unten das Tal, ein unendliches, frohes Mosaik aus Reb- und Wiesenlandschaften, kleinen Dörfern mit roten Ziegeldächern ihrer Häuser, welche sich mal sanft mal schroff an die abfallenden Hänge schmiegen. Landstraßen schwingen ihre Arme durch das weite Land. Auto-Glas blitzt auf. In der Ferne zieht sich das graue Band einer Autobahn entlang. Ein Autobahnkreuz mit seinen geschwungenen Abfahrten erinnert an eine überdimensionale Schleife, welche die Landschaft wie ein Paket zusammenschnürt. 

In der Tat… eine Wandertour auf den zahlreich-herrlichen, gut markierten, Pfaden sollte man demütig früh am Morgen beginnen und so in die Geburt des Tages eintauchen. Mal ganz weit weg vom Alltag auf eine Wanderung für die Seele. Rheinhessen ist geradezu prädestiniert für Begegnungen mit sich und einem satten Stück Gemütlichkeit. Die Wein- und Genussregion bietet vielfältige Einblicke in kreative Kochtöpfe und prächtig-schöne Weingewölbe. 

Hier begegnen mir Menschen, die Einsamkeit ebenso schätzen wie herzliche Gastfreundschaft. Hier wird authentische Tradition und Kultur gepflegt und so gerne gelebt. Auch Menschen, die Natur wie auch Harmonie suchen und jene Menschen, die die Erholung und Inspiration schätzen, geben mir reichlich Nahrung für Herz und Seele. Kurz: Rheinhessen verwöhnt meinen Geist, schmeichelt meiner Seele und lässt meinen Gaumen beste Weine und besondere Weinmacher einfangen.